Schauspieler Thomas Mraz (46) ist in den nächsten Wochen mehrfach im ORF zu sehen, nicht zuletzt als Pudschedl in den „Vorstadtweibern“ ab Anfang Jänner. Gemeinsam mit Kabarettist Klaus Eckel war er nun aber erstmals als Drehbuch-Autor für einen TV-Film im Einsatz. Die Stadtkomödie „Eigentlich sollten wir“ ist weitgehend abgedreht. Nur lustig waren Dreharbeiten allerdings nicht.
Bei „Eigentlich sollten wir“ zeichnen sie erstmals und gemeinsam mit Klaus Eckel als Film-Drehbuch-Autor verantwortlich. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Klaus Eckel?
Wir kennen einander schon länger. Klaus hatte ein Bühnenstück „Après Ski – Ruhe da oben!“ geschrieben, das 2015 Premiere hatte. Den Mann, der am Sessellift vergessen wurde, habe ich gespielt. Wir haben damals auch einiges am Text herum gefriemelt. Da entstand die Idee, einmal gemeinsam ein Drehbuch zu schreiben. Beim Reden kam Klaus dann später einmal auf das viele Spielzeug seiner Kinder zu sprechen und den Konsumwahnsinn und irgendwann auf den Klassiker: Mann steigt in der Nacht auf Spielzeug… Das war der Impuls und wir haben begonnen, herum zu spinnen. Relativ bald habe ich vorgeschlagen, daraus ein Drehbuch zu machen – das ist vier Jahre her. Wir haben dann für die Stoff-Entwicklung grünes Licht vom ORF bekommen. Vor mehr als einem Jahr hat sich auch noch Harald Sicheritz, der die Regie übernommen hat, darum angenommen und dann hat das Projekt richtig Fahrt aufgenommen.
Sie spielen auch die Hauptrolle in dieser Komödie. War das so geplant?
Eckel wollte sie nicht spielen, weil er sich da nicht gesehen hat – was ich wiederum gar nicht finde. Er hat stattdessen immer gemeint, ich solle spielen. Und mit dem Hintergedanken haben wir das dann auch geschrieben. Das bringt aber eine etwas komische Situation – man will als Schauspieler die Rolle spielen, andererseits denkt man sich als Autor, die Hauptsache ist, dass das Buch überhaupt verfilmt wird. Gottseidank ist es dann so gekommen, denn so klar war das nicht von Anfang an.
Zur Person
Thomas Mraz wurde 1975 in Wien geboren. Lernte Repro-Techniker. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am Konservatorium in Wien und ist ausgebildeter Bariton. Arbeitet auch als Autor und Regisseur. Nominierungen für ROMY („Vorstadtweiber“) und zuletzt österr. Filmpreis („Risiken und Nebenwirkung“)
Zum Film
Stefan Steindl, mäßig erfolgreicher Pressefotograf und Familienvater, wird durch einen Plastiksaurier zum Protest gegen den Konsumwahn motiviert und ist in der Folge verdächtig, „Parents Against Krempel“ zu leiten. Mit u. a. auch Marleen Lohse, Roland Düringer, Aglaia Szyszkowitz. Regie: Harald Sicheritz. Produktion: e&a film
Wie geht die Geschichte und was ist ihr Tenor?
Nachdem sich der Vater mit dem Schritt aufs Spielzeug etwas wehtut, fördert das in seiner Wehleidigkeit verschüttete Ideale seiner Jugend zu Tage. Das Weltveränderer-Gen wird nochmals reaktiviert - zuhause aber mit null Resonanz. Er trifft dann in einem Repair-Cafe auf Gleichgesinnte und es formt sich eine Anti-Konsum-Bewegung, die diverse Aktionen startet. „Eigentlich sollten wir“ ist der Versuch, ein großes, ein weltweites Thema wie die Klima-Krise auf humorvolle Weise auf einen einzelnen Akteur herunter zu brechen.
Und statt erhobenen Zeigefinger gibt’s Training für die Lachmuskeln?
Optimaler Weise schon - man erlebt ohnehin schon genug Zeigefinger, auch im Fernsehen. Klaus Eckel allein ist aber schon Garant genug, dass der Witz nicht auf der Strecke bleibt.
Wie schreibt man eigentlich zu zweit ein Drehbuch?
Das ist nicht ganz leicht. In der ersten Phase, wenn man die Geschichte grob entwirft, hat das den Vorteil, dass man sehr schnell ist, weil man sehr unterschiedlich denkt und viele Ideen hat. Später haben wir uns die Dinge aufgeteilt, der eine hat etwa den Handlungsstrang geschrieben, der andere die Szenen im Repair-Cafe. Das haben wir uns dann hin- und hergeschickt und gnadenlos Feedback gegeben.
Sie spielen mit Marleen Lohse („Nord bei Nordwest“).
Sie macht das ganz wunderbar, dabei ist ja nicht einfach für Sie. Sie kommt aus Deutschland auf ein Set, wo sie niemanden kennt, das ist nicht leicht. Aber sie ist so easy drauf, umgänglich – und natürlich eine tolle Schauspielerin. Wir haben im Jänner noch eine Drehwoche, ich freu mich drauf. Fertig sind hingegen schon die drei Kinder, die mitspielen und ihre Sache hervorragend gemacht haben.
Dieser Dreh war überschattet von Corona-Infektionen. Wie dreht man eine Komödie fertig, wenn man weiß, man wurde von jemanden am Set infiziert?
Ich geh davon aus, dass das ja niemand absichtlich macht. Tatsächlich schwierig wird es aber, wenn man weiß, dass die Infektion von Kollegen oder Kolleginnen stammt, die nicht geimpft waren und das auch nicht wollen. Man hatte gehofft, dass man das Problem mit dem strengen Test-Regime, das an einem Set durch die Comeback-Regeln vorgegeben ist, im Griff hat – das war nicht der Fall, trotz dreier PCR-Tests je Drehwoche und täglichen Antigen-Tests. Ich bin doppelt geimpft und wurde nach der ersten Drehwoche infiziert. Eckel und ich haben zuvor so viel Zeit und Engagement in diesen Film investiert und plötzlich muss die Produktion wegen Corona-Infektionen stoppen - das war extrem ärgerlich. Meine Hauptsorge war aber, zumal ich ja selbst den Impfdurchbruch erlebt habe, ob ich das Virus weitergegeben habe an meine Frau oder meine Mutter – wie kämen denn die dazu? Das hat mich wirklich wahnsinnig gemacht.
Thomas Mraz ist in den nächsten Wochen mehrfach im ORF zu sehen. So etwa in einer Gastrolle in „Man kann nicht alles haben“ am 8. Dezember, womit der Reigen neuer Stadtkomödien und Landkrimis in ORF1 eröffnet wird. In der Grazer Stadtkomödie will Aglaia Szyszkowitz als knallharte Scheidungsanwältin die Ehe ihrer Tochter Anna (Marie Luise Stockinger) mit dem ältlichen Rockstar Richie (Fritz Karl) verhindern – den sie von früher her gut kennt.
Im Landkrimi „Flammenmädchen“ am 21. Dezember ermitteln Stefanie Reinsperger und Manuel Rubey wegen einer zur Unkenntlichkeit verbrannten Leiche. Da ist auch Mraz nicht weit…
Zurück ins humorvolle Fach geht’s für Mraz mit „Alles Schwindel“ am 26. Dezember (0.20, ORF2), einer Komödie Wolfgang Murnbergers, in der Klimts „Kuss“ gestohlen wird.
Am 10. Jänner startet dann die sechste und letzte Staffel der ORF-Erfolgsserie „Vorstadtweiber“. Mit dabei das Duo aus Tabata Goldstaub (Ruth Brauer-Kvam) und dem tollpatschigen Pudschedl (Mraz), das wieder ihrem – nicht seinem – kriminalistischen Instinkt folgt.
Wie ging es weiter?
Ich musste zehn Tage in Quarantäne. Zwei Ärzte habe mich mit der Aussicht auf durch meine Impfungen abgemilderten Symptome beruhigen können. Aber es ist noch immer so, dass ich beim Riechen Probleme habe, es ist total reduziert, das Schmecken ist zum Glück wieder zurück. Der Verlauf war darüber hinaus milde. Ich habe nach meiner Rückkehr ein sehr offenes Mail an alle geschickt, in dem ich meine Gedanken dargelegt habe. Wir Schauspieler sind ja ohnehin in einer vergleichsweise entspannten Position, werden am Set verhätschelt und müssen, weil wir geschminkt sind, keine Masken tragen, während alle anderen es tun müssen.
Manche Schauspieler, darunter ihr Kollege am Set, Roland Düringer, sind zuletzt durch umstrittene Aussagen und Zugänge zum Pandemie-Thema aufgefallen. Wie sehen Sie das als Betroffener?
Ich halte deren Aktionen für entbehrlich. Man kann über alles streiten, aber dass das keine Grippe ist, müsste sich angesichts von Millionen Toten weltweit und von mehr als zehntausend Toten in Österreich herumgesprochen haben. Ich halte es auch nicht für gerechtfertigt, diesen Stimmen medial so viel Aufmerksamkeit und Raum einzuräumen – das passiert wohl, weil es mehr Klicks bringt. Verhältnismäßig ist es jedenfalls nicht. Es gibt ein paar Kollegen, die so denken, das darf auch so sein, Verständnis habe ich aber keines dafür. Ich habe auch schon über Aktionen nachgedacht, um die Impfbereitschaft zu steigern, etwa ein „impf‘ und greet“.
Das klingt sehr nachdenklich, dabei sind sie quasi auf Heiteres programmiert. So auch in ihrem Gastspiel in „Man kann nicht alles haben“, eine ORF-Stadtkomödie, die am 8. Dezember zu sehen sein wird.
Es hieß schon auf der Schauspielschule, dass ich der Lustige sei. Das hat sich bei den Engagements in den vergangenen Jahren sogar noch verstärkt. Ernstere Rolle spiele ich lustigerweise eher im Ausland oder wie beim Jägerstätter-Film von Terrence Malick, „A hidden life“. In Österreich bin ich eher in der anderen Schublade zu finden. Die Grazer Stadtkomödie mit Aglaia Szyszkowitz und Fritz Karl ist eine amüsante Liebeskomödie, die auch ein wenig in der Steirer Austropop-Szene spielt - Opus ist sogar mit dabei. Regie hat Michael Kreihsl geführt, mit ihm habe ich zuvor „Vier Saiten“ mit Otto Schenk und „Risiken und Nebenwirkungen“ gemacht, das leider in Österreich im Kino wegen Corona das Publikum nicht so erreichen konnte. Aber im Frühjahr gibt es dann in Deutschland einen Anlauf.
Ebenfalls 2022 steht dann die letzte Staffel der „Vorstadtweiber“ ins Haus, da sollten Pudschedl und Tabata Goldstaub nicht fehlen?
Für mich war diese Serie etwas Besonderes, und die Paarung gemeinsam mit Ruth Brauer-Kvam war wirklich witzig. Es war ja auch die Familienkonstellation mit Susi Stach so schräg. Die Wirkung der „Vorstadtweiber“ konnte ich zu Beginn gar nicht einschätzen. Dass es letztlich sechs Staffel mit einem so großen Publikumszuspruch werden würden, war nicht absehbar. Ich kenne viele, die sie lieben, ich kenn natürlich auch ein paar, die sie gar nicht mögen. Das ist vielleicht auch so ein wenig das Erfolgsgeheimnis, dass man es nicht jedem recht machen wollte.
Es gab immer wieder Gerüchte über ein Spin-off mit Pudschedl. Uli Brée hat jetzt Tabata Goldstaub einen Roman gewidmet, „Du wirst mich töten“. Könnte da noch was kommen?
Es gab da diverse Ideen für Spin-offs, auch was Pudschedl und Goldstaub betraf. Ich weiß aber nicht, wie weit das jemals gediehen ist. In Brées Roman spielt er – soweit ich weiß – keine Rolle und es ist auch ein anderes Genre nämlich Krimi.
Können sie sich vorstellen, aus Pudschedl noch etwas zu machen?
Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass diese Figur auserzählt ist. Es wäre aber früher interessant gewesen zu schauen, ob da nicht doch mehr da ist, als dass Pudschedl eins aufs andere Mal nicht checkt, was los ist. Ich möchte jetzt aber etwas Anderes machen – vielleicht sogar etwas nicht Lustiges in Österreich (schmunzelt).
Wie geht es mit dem Schreiben weiter? Oder vielleicht einmal Regie?
Früher dachte ich immer, es wäre einfach, neben dem Drehen auch noch ein wenig zu schreiben. Aber das geht nicht, das habe ich mittlerweile gemerkt. Man muss sich die Arbeitszeit dafür tatsächlich einteilen, sonst wird das nichts. Drehbuchschreiben für den Film, das reizt mich schon. Ideen gibt es auch. Vielleicht sogar später einmal selbst inszenieren. Auch das kann ich mir gut vorstellen. Mal schauen, ob das so funktioniert, wollen würde ich.
Was steht unmittelbar für Sie an?
Wir drehen Ende Jänner die Stadtkomödie „Eigentlich sollten wir“ fertig. Und ab 26. Februar spielen wir wieder „Orpheus in der Unterwelt“ im Rabenhof. Ruth Brau-Kvam hat Regie geführt und ihr Mann Kyrre Kvam die Musik arrangiert. Sie haben die verstaubte Operette genial mit dem Rock der 70er gekreuzt. Wir hatten letztes Jahr unmittelbar vor dem ersten Lockdown Premiere und ich freue mich schon riesig wieder als Zeus/Elvis auf der Bühne Suspicious Minds zu singen.
Kommentare