"Star Trek: Picard" und "Avenue 5": Die Serienstarts der Woche
"Star Trek: Picard" - Der Earl Grey der Enterprise
Man kann sich vorstellen, dass Raumfahrer auch am Ende des 24. Jahrhunderts einer Reise ins Weltall noch mit gemischten Gefühlen entgegensehen: Mit ein bisschen Angst (Außerirdische! Unendliche Weiten! Kein Internet!). Und mit dem Euphoriegefühl, dass man das alles jetzt wirklich mit eigenen Augen sehen wird.
Aber auch, wer nur kleiner „Star Trek“-Fan am Anfang des 21. Jahrhunderts ist, durfte diese Gefühlsmischung zuletzt pflegen, nur andersherum: Vor dem heutigen Start von „Star Trek: Picard“ wuchs die Euphorie, dass Captain Picard, der beste aller Enterprise-Kapitäne, wieder zurückkommt, zugleich mit der Angst.
Was, wenn es schlecht ist?
Also, hinein mit Warp 15: Vor „Star Trek: Picard“ muss sich der Trekkie, soweit man es nach drei Folgen beurteilen kann, weniger fürchten als einst weibliche Außerirdische vor Captain Kirk (haha, Insiderwitz).
Es funktioniert, auch wenn es ganz anders ist.
Picard, den Patrick Stewart in den 80er und 90er Jahren in „The Next Generation“ verkörperte, ist nun 94 Jahre alt – und kein Held, sondern grantiger, enttäuschter Außenseiter. Er hat sich mit der Sternenflotte überworfen und wird für eine Entscheidung von der Öffentlichkeit geächtet, die durchaus aktuell eingebettet ist: Er wollte Millionen romulanische Flüchtlinge retten, ein Terroranschlag aber ließ die Stimmung gegen die Schutzsuchenden kippen.
Erst eine Begegnung eineinhalb Jahrzehnte später rüttelt Picard wieder auf.
Mehr soll aber auch schon nicht verraten werden.
Neues Zeitalter
Denn egal wie die Handlung sich über zumindest zwei Staffeln (eine ist fertig, eine zweite fixiert) entwickelt: „Picard“ geht auf jeden Fall dorthin, wo noch nie eine „Star Trek“-Serie gewesen ist. Außer vielleicht „Discovery“, aber wir wollen uns hier nicht die Stimmung verderben.Denn Picard kehrt nicht nur in eine neue Zukunft, sondern vor allem in eine neue Fernseh-Gegenwart zurück. Die Serie bedient mit vielen Anspielungen und Anbindungen an das Enterprise-Universum die Fans. Sie bedient aber vor allem die neue Erzählweise des Streaming-Zeitalters: Es wird über mehrere Folgen hinweg das aufgebreitet, was einst in 45 Minuten einer „Star Trek“-Folge erledigt sein musste.
Anstoß zum Abflug
Auch optisch ist vieles neu, auf schmutzig runterpoliert, es ist, Verzeihung, vieles Star-Wars-ig und nicht Star-Trek-ig, etwa die Actionszene, die Picard den Anstoß zum Abflug gibt. Es gibt mehr Witze als einst, und mehr Schimpfwörter.
Zusammen aber ist das eine Rückkehr in Würde. „Sei der Kapitän, den sich alle wünschen“, hört Picard recht bald. Alle, das sind vor allem auch die „Star Trek“–Macher. Denn mit Picard setzen sie das größte Ass ein, das der unter Druck geratenen Serie verblieben ist. Auf „Picard“ lastet viel. Aber die Serie scheint das auszuhalten. (Georg Leyrer)
Star Trek: Picard. Science-Fiction-Serie. Zehn Episoden. Mit Patrick Stewart, Brent Spiner, Jeri Ryan, Isa Briones. Bei Amazon Prime.
"Avenue 5": Ahnungslos im Weltall
Es hätte ein schöner Ausflug werden sollen, acht Wochen Weltraum-Kreuzfahrt mit der „Avenue 5“. Doch für die betuchten Passagiere, die sich 40 Jahre in der Zukunft auf diesen vermeintlichen Luxus-Trip begeben, kommt es anders. Denn die „Avenue 5“ driftet vom Kurs ab – und plötzlich verlängert sich die Fahrtzeit zurück zur Erde auf drei lange Jahre.
Die Science-Fiction-Comedy-Serie „Avenue 5“ ist diese Woche bei Sky gestartet. Erdacht hat sie Armando Iannucci („Veep“), der in seinem neuen Projekt unfähige Mächtige aufs Korn nimmt. Im Falle der vom Weg abgekommenen „Avenue 5“ wäre etwa ordentliches Krisenmanagement angesagt, um die Reisenden zu beruhigen.
Doch da gibt es mehrere Probleme. Zum einen: Captain Ryan Clark (Hugh Laurie, „Dr. House“) ist gar kein richtiger Kapitän. Er wurde nur angestellt, um die Passagiere auf dem selbstfahrenden Schiff in Sicherheit zu wiegen. Zur Besserung der Lage kann auch Herman Judd, der Besitzer der „Avenue 5“, nicht beitragen: Der wohlgenährte Mann mit blondem Haar ist ebenso reich wie beschränkt. Und auch die Teams am Boden (u. a. Matthew Beard, der neben Juergen Maurer in „Vienna Blood“ ermittelte) hat keine Ahnung, wie man das Schiff und die 500 Menschen an Bord wieder sicher zurück zur Erde bringt – ohne einen „Shitstorm“ auszulösen.
„Avenue 5“ wirft einen satirischen Blick auf gefühlte Wahrheiten, Notlügen und Gruppendynamiken – so findet sich unter den Passagieren rasch eine Person (Rebecca Front), die vermeintlich für alle anderen spricht. Das Weltraumabenteuer hat durchaus lustige Momente, stolpert aber zu unkoordiniert von einer Katastrophe in die nächste. (Nina Oberbucher)
Avenue 5. Science-Fiction-Comedy. Acht Episoden. Von Armando Iannucci. Mit Hugh Laurie, Rebecca Front, Matthew Beard. Bei Sky.
Was sonst noch läuft: "Chilling Adventures of Sabrina"
Fantasy-Serie: Die Protagonistin aus „Sabrina – Total Verhext“ begibt sich wieder auf Coming-of-Age-Abenteuer: In der neuen dritten Staffel (ab Freitag bei Netflix zu sehen) kämpft die junge Hexe mit den grauenhaften Ereignissen aus Staffel 2. Zwar hat sie ihren Vater Lucifer besiegt, doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst.
"The Deuce"
Drama-Serie: New York, 1984: Die Geschichte der Zwillingsbrüder Vincent und Frankie Martino (James Franco in einer Doppelrolle) und ihres Versuchs, im Pornobusiness Geld zu verdienen, geht weiter. Doch in den 80ern sorgt eine mysteriöse Krankheit plötzlich für Aufsehen: Aids. Staffel 3 ist nun bei Sky zu sehen.
"This Is Us"
Drama-Serie: Familie Pearsons ist wieder zurück. Ab Samstag (25. Jänner) ist die dritte Staffel der Serie rund um Familienleben und Erwachsenwerden bei Amazon Prime Video zu sehen.
"The Ranch"
Finale für die Comedy-Serie: Ab heute sind 10 neue Episoden der Serie mit Ashton Kutcher bei Netflix verfügbar (Teil 8). Die „Iron River Ranch“ gehört mittlerweile einem Konkurrenten und auch sonst müssen sich Colt, Beau & Co wieder mit allerhand herumschlagen.
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