ORF1 neu: Quiz, mehr Eigenproduktionen und "Mini-ZiB"
Noch keine 100 Tage nach Amtsantritt hat Stefanie Groiss-Horowitz erste Programmvorhaben präsentiert. Anfang des Jahres hat die vormalige Senderchefin von Puls4 die ORF-Programmdirektion von Kathrin Zechner übernommen – und interimistisch auch das ORF1-Channel-Management, für das bisher Lisa Totzauer zuständig war.
Im „Windschatten“ von ORF2 – der „treibenden Kraft unserer ORF-Gruppe“ –, will Groiss-Horowitz die „Neupositionierung von ORF1“ angehen. Sie möchte dabei nicht von einem „Baustellendasein“ des Senders sprechen. Es gebe jedoch „Handlungsbedarf“, vor allem beim Vorabend: „Wenn wir nicht in österreichisches Programm investieren, kommen wir in eine Austauschbarkeit“. Die jetzige Struktur komme noch aus einer Zeit, in der US-Serien ein „gutes Betriebsmittel fürs Fernsehen waren“.
Die erste Neuerung wird auch den Vorabend betreffen: Ende April soll wochentags jeweils um 17.45 Uhr ein neues Quiz starten, das „frisch und flott daherkommt“, sich aber auch „sehr gut eignet, es nebenbei laufen zu lassen“. Um 18.40 folgt das bewährte Quiz „Q1“. Beibehalten wird die Durchschaltung der „Zeit im Bild“ um 19.30 Uhr. Im Anschluss an den Sport feiert um 20 Uhr das „ZiB Magazin“ ein Comeback, später am Abend ersetzt die „ZiB 3“ die jetzige „ZiB Nacht“.
Auf Netflix-Niveau
Im Hauptabend soll der Montag weiterhin im Zeichen von Serien und künftig auch verstärkt von Eigenproduktionen stehen. Ab 25. April wird in Doppelfolgen die Serie „Alles finster“ zu sehen sein. Im Herbst stehen auf diesem Sendeplatz „Blackout“ sowie „Tage, die es nicht gab“ am Programm – bei letzterer Produktion werde das Publikum sehen, „auf was für einem Netflix-Niveau der ORF Serien anbieten kann“.
Der Mittwoch sei der Tag der „journalistischen Unterhaltung“, der sich tendenziell auch für „ORF1 Spezial“ gut eigne: Dieses Format – es gab bereits Ausgaben zur Impfpflicht und zum Krieg – soll anlassbezogen ins Programm gehoben werden. Nächste Woche werden sich Mariella Gittler und Christoph Feurstein etwa dem Thema Teuerung widmen. Ab Herbst soll mittwochs ein Magazin zu Nachhaltigkeits- und Klimathemen starten, das derzeit unter dem Arbeitstitel „Planet Show“ läuft. „Talk 1“ wird nicht fortgesetzt.
Freitag und Samstag werden wie bisher im Zeichen von Unterhaltung und Shows stehen, wobei sich Groiss-Horowitz hier auch Hauptabendvarianten der ORF1-Quizsendungen – etwa ein „Q1 XXL“ – vorstellen kann.
Fußball und Kaiser
Als weitere Highlights des heurigen Jahres nannte sie ein „Wir sind Kaiser“-Spezial sowie die Frauenfußball-EM, die „sehr groß“ und „ähnlich emotional wie ein Männerfußball-Event“ begleitet werden soll.
Für die Jüngsten soll die „Mini-ZiB“ zurückkommen und Begriffe wie Krieg oder Einmarsch, die Kinder im Alltag aufschnappen, altersgerecht erklären. Diese Sendung, moderiert von Fanny Stapf, könne wie eine Art Lexikon auch im Digitalen funktionieren. Die aktuelle Regelung, nach der ORF-Inhalte maximal sieben Tage nach Ausstrahlung in der TVthek verbleiben dürfen, sei da „natürlich ein wunder Punkt“.
Man denke über Formate nach, die, wenn die angekündigte Digitalnovelle kommt, auch „online first“ ausgespielt werden können. Inhalte „online only“ und nicht auch linear zu senden, fände Groiss-Horowitz jedoch „schade“.
Gearbeitet werden müsse im ORF am Thema Diversität. Es brauche aber Zeit, um neue Gesichter zu finden und auszubilden, bevor diese auf den Schirm kommen können.
Zufrieden zeigte sich die Programmdirektorin mit den „Starmania“-Quoten – trotz Rückgangs. Man könne die aktuelle Staffel nicht mit dem Comeback im Vorjahr vergleichen, das „eine enorme Aufmerksamkeit“ gehabt habe. Heuer sei „Starmania“ an jenem Tag gestartet, an dem die Clubs wieder öffneten, während es beim Auftakt 2021 einen Lockdown gab. Bei mehr als 20 % Marktanteil bei den Jungen müsse man „nicht unzufrieden“ sein.
Wie lange Groiss-Horowitz interimistische Channel-Managerin bleiben wird, ist noch nicht klar.
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