Teletest 2.0: Sekundengenaue Vermessung der Fernsehwelt startet in Österreich

Thomas Gruber, Co-Geschäftsführer ProSiebenSat.1Puls4 und AGTT-Obmann
Einführung durch Joint Venture von Red Bull und AGTT. Mediaagenturen unterstützen Schritt der TV-Sender. Publikum gewinnt an Relevanz

Mit 1. September startet nach vierjähriger Entwicklungs- und Testphase ein neues Quoten-Mess-System: der Teletest 2.0. Dafür nutzt man – nach Zustimmung der Nutzer – (Rückkanal-)Daten von 1,1 Millionen mit dem Internet verbundenen SmartTV-Geräten.

Die Messung von HbbTV-Geräten ist für sich nichts Neues. Aber man vereint sie mit den soziodemografischen und Konsum-Merkmalen des bisherigen Teletest-Panels in einer Modellhochrechnung, erläuterte Thomas Gruber, Obmann des für den Teletest zuständigen Vereins AGTT. Im klassischen Teletest-Panel befinden sich weiter 1.600 repräsentative TV-Haushalte.

Null Nuller-Reichweiten

Durch die weiterentwickelte Messmethodik ist nun eine sekundengenaue Hochrechnung des Publikums möglich. „Nuller-Reichweiten“, also Zeiten, in denen angeblich niemand TV konsumiert, gehören der Vergangenheit an. Zudem werden die Daten zur zeitversetzten Nutzung von TV-Inhalten (On demand) integriert. Die Veröffentlichung aller Zahlen ist weiterhin für den Vormittag des Folgetags vorgesehen.

Entwickelt wurde der Teletest 2.0 durch TV-Insight, einem Joint Venture von Red Bull und der AGTT und in enger Abstimmung mit den Media-Agenturen. Denn sowohl ihnen als auch den TV-Veranstaltern geht es in Einem ums Gleiche: Die Entscheidung über Werbeinvestitionen im Land zu halten.

Stabile Datenlage

Durch stabilere Daten sei ein exakteres Prognostizieren der Reichweiten möglich, betonte Susanne Koll, Präsidentin der Interessensgemeinschaft der Media Agenturen (IGMA) und CEO OMG Austria. Damit könne man Kunden eine stabilere Kampagnenleistung bieten und letztlich auch Zielgruppen feiner gestalten. Und das in einem seriösen Umfeld.

Mit einem neuen Tool, TV-LOAD (steht für „live optimised ads“), wird es möglich, je nach Publikum vor dem Schirm bis eine Minute vor Ausspielung die Werbeblöcke neu zu kombinieren. „Ein riesiger Aufwand“, erklärte Gruber, Co-Chief Executive Officer bei ProSiebenSat.1Puls4. Aber eben auch zielgenauer. Aus seiner Sicht ist mit dem neuen Mess-System und dessen Möglichkeiten etwas gelungen, was es im deutschsprachigen Raum respektive Europa bisher noch nicht gibt.

Publikumsreaktion zählt

Spannend wird der Teletest 2.0 für Fernsehmacher, weil man präzise weiß, wann Publikum weg- oder zuschaltet und man in der Folge reagieren kann. So viel Einfluss hatten die TV-Konsumenten bisher kaum. 

Auf den Standard Teletest 2.0 haben sich alle Marktteilnehmer am TV-Markt verständigt, also sowohl der ORF als auch die Privatsender.

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