Stiftungsrat will ORF-Mitarbeitern das Twittern verbieten

Stiftungsrat will ORF-Mitarbeitern das Twittern verbieten
Der SPÖ-Mann Heinz Lederer ist für ein "absolutes Verbot ohne jegliche Toleranz". Ein heikles Thema für den ORF.

Soll Armin Wolf noch weiter twittern dürfen? Im obersten ORF-Gremium, dem Stiftungsrat, bildet sich eine neue Front gegen diese Form der Außenauftritte. Von einem Verbot ist die Rede und von "Seelenblähungen", die man nicht lesen wolle. Den deutlichsten Beitrag lieferte der Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im Stiftungsrat Heinz Lederer in der Kronen Zeitung: Er forderte in der Zeitung  ein "absolutes Verbot ohne jegliche Toleranz" für ORF-Redakteure.

Das sind die Argumente

"ZiB2"-Anchor Armin Wolf ist Österreichs reichweitenstärkster Twitterer. Er hat fast 588.000 Follower. In der Beschreibung seines Accounts steht: "Kein ORF-Account" und er tut das, was nahezu alle Medienleute auf der Plattform tun: Er schreibt über aktuelle Themen, ordnet ein, kommentiert. Folgt man Lederers Einschätzung, soll dies für die ORF-Belegschaft nicht mehr möglich sein: Seine Argumentation: "Wenn ich einen Twitter-Kommentar verfasse, dann ist das etwas zutiefst Subjektives. Eine Trennung von beruflich und privat kann es da nicht geben – auch dies widerspricht der Unabhängigkeit."

"Seelenblähung"

Mit seiner Kritik ist Lederer im SPÖ-"Freundeskreis" nicht allein: Im KURIER hatte am vergangenen Samstag sein Fraktionskollege Norbert Kettner ungewohnt angriffig Stellung bezogen: „Ich muss nicht von jedem ORF-Redakteur minutenaktuell jede Seelenblähung wissen. Sorry, dieses Bevormunden und Urteilen über andere, das geht einfach nicht, wenn man im Öffentlich-Rechtlichen arbeitet.“

 

Armin Wolf gegen "Redeverbot"

Armin Wolf reagierte - stilecht via Twitter: "Ich glaube nicht, das ORF-Journalist·innen alles twittern sollten, was ihnen so einfällt. Wir haben dafür Social Media Guidelines", schreibt er am Freitag. "Meine simple Zusammenfassung: Ich twittere nichts, was ich nicht auch auf einer Podiumsdiskussion oder in einem Interview sagen würde." Auch auf Podien gelte nicht das ORF-Gesetz, denn das gelte nur für ORF-Sendungen. "Aber ich weiß auch dort, wo ich arbeite & das Publikum weiß es auch. Ich gehe nicht auf Demos, unterschreibe keine Volksbegehren, erzähle nicht, was ich wähle". Nachsatz: "Aber ein Redeverbot: Eher nicht."

Wie der ORF damit umgeht

Im ORF gibt es eine Social Media-Richtlinie, die im Prinzip besagt: "Tue nichts Dummes". Ob diese Vorgaben im Jahr 2023 noch tauglich sind, wird von einer neuen Kommission überprüft werden. Vom KURIER dazu befragt, wie man auf die Vorhalte aus dem Stiftungsrat umgeht, verwies der ORF auf die neue Ethikkommission, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Sie wird von der früheren Chefin der European Broadcasting Union (EBU), Ingrid Deltenre geleitet. Die Ethikkomission ist eigentlich eine Reaktion auf Chataffären und umstrittene Auftritte von ORF-Mitarbeitern. Sie wird aber auch das Thema Social Media anschauen. Deltenre soll vor allem ihre internationale Perspektive auf diese Fragen einbringen.

Kommentare