Das Mail war ein folgenschwerer Fehler
SORA war eine bekannte Marke in Österreichs Meinungsforschung: Jahrzehntelang zeichnete das Institut für die Hochrechnungen an Wahlabenden verantwortlich. Im Vorjahr kappte der Öffentlich-Rechtliche die Geschäftsbeziehung, nachdem ein Mail die Runde machte, das Ogris verschickt hatte. Der Inhalt: Ein diskret erstelltes Strategiepapier für die SPÖ. Ogris unterlief dabei jedoch ein folgenschwerer Fehler: Er schickte das Schreiben an einen Verteiler mit rund 800 Personen.
Der ORF kündigte daraufhin den Vertrag, Ogris trat von seinen Funktionen bei SORA zurück. Sein Ex-Partner Christoph Hofinger operiert seither unter der Marke "Foresight".
Der Zuschlag ging an Hofingers neue Firma
Genau dieses hat nun in einem Schreiben, datiert mit 28. Juni, den Zuschlag bekommen: Die Kanzlei Casati bestätigt darin "Zuschlagserteilung/Auftragserteilung" zum Rahmenvertrag "ORF Wahlforschung". In dem Schreiben werden drei Szenarien zu unterschiedlichen Beträgen zwischen 557.000 und 1,12 Mio. Euro angeführt. Der ORF wird laut informierten Kreisen jene um 557.000 wählen, wie der KURIER erfuhr*. In dem Zusageschreiben wird ausdrücklich betont, dass Ogris weder direkt noch indirekt über ihm zuzurechnende Firmen mit dem Auftrag zu tun habe.
(*In einer ersten Version war fälschlicherweise von Teilbeträgen die Rede, die zusammengezählt rund 2,5 Millionen ausmachen würden. Es handelt sich aber um Optionen, von denen wie oben beschrieben eine gezogen wird.)
Der FPÖ-Vertreter sieht einen Skandal
Der streitbare FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler hält diese Vergabe "für einen ziemlichen Skandal", wie er dem KURIER am Donnerstag sagte. Das SORA-Institut sei im September des Vorjahres "in hohem Bogen hinausgeworfen" worden, nachdem es eine "Dirty Campaigning-Strategie" für die SPÖ erstellt habe. "Dass es ein dreiviertel Jahr später mit neuem Türschild wieder beauftragt wird, kann es nicht sein."
Es habe außerdem auch andere Bewerber gegeben. "Darunter dürfte auch ein renommiertes Institut aus Deutschland gewesen sein, das dort Hochrechnungen und Wahltagsbefragungen durchgeführt hat." Ihm sei schon die ursprüngliche Ausschreibung seltsam vorgekommen: "In der Ausschreibung wurden Mindeststandards definiert, das kaum ein österreichisches Institut erfüllen habe können.
Europaweit
Der ORF verwies in einer Aussendung auf eine europaweite Ausschreibung, die dem Zuschlag vorangegangen war. Dabei sei Foresight „als Bestbieter in puncto Leistungsumfang und Preis“ hervorgegangen. Das Institut von Christoph Hofinger habe alle Bewerbungskriterien des internationalen Ausschreibungsverfahrens erfüllt, hält der ORF fest.
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