„I don’t work here“ basiert auf der israelischen Serie „Nevsu“, für die deutsche Version sei jedoch einiges angepasst worden. Autorinnen, Hauptdarsteller und Riahi als iranischstämmiger Wiener hätten immer wieder Ideen und Anekdoten aus dem eigenen Leben, aber auch aus dem Umfeld eingebracht. „Zum Beispiel, dass die Mutter mit dem Geburtsdatum schummelt, damit das Kind früher in die Schule kommt oder dass man einen europäischen Namen wählt, weil der eigene anscheinend zu kompliziert ist und die Mehrheitsgesellschaft daran scheitert, ihn auszusprechen.“
Als Filmemacher müsse er nicht immer ganz politisch korrekt sein: „Ich nehme mir gewisse Freiheiten – ohne dass ich dabei bewusst Menschen verletzen will oder mich über Minderheitenrechte lustig machen möchte. Ich gehöre schließlich selbst einer Minderheit an. Aber ich glaube, man muss als Geschichtenerzähler auch ein bisschen an die Grenzen gehen können“, so der Regisseur. „Bei ,Migrantigen‘ war unser Konzept: Wir ziehen alle durch den Kakao, egal welches Geschlecht und welche Herkunft. In einer Komödie muss man sich auch über Klischees lustig machen können oder sie auf den Kopf stellen.“
Eine ähnliche Herangehensweise habe er bei "I don't work here" gewählt: "Man kann das Ganze als gute Unterhaltung konsumieren. Man entdeckt darin aber auch verschiedene Ebenen von Konflikten oder Situationen, mit denen die erste, zweite, dritte Generation von Einwanderer- und Flüchtlingsfamilien konfrontiert war – oder noch immer ist. Das ist ja das Tragikomische, dass viele dieser Sachen immer noch passieren."
Mittlerweile gebe es mehr Menschen, denen Diversität und Repräsentation in Film und Fernsehen wichtig sind, erzählt Riahi. Es sei jedoch ein Prozess und nichts, was man erledigen und abhaken könne. Er und sein Bruder, Filmemacher Arash T. Riahi, würden versuchen, sich nicht zu theoretisch damit auseinandersetzen, „sondern diese Dinge in unseren Werken einfach umzusetzen. Weil das unsere Gesellschaft abbildet – für mich ist das selbstverständlich“, meint Riahi.
„Ich habe mich als Kind und Jugendlicher im Fernsehen immer nach Menschen gesehnt, die so sind wie wir. Aber davon gab es nicht viele. Ich denke, dass wir eine Verantwortung haben. Niemand wird unsere Geschichten erzählen. Das müssen wir selbst machen.“
Gleichzeitig wolle er nicht darauf reduziert werden. „Ich muss jetzt nicht immer bei Diskussionspanels dabei sein, in denen es darum geht, wie es als Migrant in der Filmszene ist. Aber dann denke ich mir wieder: Meine Arbeit hat mich ja wohin gebracht. Ich kann etwas zurückgeben und mich dafür einsetzen, dass es so weiter geht“, sagt der Filmemacher. „Wenn ich mir meine eigenen Stoffe anschaue, handeln zwei von drei von Diversität, Migration, vom Ankommen in der Gesellschaft. Das begleitet mich schon mein Leben lang.“
Regelmäßig sei er im Austausch mit seiner Familie im Iran, von wo seine Eltern mit den Kindern in den 80ern geflohen sind. „Was man in Europa oder im Westen verstehen sollte, ist: Je mehr darüber geredet wird, was im Iran passiert, umso mehr fürchtet sich das Regime und umso eher wird die Gewalt enden“, erklärt Riahi. „Nur weil man gerade keine Proteste auf Videos sieht, heißt das nicht, dass es vorbei ist. Der zivile Ungehorsam hat viele Gesichter und es wird auch nicht immer alles von den Medien amplifiziert. Es passiert so viel auf der Welt, zum Beispiel in der Ukraine, und die Schlagzeilen befinden sich in einem ständigen Wettkampf. Wir dürfen aber nicht auf den Iran und die feministische Revolution vergessen.“
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