Neue Netflix-Dokus: Von einem Samenspender und Sprintern
Netflix hat mit "Sprint" und "Der Mann mit 1.000 Kindern" zwei neue Doku-Serien im Angebot. Es geht dabei um Schnelligkeit und um einen Mann, dessen Samen viele Frauen (un)glücklich gemacht hat.
Die 100-Meter-Läufe sind das Herzstück jeder Leichtathletik-Veranstaltung. Es geht dabei nämlich um die Krönung der schnellsten Frau bzw. des schnellsten Mannes der Welt. Und wenn man einmal bei den Olympsichen Spielen als Erster über die Ziellinie gelaufen ist, gekrönt wurde, dann trägt sich diese Krone schwer, wie der amtierende Olympiasieger und Europameister, der Italiener Marcell Jacobs in der gut gemachten Doku-Serie „Sprint“(abrufbar auf Netflix) zu berichten weiß.
Denn nach einem Sieg, kann man nur noch verlieren, wollen einen alle überholen und die Krone wieder wegnehmen. An diesem Druck kann man zerbrechen, zu Grunde gehen. Schnell zu sein, ist nämlich nicht nur eine Frage des Körperbaus, des harten Trainings, sondern vor allem auch eine mentale Sache. Man kann seinen Gegner dominieren, ohne ihn davonlaufen zu müssen.
Bei den Männern wird in der Doku ein Dreikampf heraufbeschworen, der bei den Olympischen Spielen in Paris wohl seine Fortsetzung finden wird: Da wäre der Italiener Marcell Jacobs, der verhaltenstechnisch eher unauffällige Fred Kerley aus Texas und der ebenfalls aus den USA stammende SonnyboyNoah Lyles, der das Spiel mit der Aufmerksamkeitserregung besonders gut beherrscht. Er ist ein bunter Hund, macht nicht nur Sport, sondern auch Musik und lächelt vom Cover diverser Modemagazine. Er ist nämlich nicht nur verdammt schnell, sondern auch herzeigbar und damit Aushängeschild für diverse Luxusmarken bzw. Sportartikelhersteller.
Das Pendant bei den Frauen heißt Sha’Carri Richardson. Die US-Amerikanerin ist seit Jahren einer der schnellsten Frau der Welt, obwohl sie immer wieder über sich selbst stolpert. Die offen bisexuelle Sprinterin wurde vor den Olympischen Spielen in Tokio positiv auf Marihuana getestet und vom Wettkampf ausgeschlossen. Wie sie später berichtet wurde, hatte sie das berauschende Entspannungsmittel konsumiert, um den Tod ihrer Mutter besser verarbeiten zu können.
Wenn die US-Amerikanerin am Start ist, ist laut den Kommentatoren in der Doku alles möglich: entweder Weltrekord oder Flop. Um aufzufallen, trägt sie gerne Perücken in den unterschiedlichsten Neonfarben und Gelfingernägel, die gefühlt sieben Zentimeter lang sind. Beim Sprinten und im Alltag scheint sie das aber nicht zu groß zu stören, wie man in der von Phil Turner inszenierten Doku-Serie mit sechs Folgen mehrfach sehen kann.
Gezeigt werden die Sportlerinnen und Sportler auch hinter den Kulissen, abseits der Laufstrecke, bei ihren Vorbereitungen und Konkurrenzkämpfen. Und natürlich kommen dabei auch die größten Sprinter der vergangenen Jahre, wie etwa der achtfache jamaikanische Olympiasieger Usain Bolt und der ehemaliger US-Leichtathletik-Superstar Michael Johnson, zu Wort.
"Der Mann mit 1.000 Kindern"
Um Schnelligkeit geht es irgendwie auch in einer anderen neuen Serie auf Netflix. In dieser muss nämlich das Sperma so schnell wie möglich vom Spender zur Empfängerin gebracht werden. In diesem konkreten Fall ist es aber nicht nur eine Empfängerin, sondern sind es viele Empfängerinnen. Und nur ein Samenspender. Dieser heißt Jonathan Jacob Meijer und reist mit diversen Pseudonymen und seinem Samen durch die Welt, um Frauen, so sein Ziel, glücklich zu machen.
Er ist ein niederländische Hawaiihemden-Träger, YouTuber, Musiker und nach eigenen Angaben Berater für Kryptowährungen. Und einer der produktivsten Samenspender der Welt. Er steht unter Verdacht, weltweit Hunderte Kinder mittels anonymer Samenspende gezeugt zu haben. Rund um die niederländische Stadt Den Haag soll die Dichte seiner Nachkommen besonders hoch sein. Seine Kinder begegnen sich in Schulen, auf Sportfesten, manche gehen sogar in den selben Kinderkarten. Die Inzucht-Gefahr ist also durchaus hoch.
Regisseur Josh Allott rollt den mittlerweile vor Gericht gelandeten Fall in der dreiteiligen Serie "Der Mann mit 1.000 Kindern" auf, wobei auch die Kinderwunschbranche selbst genau unter die Lupe genommen wird. Zu Wort kommen Eltern, die sich mit einem betroffenen Blick zum Spender äußern: All diese Frauen habe eines gemeinsam: Sie haben ihn zum Vater ihres Kindes gemacht, weil er so tolle Haare hat – schau, so schöne Locken …
Aus dieser unfreiwillig komischen und teilweise absurden Doku-Serie bzw. Geschichte kann man einiges ableiten. Zum Beispiel ist es sehr bedenklich, wie schnell sich Menschen von einem „freundlichen Lächeln“ beeindrucken, verführen, blenden lassen …
Natürlich fragt man sich auch, was einen Mann antreibt, Hunderte Kinder mit wildfremden Frauen zu zeugen. Nur so viel dazu: Er hat für seine Spenden - abgesehen von Reisekosten und Kosten für ärztliche Attestes - weder Geld noch Sex von den Frauen verlangt.
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