ServusTV stellt klar: Wegscheider geht als Intendant Ende September

Bleibt Ferdinand Wegscheider doch, oder geht er – wie angekündigt – wirklich? Diese Frage, die viele aus höchst unterschiedlichen Gründen bewegt, ist nun definitiv beantwortet.
Eine Woche nach dem 65. Geburtstag des langjährigen Intendanten von ServusTV hat das Red Bull Media House, wozu der Sender gehört, das Austrittszenario Wegscheiders klargestellt. Dass überhaupt breit interessiert, was beim 5-Prozent-Sender in Salzburg passiert, zeigt, was Wegscheider in den vergangenen Jahren (sich) geleistet hat.
Laut Information von ServusTV wird sich Wegscheider definitv Ende September "aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen" und damit von der Intendanten-Position. "Ferdinand Wegscheider hat sich entschieden, nach seinem 65. Geburtstag die Leitung des Senders abzugeben", heißt es in einer knappen Mitteilung.
Er wird, wie vom KURIER schon im Frühjahr berichtet, ServusTV künftig "in beratender Funktion" zur Seite stehen. Weiter läuft noch sein Kommentar "Der Wegscheider“ - auf dem Sender und via Social Media ein einschlägiger Hit und ebenso von vielen nachdrücklich abgelehnt.
Keine direkte Nachfolge
Was es nicht gibt, ist eine direkte Nachfolge für den "Intendanten" – ein Titel, der beim ORF, wo der vormalige Privatfunk-Pirat seine Karriere begonnen hat, auch schon länger obsolet ist. "Details zu seiner Nachfolge folgen zeitnah", erklärt man dazu in der Stellungnahme.
Mit seinem Wochenkommentar war Ferdinand Wegscheider Anlass für ein medienbehördliches, noch nicht abgeschlossenes Verfahren - auch künftig meldet sich "Ferry" weiter zu Wort
Als potenzieller Senderchef gehandelt worden war Matthias Schrom, ab November 2024 Gesamt-Redaktionsleiter bei ServusTV und davor TV-Chefredakteur beim ORF. Er hat aber das Unternehmen bereits wieder im Juni – und zwischenzeitlich in Richtung burgenländischer Landesholding - verlassen.
Grund waren "unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft des Senders" – so viel Macht und Rückendeckung hat(te) Wegscheider offenkundig auch in der Zeit seit dem Tod von Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz vor knapp drei Jahren.
Nächste Weichenstellungen folgen im Oktober
Die für die Zukunft wesentliche personelle und strukturelle Weichenstellung folgt mit Oktober: Dann startet Matthias Brügelmann, wie vom KURIER berichtet, der künftig für die Inhalte aller Servus-Medienmarken gesamtverantwortlich sein wird.
Denn zukünftig sollen "alle Medienkanäle und Marken unter Servus Media" gebündelt werden. Dazu zählen neben ServusTV auch die Red Bull Studios und Print-Produkte wie Bergwelten, Terra Mater oder die Servus-Magazine.

Wegscheider wird als Berater des Senders ServusTV eine Stütze sein
Ziel dessen: Inhalte sollen verstärkt "kanalübergreifend" und mit einem "One Content – All Media"-Ansatz entwickelt und produziert werden. Am Ende dessen soll ein "digitaleres, relevanteres und effizienteres Medienunternehmen" entstehen.
Brügelmann war zuvor knapp 30 Jahre bei Axel Springer. Er war zuletzt Sportchef von Bild und Bild am Sonntag (und damit Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff bestens bekannt) sowie Mitglied der Bild-Chefredaktion.
In der Hierarchie berichtet Brügelmann an Dietmar Otti, als Global Head of Media Gesamtverantwortlicher für die Medien des Red Bull Media House. Auch er war zuvor u. a. bei Springer tätig.
ServusTV-Quoten für die Fernseh-Historie
Wenn Wegscheider also Ende September seine Position bei ServusTV verlässt, kann er mit der Übertragung der Fußball-EM 2024 und den damals eingefahrenen Quoten-Rekorde auf Fernsehhistorisches für den Sender und für sich verweisen.
Beim nächsten anstehenden TV-Fußball-Großereignis, der Fußball-WM 2026, ist ServusTV übrigens als Sublizenznehmer des ORF dabei. 2028, bei der nächsten Fußball-EM, sind die Rollen wieder umgekehrt besetzt. Die Bekanntgabe dieses Deals vergangene Woche war offenbar der letzte für den Sender wegweisende Akt von "Ferry", wie Wegscheider von allen in der Branche genannt wird.
Klar für die Zukunft des Senders und des Red Bull Media House ist aber auch, und darauf deutet diese neue Struktur hin: Man ist endgültig der Liebhaberei entwachsen.
Auch ServusTV und seine Online-Plattform ServusTV On können nicht länger ein Mehrfaches dessen kosten, was hier eingenommen wird. Abseits der vielen teuren Premium-Sportrechten muss man, speziell auch im Hauptabend, am Seher- und vor allem am Werbemarkt noch relevanter werden. Das hat wohl auch programmliche Weichenstellungen zur Folge.
Gibt er seinen Segen?
Es steht also einiges an Neuerungen im Red Bull Media House und bei ServusTV an.
Bei der Aussee-Krimi-Reihe von ServusTV schlüpft der bisherige Intendant und künftige Berater Wegscheider stets in die Rolle des Pfarrers - auch dieser Tage wieder. Ob alles, was da nun kommt, seinen Segen erhält?
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