"The Comey Rule" bei Sky: Dieser Trump ist ein Gangster
von Marietta Steinhart
In einer der Schlüsselszenen von „The Comey Rule“ (zu sehen heute, 2. November, bei Sky), die von den Serienmachern als „Loyalty-Dinner-Szene“ bezeichnet wird, sitzt Jeff Daniels als ehemaliger FBI-Chef Comey dem irischen Schauspieler Brendan Gleeson als Donald Trump bei einem privaten Abendessen im Weißen Haus gegenüber. Da bittet ihn der Präsident um seine bedingungslose Loyalität – völliger Horror in Comeys Gesicht.
„Einer der Gründe, warum James Comey entlassen wurde, war, dass er Trump keine Loyalität versprach“, sagt Jeff Daniels im Videogespräch mit dem KURIER. „Ich hatte immer das Gefühl, dass Trump etwas versteckt hat und dass er es immer noch tut.“
Die Story
US-Präsident Donald Trump feuerte 2017 den FBI-Chef James Comey,. Dieser veröffentlichte daraufhin seinen Insider-Bericht „Größer als das Amt“ („A Higher Loyalty“). Auf Grundlage des Buches verfasste Billy Ray („Captain Philips“, „The Last Tycoon“) ein Drehbuch und inszenierte die Mini-Serie „The Comey Rule“ für Showtime. Brendan Gleeson und Jeff Daniels spielen die Hauptrollen
Die Sendetermine
Heute (Montag, 2. November) ab 20:15 Uhr auf Sky Atlantic, alle vier Episoden nacheinander, wahlweise auf Deutsch oder im Original. Parallel ist „The Comey Rule“ auf Sky X und Sky Q auf Abruf verfügbar
Das Dinner war das erste Mal, dass Daniels und Gleeson eine Szene miteinander teilten. Sie war achteinhalb Seiten lang und sie hatten nicht einmal miteinander geprobt, erinnert sich der Schauspieler. „Brendan Gleeson ist die Art von Schauspieler, die ich liebe“, sagt Daniels. „Sie sehen Trump auf eine Weise, die Sie nicht sehen, wenn er vor der Presse steht oder im Fernsehen als Celebrity-Präsident auftritt. Diese Dunkelheit … diese private Bedrohung, die da in seinen Augen ist. Sie können es aus ein Meter Entfernung sehen und Sie können es an Brendans Leistung sehen.“
Trump als Gangster
In den vergangenen vier Jahren, seit seiner Wahl zum US-Präsidenten, wurde Donald Trump in der Populärkultur normalerweise als Witzfigur dargestellt, nicht zuletzt von Alec Baldwin in „Saturday Night Live“. Mit Gleeson („Harry Potter“) in der Rolle ist es das erste Mal, dass sich jemand traut, den POTUS ernsthaft darzustellen. Sein Trump ist ein Gangster. Es ist keine beneidenswerte Aufgabe und aus diesem Grund hat der wunderbare irische Schauspieler die Rolle zuerst abgelehnt. „Es gibt Schauspieler, die Nein gesagt haben, ohne das Drehbuch zu lesen, nur weil sie von dem Thema abgeschreckt waren“, erzählt der Showrunner Billy Ray. „Ich weiß nicht, warum Brendan seine Meinung geändert hat, aber ich danke Gott dafür, dass er es getan hat. Ich habe die Idee geliebt, dass ein Nicht-Amerikaner diese Rolle spielt.“
Aber Donald Trump ist nicht gerade der Held der Serie. Er ist nicht einmal der „am meisten gehasste Mann in Amerika“ wie es so schön heißt an einer Stelle. Diese Ehre geht an James Comey, der Trump unfreiwillig zur Wahl verholfen haben soll, indem er kurz vor der entscheidenden Wahlnacht 2016 öffentlich ankündigte, dass er erneut Ermittlungen gegen Hilary Clintons endlos diskutierte E-Mails einleiten werde. Das und die Russland-Affäre sind Gegenstand des Polit-Dramas, eine Verfilmung der Memoiren des früheren FBI-Chefs.
Komplizierte Charaktere
Comey wird von Jeff Daniels gespielt, den viele vielleicht noch als trotteligen Harry kennen, der in „Dumm und Dümmer“ mit seiner Zunge an einem frostigen Skilift kleben bleibt. Inzwischen ist der 65-jährige Schauspieler dafür bekannt, TV-Bürokraten mit moralischer Integrität zu spielen. In jüngerer Zeit gewann er einen Emmy für seine Rolle als Nachrichtenmann in der US-Serie „The Newsroom“ und er spielte John O’Neill – der Mann, der wusste, was Osama bin Laden vorhatte – in „The Looming Tower“. „Das sind alles komplizierte Charaktere“, sagt er, „und ehrlich gesagt bin ich froh darüber“.
Sein Comey ist ein idealistischer Patriot, dessen einziger Fehler es war, an Wahrheit und Gerechtigkeit zu glauben. Wie Gleeson war sich auch Daniels zunächst nicht sicher, ob er die Rolle spielen sollte, aber letztendlich hielt er es für eine wichtige Geschichte. „Es wird den Amerikanern helfen, mehr darüber zu erfahren warum James Comey das getan hat, was er getan hat; und dass es vielleicht falsch war, ihn zum Sündenbock zu machen. Er sah die Dinge nie politisch und wenn wir in diesem Land keine unpolitischen Menschen haben, die unserem Land dienen, werden wir nicht mehr lange eine Demokratie haben.“
Der Drehbuchautor und Regisseur Billy Ray, der vor allem für die Filme „Der Fall Richard Jewell“ und „Captain Phillips“ bekannt ist, hatte sich schon auf eine böse Reaktion von Trump gefasst gemacht, aber der POTUS, der sonst so gerne twittert, hat sich zur Serie bisher nicht geäußert.
Weg aus dem Albtraum
Der US-Kabelsender Showtime plante die Ausstrahlung zunächst für Ende November ein, aber Billy Ray drängte auf eine US-Premiere noch vor der Wahl, im September. „Wir erzählen die Geschichte über einen Albtraum, während wir uns noch im Albtraum befinden. Aber das Schöne an Amerika ist, dass wir unseren Weg aus dem Albtraum wählen können. Es war mir sehr wichtig, diese Geschichte dem amerikanischen Volk vor den Wahlen 2020 zu zeigen.“
Ob Amerika aus diesem Albtraum erwachen wird, wird sich zeigen. Jeff Daniels, ein engagierter Linksliberaler, unterstützt jedenfalls Joe Biden. „Wir werden sehen, ob Trump am 3. November mit allem davonkommt“.
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