Ungarisches Staatsfernsehen will "Homosexuelle heilen"

Moderator Kristóf Trombitás.
Im ungarischen Kultursender M5 wurde u. a. über "Propaganda der Schwulenlobby" in Westeuropa diskutiert.

"Zustand? Krankheit? Störung?" Mit diesen Worten startete am Mittwoch eine Diskussionssendung im ungarischen Staatsfernsehen, in der es darum ging, wie man Homosexualität heilen könne. Zu sehen war das Ganze bei M5 – dem ungarischen Bildungs- und Kultursender.

Das zeigt, wie sich das Klima in Ungarn unter Viktor Orbán gedreht hat. Mitglieder seiner Fidesz-Partei haben immer wieder mit homosexuellenfeindlichen Äußerungen aufhorchen lassen. Orbáns Regierung, unter deren Einfluss das Staatsfernsehen steht, wird u. a. von der EU vorgeworfen, Homosexuelle zu diskriminieren.

Von "Krankheit" befreien

Im Einspieler der Sendung hieß es: Homosexualität sei heute kein Tabu mehr. Doch es gebe viele, die zurück zur Heterosexualität finden wollen und nicht wüssten, wie. Laut der Sendung gebe es auf der ganzen Welt Ärzte, Psychiater und Psychologen, die Homosexuelle "von dieser Krankheit" befreien könnten. Diese "Ärzte" würden normalerweise selten damit vor Kameras treten – "Mainstream-Wissenschaftler" würden sie diskreditieren.

In Ungarn, so der Einspieler, wäre Homosexualität eigentlich nur einmal im Jahr Thema, nämlich bei der "Budapest Pride" (bei der 2018 auch Conchita aufgetreten ist). Die "aggressiven Exhibitionisten" bei der Veranstaltung würden einer sachlichen Debatte aber schaden.

Moderator Kristóf Trombitás diskutierte anschließend mit zwei Studiogästen: einem katholischen Pfarrer, András Hodász, und einem ehemaligen Journalisten der rechtskonservativen Wochenzeitung Heti Válasz, Szilárd Szönyi.

Ungarisches Staatsfernsehen will "Homosexuelle heilen"

Propaganda im Westen

Der eingeladene Journalist meinte, im Westen sei Homosexualität heutzutage nichts Verwerfliches mehr, sondern werde vielmehr als "zu begrüßende, positive, fast gewünschte Verhaltensweise" aufgefasst. Der Moderator sinnierte, ob es vorstellbar sei, dass "bestimmte Organisationen sogar Interesse daran hätten, dass jene zumeist jungen, in ihrer Sexualität verunsicherten Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll, eher auf die Seite der Homosexualität kippen, als auf die der Heterosexualität."

Es folgte ein weiterer Einspieler, der so anmoderiert wurde: "Hören wir uns an, was passiert, wenn jemand im entwickelten Westen nicht genau den Anweisungen der Propaganda folgt." Eine britische Anwältin erzählte, dass es in Großbritannien ein totalitäres System gebe. Regierung, Lehrer, Richter – sie alle würden einer vorgegeben Meinung folgen. Wer die Agenda der "Schwulenlobby" nicht akzeptiere, werde dafür in Großbritannien bestraft. Die Frau lobte dafür die Meinungsfreiheit in Ungarn.

Der Moderator fragte, wie sich diese "Propaganda" in Westeuropa so weit durchsetzen konnte. Der Pfarrer antwortete: "Die Menschen suchen einfache Antworten."

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