Studie: Mehrheit gegen Meinungspostings von ORF-Journalisten

Studie: Mehrheit gegen Meinungspostings von ORF-Journalisten
Im Publikumsrat wurde eine Umfrage zum Vertrauen in den ORF vorgestellt. Auch der Umgang mit Sozialen Medien wurde abgefragt.

Am Donnerstag Vormittag wurde im Publikumsrat eine Studie zum Vertrauen in den ORF und andere Medien vorgestellt.

Vertrauen in ORF höher als in andere Medien

Der Studie zufolge ist das Vertrauen des Publikums in ORF-Info-Angebote höher als bei anderen Medien. Die besten Werte (nach Schulnoten) erreichten die ORF-Radios (mit einem Mittelwert von 2,2), gefolgt vom ORF-Fernsehen (2,3), dem ORF-Internet-Auftritt (2,4) und dem ORF-Teletext (2,4). Dahinter liegen das österreichische Privatfernsehen (2,7) und die Privatradios (2,7), Zeitungen und Zeitschriften (2,8).

Am schlechtesten unter den ORF-Angeboten schnitten dessen Social-Media-Auftritte ab (3,1) dahinter lagen soziale Medien (3,4). 

Diskrepanz bei Soll-Ist-Zustand

Die Erwartungshaltung des Publikums an den ORF und die Wahrnehmung des selbigen unterscheiden sich erheblich: 62 % gaben an, dass ihnen unparteiische Moderatoren und Journalisten „sehr wichtig“ seien, nur auf 18 % der ORF-Berichterstattung treffe das „sehr“ zu.

Mehrheit gegen Meinungstweets von ORF-Journalisten 

Abgefragt wurde auch die Meinung des Publikums zu Social-Media-Kommentaren von ORF-Journalisten. Erst vergangene Woche hatte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz neue Social-Media-Richtlinien für ORF-Mitarbeiter vorgelegt: Sie dürfen demnach keine Sympathien oder Antipathien mehr gegenüber politischen Institutionen in sozialen Medien äußern. 

In der Studie sprachen sich 53 % der Befragten gegen Social-Media-Kommentare von ORF-Journalisten zu österreichischer Politik aus, 31 % dafür. 

Wer politisch rechts ist, hat weniger Vertrauen in ORF

Untersucht wurde auch die politische Verortung der Umfrage-Teilnehmer: Menschen, die sich selbst als politisch "links" einstufen, schenken dem ORF das höchste Vertrauen.

Auf einer Skala von 1–5 (nach Schulnoten) lag der Wert für das Fernsehen bei Personen, die sich als "links" bezeichnen, bei 1,7. Bei jenen, die sich als "Mitte links" einstufen, liegt der Wert bei 2,0. Bei Anhängern der "Mitte" bei 2,3. Jene, die sich als "Mitte rechts" einstufen, bei 2,5 und bei "rechts" bei 2,8. Bei den Privatmedien gibt es diese Tendenz nicht. 

Wrabetz zeigte sich in der Publikumsratssitzung erfreut über die Studienergebnisse: "Das Publikum vertraut der ORF-Information am meisten unter allen Medien in Österreich", so der Generaldirektor. Aber: "Selbstverständlich sehen wir auch dahin, wo Kritik besteht, werden diese sorgfältig analysieren und die Erkenntnisse in die Weiterentwicklung unserer Programm einfließen lassen."

Durchgeführt wurde die repräsentative Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Sora telefonisch unter 1.002 Personen. Für das Misstrauen jener Personen, die sich als "rechts" einstufen, lieferte Sora mehrere mögliche Erklärungen: Zum einen könne der aktuelle polarisierte Diskurs dafür verantwortlich sein. Öffentliches Eigentum werde traditionell eher links eingeordnet. Und eine linke Selbstverortung korreliere generell mit einem höheren Vertrauen in andere Menschen und Institutionen. 

Resolution beschlossen

Der Publikumsrat hat nach der Vorstellung der Ergebnisse einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin wird die Geschäftsführung aufgefordert, dem "in der Studie zu Tage getretenen Handlungsbedarf mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen", den Publikumsrat über deren Umsetzung zu informieren und weitere Analysen durchzuführen.

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