Er spielt den schüchternen, aber tapferen Atticus Freeman, der gerade aus dem Koreakrieg zurückgekehrt ist und eine Schwäche für Science Fiction hat. Er liebt es, dass die Helden Abenteuer in anderen Universen erleben, Widrigkeiten trotzen, Monster besiegen und die Welt retten. Aber er ist sich auch schmerzlich dessen bewusst, dass die Helden in diesen Geschichten selten so aussehen wie er: „Ich habe das Gefühl, dass die Serie wirklich die Sünden und die Schönheit unseres Landes zeigt“, sagt Majors.
Der Titel der zehnteiligen Serie, die ab Montag auf Sky zu sehen ist, bezieht sich auf H. P. Lovecraft, den amerikanischen Schriftsteller, der das Genre des „kosmischen Horrors“ erfunden hat. Was aber nur wenige vielleicht wissen, ist, dass er auch das Lynchen von Schwarzen im Süden für notwendig hielt.
„H. P. Lovecraft schrieb ein Gedicht über die Erschaffung von Niggers“, erzählt die Schauspielerin Aunjanue Ellis, die Atticus’ Tante spielt. „Er war ein Mann, der unglaublich rassistisch war … Die Paranoia und die Eindringlinge in seinen Geschichten, das waren schwarze Menschen.“ Die bloße Tatsache, dass die Helden und Heldinnen der Serie alle schwarz sind, ist an sich schon eine raffinierte Retourkutsche. „Es würde H. P. Lovecraft verrückt machen!“, lacht die 51-jährige Schauspielerin.
Matt Ruff, ein weißer Autor, hat das Genre gescheit auf den Kopf gestellt und die afroamerikanische Showrunnerin Misha Green („Underground“) hat seinen Roman aus dem Jahr 2016 für den US-Bezahlsender HBO adaptiert. In dieser Geschichte bekommt Atticus die Chance, ein Abenteuer zu erleben – genau wie in den Fantasy-Romanen, die er so liebt. Dabei wirken die fantastischen Monster nur halb so gefährlich wie eine platinblonde, rassistische Sekte.
Nach einer makabren Odyssee auf der Suche nach Atticus’ vermisstem Vater (Michael Kenneth Williams), mit seinem Onkel (Courtney B. Vance) und einer Freundin aus Kindheitstagen (die großartige Jurnee Smollett aus „Birds of Prey“), gibt es eine Spukhausgeschichte und eine Indiana-Jones-artige Jagd nach einem Schatz – alles eingewickelt in dunkle, bluttriefende Sozialkritik.
Jordan Peele ist ausführender Produzent der Serie und ähnlich wie seine großartigen Filme „Get Out“ und „Wir“ verwendet „Lovecraft Country“ die sehr unterhaltsamen Bausteine der Fantasie und des Horrors, um den Zuschauer in eine tiefere Geschichte zu locken.
Es fühlt sich zutiefst passend an für eine Zeit, in der Schwarze wieder auf die Straße gehen müssen, um ihr Land daran zu erinnern, dass auch ihre Leben zählen. In der eingangs erwähnten Szene werden Atticus und seine Gefährten von einem Polizisten festgenommen, der sie für Raubüberfälle verantwortlich machen und dann für einen Fluchtversuch in den Rücken schießen will (dieser Plan wird zum Glück von Monstern verhindert, die die weißen Männer verschlingen).
"Das ist das schlimmste, was Ihnen als schwarzer Mann in Texas passieren kann", sagt Jonathan Majors, der ähnliche Situationen aus dem echten Leben kennt, "weil Sie emotional auf so vielen Ebenen herausgefordert werden. Ihre Männlichkeit wird herausgefordert. Ihre Moral und Ihre Integrität wird auf die Probe gestellt wenn Sie gegen ein Auto gedrückt werden."
Und irgendwie könnte man auch das fremdartige Virus, das in den vergangenen Monaten in unsere Welt eingedrungen ist, als „außerirdische Invasion“ betrachten, sagt seine Schauspielkollegin Aunjanue Ellis. „Wenn wir diese schwierigen Fragen nicht gestellt hätten, wenn wir als schwarze Amerikaner eine Serie gemacht hätten, die nicht darauf hindeutet, dass wir alles niederbrennen müssen, wäre das meiner Meinung nach in vielerlei Hinsicht unverantwortlich. ‚Lovecraft Country‘ ist die richtige Art von Serie für den Moment, in dem wir leben.“
Info: In der Nacht vom 16. auf den 17. August ist "Lovecraft Country" in der englischen Originalfassung auf Sky X und über Sky Q abrufbar.
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