Thomas Mraz: "Vorstadtweiber" enden mit "einem ordentlichen 'Bang'"
Thomas Mraz ist in seinen Filmen schon mit mehreren großen Volksschauspielern unsanft umgesprungen. 2010 kam ihm als durchtriebenen Neffen die „unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ im gleichnamigen Kinofilm gar nicht so ungelegen. Und im Vorjahr wollte er im TV-Film „Vier Saiten“ Otto Schenk, der als grantelnder Cello-Professor seinen Vater spielte, unter Sachwalterschaft stellen. „Es ist oft absurd beim Drehen“, sagt Mraz im Gespräch mit dem KURIER, „man lernt sich kennen und muss sich wenige Minuten später küssen oder eben wahnsinnig despektierlich miteinander umgehen.“ Aber Otto Schenk sei „supercool“ gewesen.
Mit dem Konzept Volksschauspieler kann er viel anfangen. „Leute wie Schenk, Ott, Heinz Petters oder Ossy Kolmann haben ganz viele Menschen angesprochen und abgeholt.“ Für sich selbst würde er diesen Status „nicht in Anspruch nehmen“.
Mit der ROMY-Nominierung für „Bester Schauspieler Film“ steht der 45-jährige Wiener aber nun vorerst in der ersten Reihe. „Ich dachte zuerst, das ist ein normales Mail meiner Agentur, wer heuer wieder alles nominiert ist“, erzählt er. „Aber so sehr ich überrascht war über die Nominierung, so sehr habe ich mich darüber gefreut.“ Neben Kollegen wie Tobias Moretti, Lars Eidinger und Murathan Muslu rechnet er sich „weniger als Außenseiterchancen“ aus. „Aber ich werde alle meine 250 Instagram-Abonnenten mobilisieren und die Mama wird jeden Abend voten“, scherzt er.
Mann der kleinen Rollen
Mraz ist ein Mann der vielen kleinen Rollen. Er selbst ist wohl der letzte, der damit ein Problem hätte. „Es sind oft die kleinen Rollen, die mehr im Gedächtnis bleiben“, sagt er. Das gelte auch für den neuen Eberhofer-Krimi „Kaiserschmarrndrama“, wo er einen protestantischen Pfarrer mit Partnerin (Sarah Frick) spielt. „Die beiden haben nur zwei Szenen, aber das ist so skurril und neben den Schuhen, dass es auf jeden Fall hervorsticht“, sagt er.
An die Nieren
Eine größere Rolle, die an die Nieren geht, spielt er in Michael Kreihsls Film „Risiken und Nebenwirkungen“ – und das in einem kleinen, aber sehr feinen Ensemble: Mraz’ Figur stellt der Frau eines guten Freundes (Inka Friedrich) eine Spenderniere zur Verfügung, das missfällt seiner eigenen Frau (Pia Hierzegger) und bringt auch den Freund (Samuel Finzi) in Erklärungsnotstand.
Für „Kaiserschmarrndrama“ gibt es trotz der ungewissen Zukunft immerhin schon einen avisierten Starttermin (5. August), die Verfilmung von Stefan Vögels Wohnzimmerkomödie „Die Niere“ hat vorerst noch keinen.
Mraz sieht kein Problem darin, wenn nach dem Ende der Corona-Maßnahmen, „jede Woche mehrere super Filme herauskommen, denn die Leute werden total ausgehungert sein.“
Vertrottelter Ermittler
Mraz, vormals auch schon an der Josefstadt engagiert, hatte sich schon vor der Schließung der Theater hauptsächlich aufs Filmen verlegt. Eine Serienrolle verschaffte ihm ab 2015 besondere Präsenz – die des Kommissars Jörg Pudschedl, der in der ORF-Serie „Vorstadtweiber“ von Staffel zu Staffel eine größere Rolle einnahm.
„Ich mag dieses Tollpatschig-Vertrottelte dieser Figur, er ist immer ein bissl neben der Spur“, sagt Mraz. „Wobei er in einem Sumpf des Korrupten der Wadelbeißer der Wahrheit ist.“ Pudschedl habe ein „Emanzipationsproblem mit seiner Mutter und mit Frauen generell.“ Das betrifft auch die Beziehung zur Kollegin Tabata Goldstaub (Ruth Brauer-Kvam).
Eigene Serie?
Ende März gehen für Mraz die Dreharbeiten für die sechste und letzte Staffel los. Er habe die Erwartung, „dass wir das mit einem ordentlichen Kracher, einem 'Bang', zu Ende bringen“. Es wäre aber nicht die erste Erfolgsserie, aus der dann Spin-offs entstehen. Ob die Paarung Pudschedl & Goldstaub nicht auch eine eigene Krimiserie tragen würde?
„Tragen würden wir das jedenfalls“, sagt Mraz. „Es wär’ aber eher Goldstaub & Pudschedl“, sagt er mit einem Lachen. „Vorstadtweiber“-Autor Uli Brée habe dazu auch schon Ideen gehabt, „die wurden aber noch nicht weiter verfolgt. Aber vielleicht sind ja sechs Staffeln Pudschedl auch echt genug.“
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