War es schwierig, sich in Ihre Rolle hinein zu versetzen?
Nein. Man kann sich über Narzissten und ihr aufgeblasenes Ego sehr leicht lustig machen, und es bringt jeden zum Lachen. Sehr viele Komödien beruhen auf dieser Prämisse. Und es ist mindestens ebenso witzig, so jemanden zu spielen. Dee-Dee ist eine Diva, und sie kommandiert die Szene, den Raum, als ob es ihr Königreich wäre. Ich kann so etwas nicht, aber es war super, es zu spielen.
Welche Diva hat Sie inspiriert?
Liza Minnelli. Ich studierte Schauspiel auf der Yale Universität und schlich mich eines Abends davon, um „Liza with a Z“ am Broadway zu sehen. Ich konnte mir nur die billigste Karte ganz hinten oben leisten, aber Liza hatte die Power, ihren Auftritt auch bis ins letzte Eck hineinzutragen. Und das hat mich gelehrt, wie viel Kraft und Großzügigkeit man als Theaterschauspieler haben muss, um dem Publikum wirklich etwas zu bieten. Sie hat mich, die Schauspielstudentin, inspiriert. Wie keine andere.
Sie erzählten uns mal, dass Sie eigentlich Opernsängerin werden wollten, nicht Schauspielerin…
Ja, in sehr jungen Jahren. Aber dafür fehlt mir wirklich die Stimme. Was nicht heißt, dass ich nicht schon immer sehr gern gesungen habe. Ich liebe es.
Eine Prom ist so etwas Wichtiges für Teenager in den USA, aber mit Ausnahme der Maturafeier gilt das nicht für den Rest der Welt. Was sind Ihre Erinnerungen an Ihre erste Prom?
Meine erste Prom war mit 14, und ich ging mit einem Senior, also einem 18-Jährigen als Date hin. Ich war schrecklich aufgeregt. Meine Mutter hatte mir ein Kleid genäht, mit Spaghettiträgern. Ich sah perfekt aus, Kleid, Make-up, Frisur. Mein Date holte mich ab und öffnete die Autotür, und ich stieg ein, setzte mich hin und stretchte dabei das Kleid wohl ein bisschen zuviel, und beide Träger rissen. Ich versteckte die Träger in meinem BH und so tanzte ich die ganze Nacht, während ich mein Kleid festhielt, damit ich nicht in der Unterwäsche dastand. Es war grauenhaft.
Im Film geht es um Diskriminierung eines lesbischen Pärchens, das nicht zur Prom eingeladen wird. Wann ist Ihnen zum ersten Mal Diskriminierung aufgefallen?
Ich war 11, es muss also in der zweiten Klasse Gymnasium gewesen sein. Mein Musikprofessor wurde eine Frau. Ich habe eine kleine Schule in New Jersey besucht. Und er war trans. Sie haben ihn von der Schule gefeuert. Er ist bei seiner Familie geblieben, bei seiner Frau und seinen Kindern und hat den Beruf gewechselt. Er war einer meiner Lieblingslehrer und es war mir völlig gleichgültig, ob er ein Mann oder eine Frau war. Und ich konnte nicht verstehen, warum er dafür bestraft wurde. Das hat mir die Augen geöffnet, und ich habe begonnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Sie haben im Laufe Ihrer Karriere so viele Preise gewonnen (177! darunter drei Oscars und acht Golden Globes), dass Sie wohl allein dafür einen Lkw brauchen, wenn Sie umziehen. Was bedeuten Ihnen Preise?
Preise gewinnen wird nie langweilig. Das ist eine Auszeichnung deiner Arbeit, dass du gesehen und geschätzt wirst. Wenn ich mir die jungen Leute in „The Prom“ ansehe, Ariana DeBose und Jo Ellen Pellman, und ihr junges Talent, dann ist das alles so frisch, so neu. Und ich kann die Preise, die noch auf sie zukommen werden, spüren. Ich kann’s kaum erwarten für sie. Dass sie das Gefühl haben gesehen zu werden. Das ist das beste Gefühl der Welt.
Kommentare