Das Wichtigste, nämlich das Lied, hat Österreich für die Teilnahme am diesjährigen Song Contest im Malmö (Schweden) noch gefehlt. Man wusste seit Wochen zwar den Titel, nämlich "We Will Rave", und dass es sich dabei um eine Up-Tempo-Nummer handeln soll, aber der Rest wurde, so gut es im Leak-Zeitalter halt geht, geheim gehalten.
Bis heute, Donnerstag, wo der Song im Wiener Ronacher Journalisten und Song-Contest-Fans präsentiert wurde, wobei die offizielle Premiere am Freitag (1. März) um 7.40 Uhr im Ö3-Wecker zu hören sein wird. Wer morgen in der Früh das „Hitradio“ zum Aufstehen aufdreht, wird spätestens nach dem Song munter sein.
Denn bei "We Will Rave" geht ordentlich die Post ab, der Song böllert. Das Tempo geht in Richtung 140 Beats per Minute. Wer mit dieser Zahl nichts anfangen kann: Das ist ganz schön schnell. Nach einem getragenen Intro mit Streichern aus der Konserve und einem lasziv gehauchten Ahhhh, berichtet Kaleen von einer unterkühlten Seele und einem gebrochenen Herzen. Nach zirka 20 Sekunden setzt dann auch der Beat ein.
Dem Namen des Songs entsprechend, werden die 90er-Jahre abgefeiert. Man erinnert sich an Eurodance-Hits wie "Rhythm Is A Dancer" von Snap, "Mr. Vain" von Culture Beat und an so Love-Parade-Ikonen wie Westbam und Marusha. Mit dem Refrain "We ram-di-dam-dam-dam / We will rave“ wird dann die zweite Trägerrakete gezündet.
Ab dann heißt es: Es gibt kein Zurück mehr: Kratzige Acid-Bässe schrauben sich in die Höhe, man vernimmt quietschende Reifen, heulende Sirenen und am Ende folgt noch eine The-Prodigy-Drum-And-Bass-Gedächtniseinlage. Hui! Diese drei Minuten haben es in sich, sind rastlos. "Österreich bringt heuer die Party zum Song Contest. Der Song geht in die Füße", machte Andy Knoll bei der Präsentation deutlich: "Wir werden das Europa ins Hirn nageln." Radiotauglich ist der Song wohl nur begrenzt. Ö3 wird ihn aber spielen (müssen), aber sicherlich erst zur späteren Stunde. Man will ja nicht, dass den Leuten das Marmeladebrot aus der Hand fällt.
Der Song stammt aus der Feder eines dänisch-schwedischen Teams, dessen Mitglieder teils hinter ESC-Ikonen wie Loreen oder Emmelie de Forest standen. Und auch für die Bühnenchoreografie des Songs wird ein internationales Team verantwortlich zeichnen. Die 29-Jährige will damit am 9. Mai in Malmö ihr Ticket für das ESC-Finale lösen.
Mit "We Will Rave" ist Österreich regeltechnisch sicherlich auf der sicheren Seite. Unpolitischer geht’s nämlich kaum, eine Botschaft gibt es trotzdem: Tanzen hilft. Auch bei einem gebrochenen Herzen. Apropos Tanzen: Darin ist die Kaleen preisgekrönt: Sie kann auf Staats- und Europameister- sowie fünf Weltmeistertitel verweisen. Als Choreografin arbeitete sie überdies für Formate wie die ORF-Castingshow "Starmania". Sie kann sich aber nicht nur großartig bewegen, sondern dazu auch noch singen. Erst im vergangenen September hat sie mit "Stripping Feelings" ihr poppiges Debütalbum vorgelegt.
Komponiert und arrangiert hat sie die Songs darauf zum größten Teil selbst. Dazu hat sie optisch, und so objektiv muss man sein, auch einiges zu bieten, was beim Song Contest bekanntlich kein Nachteil ist: Kaleen erfüllt somit alle Grundvoraussetzungen, um Österreich beim Gesangswettbewerb würdig vertreten zu können. Das dabei gesteckte Ziel heißt: Finale. Der Rest ist Kür. Eines sollte Kaleen aber eher nicht, nämlich im Halbfinale ausscheiden, wobei das weniger tragisch wäre als ein Sieg. Denn ein österreichischer Triumph beim Song Contest würde dem ORF ein ordentliches Loch ins Budget reißen. Aber die Chancen, dass Kaleen in Malmö gewinnt, sind aktuell auch noch eher überschaubar. Aber wie heißt es im Showbusiness: You never know. Alles ist möglich.
INFOS: Der 68. Eurovision Song Contest von Malmö startet am 7. Mai mit dem 1. Halbfinale, dem sich am 9. Mai das 2. Halbfinale anschließt. Insgesamt gehen heuer 37 Länder in der schwedischen Hafenstadt an den Start, nachdem im Vorjahr Loreen mit "Tattoo" in Liverpool den Sieg errungen hatte.
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