Vor zwei Jahren hat Ammaniti bereits mit der gelungenen Serie „Ein Wunder“ („Il Miracolo“) über eine Blut weinende Madonnenstatue für Aufsehen gesorgt (aktuell über Amazon zum Kauf erhältlich). Dass er sich bei „Anna“ für ein Virus-Setting entschieden hat, hatte pragmatische Gründe, wie aus einem Interview im Presseheft hervorgeht: Kinder stehen bei Ammaniti häufig im Mittelpunkt. „In diesen Geschichten waren die Erwachsenen nur Nebenfiguren; deshalb kam ich auf die Idee, sie gleich ganz abzuschaffen“.
Protagonistin in seiner neuen Serie ist die junge Anna (Giulia Dragotto), die gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Astor (Alessandro Pecorella) in ihrem Elternhaus, irgendwo in den Wäldern Siziliens lebt. Mit ihrer alten Schultasche auf dem Rücken macht sie sich regelmäßig auf, um Essen zu besorgen oder Gegenstände mit anderen Kindern und Jugendlichen zu tauschen.
Astor hat sie eingebläut, den Wald währenddessen auf keinen Fall zu verlassen. Doch als sie eines Tages von einer ihrer Touren nach Hause kommt, ist ihr Bruder nicht mehr da. Und Anna muss sich aufmachen, ihn zu suchen. Denn dass sie sich um Astor kümmern würde, das hat sie ihrer Mutter geschworen, bevor auch sie an "La Rossa" gestorben ist.
In der Serie stehen weniger Survival-Aspekte im Fokus als die neu geschaffenen Strukturen der jungen Protagonisten, die kindliche Naivität, ein großes Herz und teils unglaubliche Boshaftigkeit in sich vereinen. Manche haben sich in Gruppen zusammengetan und zeigen das mit entsprechender Bemalung – Erinnerungen an „Herr der Fliegen“ oder die neuseeländische Jugendserie „The Tribe“ werden wach.
Eine dieser Gruppen wird von der sadistischen Angelica (Clara Tramontano) angeführt, die sich in einem Palast von ihren blau geschminkten Anhängern anhimmeln lässt und zu ihrer Unterhaltung tödliche Talentshows veranstaltet. Dort schlägt auch Anna auf.
Bildgewaltig und zugleich äußerst brutal erzählt die Serie von Annas Kampf ums Überleben und um ihren Bruder. Da stürzen mehrmals Kinder aus großer Höhe irgendwo herunter, weil es niemanden gibt, der auf sie aufpasst. Sie leben teilweise neben den Überresten der toten Eltern, die noch Jahre nach Ausbruch des Virus in ihren Betten liegen. Und jede zufällige Begegnung mit anderen kann in einem lustigen Spiel oder Gefahr enden.
Trotz der vermeintlichen Aussichtslosigkeit schafft Anna es, ihren Mut und ihre Hoffnung nie zu verlieren – und wird dafür auch belohnt.
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