Produzent Jan Mojto: "Wien war mein Sehnsuchtsort"

Produzent Jan Mojto: "Wien war mein Sehnsuchtsort"
Der heurige Platin-Preisträger der ROMY Akademie über seine Kindheit hinter dem Eisernen Vorhang, neue Nationalismen und seinen Lebensmenschen.

Bei der ab Montag laufenden wichtigsten Fernsehprogramm-Messe der Welt, der MIP TV in Cannes, ist es ein Fixpunkt für alle Branchengrößen: der „Beta Brunch“ im Hôtel Le Majestic an der Croisette. Dort wird der aus Nitra (Slowakei, Anm.) gebürtige Österreicher Jan Mojto Programm-Neuheiten seiner Beta Film, einer der wichtigsten Vertriebs- und Produktionsfirmen Europas, präsentieren.

Ebenso traditionell wie humorvoll wird Mojto das hohe Lied auf die europäische und deutschsprachige Kreativität singen und die eigene, große Rolle dabei klein halten. Der 70-Jährige, den Produzenten-Kollege Oliver Berben „Grandseigneur des deutschen Films“ nannte, erhält heuer von der ROMY-Akademie den Platin-Preis für sein Lebenswerk – an dem er weiter intensiv arbeitet. Unter anderem präsentiert Mojto erste Bilder von „Babylon Berlin 3“ und „Gomorrah 4“, Lars Kraumes Bauhaus-Serie „Die neue Zeit“ oder die norwegische High-End-Serie „Atlantic Crossing“ mit „Twin Peaks“-Star Kyle MacLachlan. Tags zuvor bittet man zur Premiere von „Hudson & Rex“ – was jeden Österreicher sofort an eine legendäre TV-Serie erinnert …

KURIER: Herr Mojto, reden wir über Ihr Leben.

Jan Mojto: Muss es sein?

Obwohl in der Tschechoslowakei geboren, haben Sie immer schon einen engen Bezug zu Wien.

Ich komme aus Nitra. Ich bin da zwar in den 50er und 60er Jahren in einem kommunistischen Land aufgewachsen, aber irgendwie auch noch in der Monarchie. Großgeworden bin ich in einem multikulturellen und mehrsprachigen Umfeld. In meiner Heimatstadt wurde natürlich Slowakisch gesprochen, Deutsch – das war die Sprache der Juden und auch nach dem Krieg durch die Tradition verbreitet – und Ungarisch, der großen Minderheit wegen. Und wenn sie mich fragen, was ich bin – das bin ich. Das ist keine Verklärung der Habsburger Monarchie, sondern es steht für eine Welt, die das Verschiedensein der Menschen stets beinhaltet hat.

Und wieso diese innere Nähe zu Wien?

Geographisch betrachtet ist Nitra näher an Wien als an Prag. Das war die nächste große Stadt, in die man fuhr, um etwa ins Theater zu gehen oder zum Arzt, bis es nach 1948 aus politischen Gründen nicht mehr möglich war. Meine Großmutter hörte in der Früh stets die ORF-Nachrichten und hat uns Kinder immer mit dem folgenden Satz geweckt: „Wien hat gemeldet…“. Wien war also in einer gewissen Art ein Teil unserer Wirklichkeit, die uns aber verschlossen war. Ein Sehnsuchtsort.

Haben Sie dazu noch Erinnerungen?

Ich erinnere mich an die Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 im Radio mit „Fidelio“, dirigiert von Karl Böhm. Wir saßen pflichtgemäß vor dem Gerät, meine Großmutter weinte vor Rührung, mein Vater war ebenso gerührt, obwohl es mit unserer durchaus unerfreulichen Wirklichkeit in einem kommunistischen Land nicht viel zu tun hatte – das war Wien für uns. Als junge Studenten sind wir oft am Sonntag von Bratislava auf die Burgruine Theben gegangen, die auf einem hohen Felsen über dem Zusammenfluss von Donau und March liegt. Da saßen wir, Anfang der 60er Jahre, schauten Richtung Österreich. Irgendwann am Abend, wenn es dunkel wurde, konnte man am Horizont ein Licht sehen und irgendjemand sagte: Das ist Wien. Für uns war das damals unerreichbar. Deshalb war da so viel Sehnsucht. Das sage ich jetzt aber nicht, weil ich geehrt werde…

Sie sind ja bis heute ein großer Klassik-Freund. Zu Ihrer Gruppe gehört mit der Unitel ein wesentlicher Player in diesem Bereich. Wie geht es damit weiter?

Die in über 60 Jahren produzierten mehr als 2000 Titel haben meine Familie und ich in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. Damit ist das große audiovisuelle musikalische Gedächtnis Europas und insbesondere Österreichs in seiner Gesamtheit für die zukünftigen Generationen gesichert. Darunter sind mehr als 120 Programme mit den Wiener Philharmonikern, 100 Produktionen der Salzburger Festspiele und 21 Produktionen der Wiener Staatsoper. Insgesamt sind das mehr als 2300 Stunden Progamm.

Wir produzieren weiter, im letzten Jahr mehr als 100 Produktionen, darunter aus Österreich in Zusammenarbeit mit dem ORF großartige Produktionen von den Salzburger Festspielen, aus der Wiener Staatsoper, die ja heuer ihren 150 Geburtstag feiert, von den Bregenzer Festspielen, dem Sommernachtskonzert aus Grafenegg und vieles mehr.  Und mit Fidelio haben wir eine Internet-Musikplattform, die wir weiter entwickeln, ausbauen und internationalisieren wollen.

Produzent Jan Mojto: "Wien war mein Sehnsuchtsort"

Opernstar Elīna Garanča hält bei der ROMY Gala die Laudatio auf Jan Mojto

Herr Mojto, Sie gelten als Europäer.

So würde ich mich auch sehen.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie von Xenophobie und Nationalismus in Polen, Ungarn, aber auch Österreich hören?

Das ist keine erfreuliche Entwicklung. Das Problematische ist ja, dass es sich hier um eine Verbindung von Populismus und Nationalismus handelt. Ich glaube, dass die nationalen Strömungen in Mitteleuropa, die im 19. Jahrhundert ihre Wurzeln haben, noch nicht verarbeitet sind. In diesen Ländern – Ungarn, Polen, aber auch Tschechien und irgendwo auch die Slowakei – gibt es ein Bedürfnis, etwas nachzuholen, was in der Vergangenheit nicht ausgelebt werden konnte. Da sind, meine ich, teilweise Prozesse im Gange, die könnte man vielleicht tiefenpsychologisch erklären. Der westliche Teil Europas sollte es verstehen und als Begleiterscheinung auf dem Wege zur europäischen Integration begreifen. Ich würde das nicht so negativ sehen, weil ich glaube, und das zeigte etwa die Wahl in der Slowakei, dass die junge Generation für eine liberale Gesellschaft steht.

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Produzenten-Kollegen nennen Jan Mojto „Grandseigneur des deutschen Films“

Geprägt hat Ihr Leben, jedenfalls Ihr Arbeitsleben, auch der Münchner Filmmogul Leo Kirch. Wie war ihr Verhältnis?

Leo Kirch war mein Lebensmensch.

Haben Sie aufgeschaut zu ihm?

Dass ich zu ihm nicht aufgeschaut habe, dafür hat Leo Kirch selbst gesorgt. Er hat nie jemandem das Gefühl gegeben, er, Kirch, sei etwas Besseres, dabei war er sehr viel, und ich meine sogar mehr als das. Kirch hat seine Mitarbeiter stets nach vorne geschoben und ihnen dadurch einen unglaublichen Raum gegeben. Natürlich musste man auch Leistung liefern, das war selbstverständlich. Kirch wusste aber auch, dass zum Liefern Misserfolge gehören. Dazu gibt es einige seiner legendären Sprüche wie „Der Gerechte darf sieben Mal fallen, er muss nur acht Mal aufstehen“. Er war ein großartiger und großer Unternehmer und ein besonderer, sehr komplexer Mensch mit allem, was dazugehört.

Damals, um 1980, hat das Fernseh-Business angefangen, sich zu internationalisieren.

Fernsehen begann, über die nationalen Märkte hinaus zu wachsen – für mich eine ideale Situation. Ich hatte auch kein Problem, wenn in Verhandlungen drei Mal die Sprache gewechselt wurde. Es gab bei uns daheim den Spruch: Könntest du bitte den Satz in der Sprache beenden, in der du ihn angefangen hast.  

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Jan Mojto und Leo Kirch

 

Sie haben bei Kirch Karriere gemacht.

Ja, das könnte man so sagen. Mein Ausgangspunkt dafür war nicht der Handel, Kirchs ursprüngliches Geschäft, sondern die Produktion der Inhalte. Damals gab es eine große Übermacht der amerikanischen Produktionen. Die Amerikaner vertraten die Auffassung, sie seien die Besten, die Größten -  diese Arroganz hat mich gestört. Ich war der Meinung, die kochen ja auch nur mit Wasser – vielleicht mit mehr Wasser, aber Wasser. Daraus ist die Idee entstanden, durchaus mit Wissen Kirchs, aus Europa heraus entsprechende Inhalte zu entwickeln und zu produzieren, die auch globale Wirkung entfalten können. Dieser Ansatz interessiert mich auch heute noch sehr.

2001 wurden Sie als ORF-Generaldirektor gehandelt. Haben Sie das ernsthaft überlegt?

Ja. Ich habe mich aber aus verschiedenen Gründen damals entschieden, noch bei Kirch zu bleiben. Das hatte nichts mit dem Angebot zu tun – der ORF hat mich sehr interessiert und Wien sowieso. Damit hätte sich für mich auch ein Kreis geschlossen.

2002 sind Sie bei Kirch ausgestiegen und haben die EOS gegründet. Anderthalb Jahre später haben Sie die traditionsreiche Beta Film samt enormen Programmstock aus der Kirch-Insolvenzmasse herausgekauft. War das so geplant?

Nein, es war nichts geplant. Vielleicht war ich damals zum zweiten Mal in meinem Leben auf der Flucht, und wie beim ersten Mal wollte ich überleben. Was EOS anbelangt: Es sollte eine überschaubare, kleine Produktionsfirma bleiben.

Es ist eine ziemlich ansehnliche Unternehmensgruppe geworden.

Eine Vertriebs- und Produktionsgruppe, bei der die Inhalte im Mittelpunkt stehen. Persönlich bewegen mich in erster Linie nicht Größe und Ansehen, sondern die Inhalte. Ich möchte aus dem deutschsprachigen Raum heraus audiovisuelle Programme für Europa und – wo auch immer es gelingt – für die Welt produzieren. Als ich meine Heimat verlassen musste und meinte, meine Sprache verloren zu haben, habe ich nicht mehr geglaubt, machen zu können, was mich immer interessiert hat: Geschichten zu erzählen. Seit über 40 Jahren mache ich das nun mittelbar – durch bewegte Bilder.

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Bei Henckel von Donnersmarcks Oscar-nomnierten Film war erneut Mojto beteiligt

Gibt es in der immer vielfältiger werdenden Fernsehwelt noch Programm-Trends?

Ich glaube, dass wieder die großen Geschichten gefragt sind, aber natürlich anders erzählt als vor 20 Jahren. Diese urmenschlichen, allgemeingültigen Geschichten, differenziert und auch mal mit Widersprüchen, für ein breites Publikum erzählt, interessieren mich seit jeher. Die Streaming-Plattformen neigen zu zugespitzten Nischen-Themen, weil das Publikum angeblich solche Programme erwartet. Meiner Meinung nach haben beide Richtungen ihren Platz und schließen einander nicht aus.

Man spricht viel davon, dass sich TV-Geschäft massiv verändert. Ist das so?

Wenn man so lange wie ich im Geschäft ist, dann weiß man, dass Veränderungen passieren. Früher war unser Hauptgeschäft der Handel mit fertigen Produktionen. Eine meiner ersten „Taten“ war der Verkauf der ORF/ZDF-Produktion „Ringstraßenpalais“ an das italienische Fernsehen. Dabei gab es bei der RAI noch gar keine Einkaufsabteilung. Obwohl sich die Zeit geändert hat, ist der Vertrieb noch immer wesentlich für uns, weil es durch die technologische Entwicklung zu einer Vermehrung der Abspielmöglichkeiten gekommen ist. Zusätzlich engagieren wir uns sehr stark als Produzent und reagieren damit auf die enorme Nachfrage nach Leuchtturm-Programmen, also nach neuen, großen Produktionen, über die sich Sender oder Plattformen definieren.

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"Babylon Berlin" wird fortgesetzt

Ständig ist von High-End-Serien und Hochglanz-Produktionen die Rede. Droht da ein Überangebot?

Wir produzieren ja nicht Brot, was als Produkt ein Verfallsdatum hat. Die Menge ergibt sich zunächst aus der großen Nachfrage und die ist ja da. Eine rare Ressource sind allerdings die Talente, also gute und beste Autoren, Regisseure usw. Das heißt, zur Quantitätsfrage kommt hier schon auch die Qualitätsfrage. Nicht alles, was als High-End Projekt entwickelt wird, gelingt.

Man kann ja heute sehr genau analysieren, was etwa beim Plattform-Publikum funktioniert. Lässt sich Erfolg „programmieren“?

Ich würde sagen: Nein. Mein langes Berufsleben hat mir die Erkenntnis gebracht, dass bei den Projekten, bei denen ich mir ganz, ganz sicher war, es dann manchmal doch nicht so geklappt hat. Hingegen sind wir mit Projekten besser gefahren, bei denen wir Risiken eingegangen sind, wie etwa bei „Babylon Berlin“. Und Algorithmen - das hatten wir ja auch schon früher, man nannte es Bauchgefühl. Man meint heute immer öfter, dass es Rezepte für den Publikumserfolg gibt. Deshalb haben Sender, Plattformen etc. klare Vorstellungen von den erfolgversprechenden Themen und ihrer Machart, was zu einer gewissen Einseitigkeit und zu Retorten-Programmen führt. Erste Anzeichen dafür gibt es; auch für gewisse Ermüdungserscheinungen beim Publikum.

Ich möchte auf zwei Produktionen mit Österreich-Bezug eingehen. Die eine ist „Das Netz – The Net“. Ihre Beta Film und Red Bull haben dafür eine Firma gegründet. Was ist die Absicht dahinter?

Das Fernsehen ist heute immer noch stark national orientiert, und auch die Plattformen suchen nach lokalen Inhalten. Gleichzeitig spielen globale Themen eine immer stärkere Rolle, und die kommen etwa durch das Internet auch sehr nahe. Deshalb machen wir „Das Netz“. Die globale Welt des Fußballs ist das Verbindungselement jeweils lokaler Serien zu diesem Thema. Die Geschichten sind in sich stimmig und wir hoffen, dass die lokalen Partner-Sender damit Erfolg bei ihrem Publikum haben werden. Gleichzeitig spielen sie auch in der globalen Welt des Fußballs, was sie wiederum für internationale Plattformen interessant macht. Dort würden dann alle lokalen Serien gebündelt gezeigt werden können.

Wo wird „Das Netz“ spielen?

Deutschland ist fix, höchstwahrscheinlich auch Österreich. Zudem sind wir in konkreten Gesprächen mit möglichen Partnern in Frankreich und Italien, Skandinavien und Spanien. Wir hoffen, dass dadurch fast 50 Stunden an Programm entstehen, die man „Glocal“ nennen könnte, also eine Mischung aus lokal und global.

Soll das der Startschuss sein für eine längere Zusammenarbeit mit Red Bull?

Das hoffe ich.

In Cannes wird die nord-amerikanische Version von „Kommissar Rex“ als „Hudson & Rex“ Welt-Premiere haben. Ist das nicht ein alter Hut?

„Kommissar Rex“ ist eine große Marke, es ist immer noch eine der erfolgreichsten nicht-amerikanischen Serien weltweit. Es gibt abgeschlossene Episoden sowie einen Kommissar und einen Hund oder umgekehrt – wie man das sehen mag (lächelt). Diese Grundkonstellation kann überall auf der Welt stattfinden, wie auch „Hudson & Rex“ zeigt. Übrigens sind „Rex“ und „Sissi“ die zwei größten Vertriebserfolge der Beta Film in ihrer nun 60-jährigen Geschichte.

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Welche Zukunftsstrategie verfolgen Sie mit Ihrer Unternehmensgruppe?

Eine starke, unabhängige, kreative Firma zu bauen in einer Größe, die überlebensfähig ist. Neben der Vertriebsseite, die die Beta seit jeher abdeckt, sind wir seit einigen Jahren dabei, auf der Produktionsseite entsprechende Strukturen zu schaffen: Produktionsgesellschaften entweder zu bauen oder uns an bestehenden zu beteiligen.

Sind das dann Satelliten, die um ein Mutterschiff kreisen?

Nein, das sind selbstständige Universen. Wichtig ist der Human Factor. Wir schauen uns an, welche Personen hinter interessanten Produktionen stehen. Wenn sie wollen, ermöglichen wir ihnen, eigene Produktionsfirmen aufzubauen, leisten also die Anschubfinanzierung, das ist eine Art Startup-Philosophie.

Bei der MR Film in Wien sind wir in eine bestehende Struktur eingestiegen. Ziel ist nicht ein zentralistisches System, sondern eher ein föderales mit starken Einheiten. Alle Möglichkeiten, Synergien zu heben und befruchtende Verbindungen zu schaffen, sollen freiwillig genutzt werden. Originalität und Kreativität dürfen nicht drunter leiden. 

Denken Sie auch über eine eigene Beta-Plattform nach?

Denken kann man alles, aber dafür sind wir vielleicht dann doch nicht groß genug. Fakt ist, wir haben uns konkrete Gedanken über eine Plattform gemacht. Wir waren frühzeitig und maßgeblich an der Entwicklung der Idee von „Germanys Gold“ beteiligt, eine Plattform für deutschsprachige audiovisuelle Produkte, getragen von ARD, ZDF, Produktionshäusern und uns, was vom Kartellamt damals untersagt worden ist - das war sicher nicht eine der zukunftsweisenden Entscheidungen und das ist schade. Aber die Entwicklung geht ja weiter.

Ein anderer Österreicher in München und in diesem Metier unterwegs ist Herbert Kloiber. Er hat eben seine TMG an KKR verkauft. Auch Günther Jauch hat das jetzt gemacht. Es ist ja viel Geld auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Ist das kein Thema für Sie?

Ich hoffe, dass ich dabei bin, etwas aufzubauen, das auch nach mir Bestand haben kann. Damit das so sein kann, braucht es vor allem Menschen, die das tragen können. Ich habe das Glück, dass ich hervorragende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier in der Firma habe, das gleiche gilt auch für die Beteiligungen und Partnerschaften.  Dieser menschliche Aspekt war immer bei Entscheidungen maßgeblich für mich.

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Mojtos Ziel: audiovisuelle Programme aus dem deutschsprachigen Raum für Europa und die Welt 

Ein Verkauf käme für Sie also nicht in Frage?

Natürlich habe ich mich mit dem Gedanken beschäftigt und man muss sich auch damit beschäftigen.

Es wäre heute einfacher, eine Produktionsfirma zu verkaufen, als, sagen wir, ein Programm an einen Sender. Unternehmen wie die Beta werden von Investoren gesucht, weil wir einen der gefragtesten Rohstoffe der Zukunft herstellen, nämlich „intellectual properties“. Ihre Herstellung ist allerdings zyklisch, Erfolge nicht planbar und Misserfolge nicht vermeidbar. Für ein börsennotiertes Unternehmen wären die sich daraus ergebenen Gewinnschwankungen ein Problem. 

Wohin soll sich Ihre Unternehmensgruppe entwickeln?

Ich möchte aus dem deutschsprachigen Raum heraus audiovisuelle Programme für Europa und für die Welt produzieren und für die Kreativen, Drehbuchautoren, Regisseure, Schauspieler, Produzenten Bedingungen schaffen, die ihnen erlauben, ihr Talent am besten einzusetzen. Die Gruppe übernimmt einen Teil der Aufgaben des Produzenten, wie zum Beispiel Finanzierung und Vertrieb, und schafft diesem dadurch Freiräume, die große, teilweise von Finanzmärkten abhängigen Firmen nicht bieten können. Die Frage ist nun, ob da noch Platz ist.

Ihre Antwort?

Da die Kreativität weniger Strukturen und mehr die Freiheit braucht, gibt es für entsprechend ausgerichtete Firmen natürlich Platz. Gleichzeitig wird man in der Zukunft immer mehr eine gewisse Größe, ein gewisses Gewicht brauchen, um wahrgenommen zu werden. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir eine Zukunft haben.

Herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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