Zunächst muss Tristan aber feststellen, dass alle alles über seine Gedanken wissen. Eine Prämisse, die für Chaos sorgt, denn nicht nur seine Freundin (Katharina Schüttler) bekommt neue Erkenntnisse über ihn, sein blasierter Chef in der Tech-Company „42!“ (Lars Eidinger), könnte sogar hinter all dem stecken.
Ab Folge 2 kann der Antiheld in dieser surreal-technoiden Welt den Spieß umdrehen. David Schalko im Interview: „Er beginnt, das Prinzip für sich zu benutzen und sagt: Okay, ich will, dass sich alle die Wahrheit sagen. Ich will von allen geliebt werden. Eigentlich positive Dinge, von denen man hofft, dass sie Glück ins Leben bringen, was halt nicht immer so ist.“
So sorgt etwa das Prinzip Wahrheit dafür, dass auf den Straßen bürgerkriegsähnliche Szenen ausbrechen, was bei den Dreharbeiten im vergangenen Corona-Sommer in Wien für Aufsehen sorgte.
„Ich und die Anderen“ spielt in einer Silicon-Valley-Welt, einer globalisierten Kultur“, sagt Schalko. „Diese Start-up-Bürowelt hat die Idee des Überall. Es war nicht leicht, diese Orte in Wien zu finden.“ Ursprünglich wollte man in Frankfurt drehen.
"Ein Mann ohne Eigenschaften"
Den Protagonisten sieht er „als eine Art Mann ohne Eigenschaften. Man hat das Gefühl, dass er sich erst durchs Erzählen aufbaut, er wirkt beinahe selbst wie eine Simulation.“ Schilling war von Anfang an Wunschkandidat für die „nicht leicht zu besetzende“ Rolle. „Es ist alles aus seiner Perspektive erzählt, da trägt man große Verantwortung als Schauspieler,“ sagt Schalko. Die Serie (ab 29. Juli auf Sky) ist bis in kleinere Rollen prominent besetzt: Mavie Hörbiger, Sophie Rois, Martin Wuttke, Michael Maertens.
Zu Ende erzählt ist die Geschichte nach sechs Folgen nicht. Schalko hat zwei Staffeln konzipiert, nun liege es an Sky und am Erfolg beim Publikum, meint er.
Noch keine Darsteller will Schalko für sein nächstes TV-Projekt preisgeben, einen Ibiza-Film, den er mit ZDF-Satiriker Jan Böhmermann und dessen Autorenteam entwickelt. Aber: „Wir sind gerade in der Finanzierungsphase und mitten in Gesprächen mit Sendern. Es gibt ein fertiges Buch und wir hoffen, dass wir ab Herbst drehen können.“
Die Story werde sich am realen Personal des Politskandals orientieren, „natürlich werden die Geschehnisse nicht 1:1 nacherzählt. Dem muss man eine andere, vielleicht auch sehr überraschende Metaebene hinzufügen.“
Und was bleibt für den Regisseur von der Ibiza-Affäre?
Schalko: „Das Video war nur die Spitze eines Eisbergs. Es zeigt eine politische Kultur auf, die es schon länger gibt, aber in deren Wohnzimmer wir jetzt quasi gesessen sind. Es wurde nicht nur deren peinlicher Duktus offengelegt. Im Prinzip zeigen die Chats der ÖVP-Buberlpartie nichts anderes als das Ibiza-Video. Das ist alles der gleiche Film.“
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