Steirerkrimi: Viel zu tun für den "hedonistischen Macho"
Im Landkrimi „Steirerrausch“ gibt es einen Moment, wo Sascha Bergmann (Hary Prinz) seine neue Kollegin Anni Sulmtaler noch als „Sandra Mohr“ vorstellt.
Man merkt, dass in den Steirerkrimis nichts mehr so ist, wie es war. Die junge Kollegin Mohr (Miriam Stein) ist in der fünften Folge einen besonders tragischen Serientod gestorben. Dass Bergmann dadurch zunächst aus der Bahn geworfen wurde, ist für Hary Prinz verständlich: „Weil er doch ziemlich verletzt ist durch den Tod von Sandra, die für ihn fast so etwas wie eine Tochter war. Aber sein Instinktverhalten als hedonistischer Macho, der sehr gern isst, gern Frauen nachschaut und nicht gerade diplomatisch ist, das bleibt.“
Fall Herzig: „Blöd gelaufen“
Nicht bleiben wird Kollegin Eva Herzig, deren Rolle als Spurensicherin mit dem heutigen Fall ausläuft. Prinz bedauert den Abgang, der durch einen Konflikt mit der Produktionsfirma zum Thema Impfen ausgelöst wurde: „Das ist blöd gelaufen. Wäre das nicht so schnell publik geworden, hätte man sich vielleicht noch einmal in Ruhe zusammensetzen können.“
Er selbst sei froh gewesen, „als ich meine Impfung bekommen habe. Aber ich würde niemanden zwingen, sich impfen zu lassen. Es ist kein Thema, das schwarz-weiß zu beantworten ist. Man kann auch nicht alle, die Ängste haben, als Psychos abstempeln.“
Zwar nicht um Impfskepsis, aber um Esoterik und um übersinnliche Phänomene geht es im Fall „Steirerrausch“, der am Samstag, 23. Oktober, um 20.15 Uhr auf ORF1 ausgestrahlt wird.
Prinz hat über Freunde schon Schauergeschichten gehört, etwa von einem Mädchen, das nächtens durch eine Wand ging. „Ich selbst hab so etwas noch nicht erlebt“, sagt er schmunzelnd, „aber da wir nur einen minimalen Teil unseres Gehirns nützen, gibt es vielleicht Ebenen, die wir gar nicht wahrnehmen.“
Seit sieben Jahren spielt Prinz in den Steirerkrimis, die großteils auf den Romanen von Claudia Rossbacher beruhen. Einen Grund für den Erfolg der Reihe sieht er darin, dass Regisseur Wolfgang Murnberger, der gemeinsam mit Maria Murnberger die Drehbücher schreibt, selbst am Land aufgewachsen ist, „er spürt das daher recht gut“.
Und manches Klischee bewahrheite sich auch, meint Prinz. Nicht umsonst hieß es in einem Steirerkrimi: „Der Tratsch ist im Dorf schneller als das Internet.“
Der aufwühlende Fall „Steirertod“ spielte im Grazer Rotlichtmilieu, nun geht es aber wieder aufs Land. Derzeit wird gerade Teil 8 („Steirergeld“) im Raum Hartberg in der Oststeiermark gedreht.
Im sechsten Steirerkrimi (heute, 20.15 Uhr, ORF1) ist gerade Halloween. Jugendliche in der Südsteiermark feiern mystische Partys. Auch in der Nacht klappert das Klapotetz, jene traditionelle Holzkonstruktion, die naschende Vögel von den Weinbergen vertreiben soll.
In einem Haus im Dorf geht es auch darum, Geister zu vertreiben. „Tatort“-Ermittlerin Adele Neuhauser spielt in einer Gastrolle Vera, ein „Medium“. Bei einer Sitzung mit ihr wird eine Winzerin durchs Fenster erschossen.
Bei den Ermittlungen stellt sich die Frage, ob der Anschlag vielleicht sogar Vera galt. Denn sie hat sich nicht nur Freunde gemacht. Zudem tritt ein skurriler Kurpfuscher (Eisi Gulp) auf den Plan, der das „Medium“ heilen will, weil es mit „schwarzer Magie“ arbeite.
Es ist der erste Fall ohne Sandra Mohr (Miriam Stein), die im fünften Teil als Hochschwangere in einem spontanen Einsatz erschossen wurde. Das Baby im Bauch hat zum Glück überlebt. Jungwitwer Daniel, der Sohn Bergmanns, ist nach Berlin zu dessen Mutter gezogen.
An starken Frauen mangelt es aber nicht an der Seite Bergmanns. Da ist die neue Polizeichefin Nicole Sturm (Bettina Mittendorfer), die ihm den Posten vor der Nase weggeschnappt hat. „Es ist für ihn natürlich nicht erfreulich, dass seine Ex-Freundin, mit der es nicht so gut gelaufen ist, seine Chefin wird“, sagt Hary Prinz.
Seine neue Kollegin Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) hat sich nach Anfangsschwierigkeiten Bergmanns Respekt erarbeitet. Prinz sagt: „Sie hat eine ganz andere Herangehensweise. Sandra war der Beruf sehr wichtig, an der Grenze dessen, was beziehungszerstörend ist. Anni ist ein anderer Typ, nicht so ehrgeizig.“
Sie kam bereits im Schladminger Fall „Steirerkind“ vor, als Frau eines Kleinstadtpolizisten. „Sie ist eine Spät- und Quereinsteigern“, sagt Prinz, „aber sie kann gut schießen, und hat einen Instinkt, der in dem Beruf hilfreich ist.“
Bergmann begegnet ihr anfangs auf rein professioneller Ebene. Prinz: „Dass sie jung und hübsch ist, interessiert ihn aufgrund des Todesfalls zunächst nicht, aber das wird schon wieder erwachen.“
Erfolg in Deutschland
Zuletzt machte Prinz beim Deutschen Filmpreis auf sich aufmerksam, mit einer Nominierung für die Rolle des Kurt Raab in Oskar Roehlers Fassbinder-Film „Enfant terrible“. Prinz sieht das „als Auszeichnung, aber es heißt nicht, dass man plötzlich Hauptrollenangebote für die geilsten deutschen Filme bekommt“.
Prinz, der früh am Burgtheater arbeitete, will sich ohnehin nicht groß in den Vordergrund spielen, schon gar nicht in den sozialen Medien. Er gilt als einer, der mit Beständigkeit zum Erfolg kommt.
Auf „Maniacs“ wie Regielegende Rainer Werner Fassbinder angesprochen, zitiert er Roehler, der finde, dass ein guter Künstler kein guter Mensch sein muss.
„Ich brauch’s ned unbedingt“, sagt Prinz, „ich hab lieber mit netten Menschen zu tun und nicht mit Monstern.“
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