ORF2-Bilanz: Starke Info und ein "Bergdoktor", der zum Showman wird

"Starnächte", die diesen Namen verdienen: Hans Sigl wird als Co-Moderator gemeinsam mit Barbara Schöneberger die Musikshow präsentieren
Sender-Chef Alexander Hofer über den TV-Sommer, den "Starnächte“-Coup mit Hans Sigl und ein neues "Gesundheitsmagazin"

Stabile Quoten beim Gesamtpublikum und ein Erstarken bei jüngeren Sehern, so kann ORF2-Channelchef Alexander Hofer die TV-Saison und speziell das erste Halbjahr 2022 bilanzieren. Geprägt war es erneut vom erhöhten Informationsaufkommen, was sich Hofer jedenfalls in Teilen anders gewünscht hätte. Auf der Haben-Seite steht das Engagement von "Bergdoktor" Hans Sigl für die "Starnächte", die nun verstärktes Interesse bei deutschen Partnern hervorrufen.

Es hat schon fast etwas von einem Stehsatz: Das Programm von ORF2 war in dieser TV-Saison, speziell auch im 1. Halbjahr 2022, wieder sehr stark von der Information geprägt. Der Ausnahmezustand als Normalsituation?

Kaum hatte man die Hoffnung, dass das Pandemiegeschehen die Menschen in diesem Frühjahr einmal durchschnaufen lässt, beginnt Russland den Krieg gegen die Ukraine. In einer solchen Situation versuchen wir zunächst einmal dem Publikum Orientierung und Analyse zu bieten. Ich meine, wir haben da einmal mehr unsere Stärken unter Beweis stellen können und das Publikum anerkennt das auch. Umso mehr freut es mich, dass Christian Wehrschütz zum Romy-Preisträger gekürt wurde, stellvertretend für unsere 25 Korrespondenten, die da Tag und Nacht unter zum Teil sehr, sehr schwierigen Bedingungen im Einsatz waren und sind. Ich denke in dem Zusammenhang auch an die Kollegen, die aus Moskau berichtet haben in diesem Frühjahr. Wir haben mit Paul Krisai immer wieder diskutiert, ob es richtig ist, ihn weiterhin dort zu belassen oder zurückzuholen. Das waren sehr emotionelle Zeiten. 

ORF2-Bilanz: Starke Info und ein "Bergdoktor", der zum Showman wird

ORF2-Senderchef Alexander Hofer

Es gibt jetzt auch nicht mehr ständig Sondersendungen?

Das ist gut dosiert, weil man nicht über jede einzelne Entwicklung in dieser krisengeschüttelten Region berichten kann, sondern da gilt es den Gesamtzusammenhang im Blick zu behalten und darüber weiterhin aktuell und seriös zu berichten. Gleichzeitig versuchen wir im ORF-Programm auch die für die Menschen in Österreich ebenso notwendige Ablenkung zu bieten von Inflationsängsten, unklaren globalen Entwicklungen und Pandemie-Aussichten. Man soll mit dem ORF-Programm sich auch den schönen, unbelasteten Seiten des Lebens widmen können. Dafür ist auch ein bisschen unsere Sommer-Programmierung da.

Das ORF2-Programm reicht ja in der Ferienzeit vom Kultur-Sommer über "Liebesg’schichten“ bis hin zu "Starnächten“ mit neuer Moderation.

Nach dem wunderbaren Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker vor Schönbrunn, dem Prater-Konzert der Symphoniker und nun mit der "Sommernachtsgala" aus dem Wolkenturm in Grafenegg am 24. Juni startet der ORF den sehr umfangreichen Reigen der Hochkultur-Ereignisse. Sie sind über die Bundesländer verteilt und etwas, das – in dieser Regelmäßigkeit - auch unter den anderen Öffentlich-Rechtlichen seinesgleichen sucht. Das meinten jedenfalls Bregenz-Intendantin Elisabeth Sobotka und Salzburgs Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser und das freut natürlich. Uns geht es dabei aber auch um die kulturelle Teilhabe von Menschen, denen das angesichts der wirtschaftlich schwieriger werdenden Umstände sonst nicht möglich wäre. Die "Liebesg’schichten“ halten wieder, was sie versprechen. Die "Herrschaftszeiten!“ mit Johann-Philipp Spiegelfeld führen im August dann wieder zu Österreichs Adelsgeschlechtern. Und wir freuen uns in der leichten Unterhaltung mit einer Neuigkeit aufwarten zu können: die Premiere von Hans Sigl als Co-Moderator von Barbara Schöneberger der "Starnacht am Wörthersee“ am 16. Juli.

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Die "Sommernachtsgala" aus dem Wolkenturm in Grafenegg am 24. Juni gehört zu den Höhepunkten des Kultur-Sommers im ORF

Mit der „Sommernachtsgala“ aus   dem Wolkenturm in Grafenegg am 24. Juni (21.20, ORF2) setzt der ORF den  Reigen der Hochkultur-Ereignisse fort. „Etwas, das – in dieser Regelmäßigkeit – auch unter den anderen Öffentlich-Rechtlichen seinesgleichen sucht. Das meinten jedenfalls Bregenz-Intendantin Elisabeth Sobotka und Salzburgs Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser und das freut natürlich“, sagt ORF2-Chef Alexander Hofer. Wobei mehrere ORF-Kanäle involviert sind.

Ein Auszug zu ORF2:

Pünktlich zum Schulschluss laden die Wiener Symphoniker erstmals zum musikalischen „Wiener Prater Picknick“ (1. Juli,  20.15).  

Coronabedingt erst heuer präsentieren die Bregenzer Festspiele   Giacomo Puccinis  „Madame Butterfly“ (22. Juli,  21.20 ).

Live von den Salzburger Festspielen ist ein von Andris Nelsons geleitetes „Konzert der Wiener Philharmoniker aus dem Großen Festspielhaus“ am 7. August (11.00) zu erleben.

Aus dem Großen Festspielhaus gibt’s Giacomo Puccinis Opernzyklus „Il trittico“ (Premiere, 29. Juli,  18.00, Ö1;  13. August, live-zeitversetzt, 22.00, ORF 2). Zudem gibt’s   mehrere  „kulturMontag Spezial“- und „JedermannJedefrau“-Festspiel-Ausgaben.

Vorarlberg ist Ende August der Auftakt zu „Weites Land“, einer zehnteiligen, kulturellen Landvermessung, die sich Licht- und Schattenseiten widmet.

Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit?

Ich habe registriert, dass Hans Sigl über seine Schauspiel-Tätigkeit hinaus eine gewisse Spielfreude in Richtung Moderation entwickelt hat. Wir sind daraufhin in Kontakt gekommen und er hat letztlich unser Angebot positiv beantwortet. Ich freue mich sehr, dass wir damit ein neues Kapitel dieses Erfolgsformats, woran ohne Zweifel Alfons Haider in den vergangenen Jahren einen großen Anteil hatte, aufschlagen können. Hans Sigl macht künftig alle "Starnächte“ gemeinsam mit Barbara Schöneberger. Das bringt nicht nur einen Generationswechsel. Mit seinem ersten Einsatz wird es auch zusätzliche deutsche Partner geben, die bereits ihr Interesse öffentlich gemacht haben. Das Ziel ist, im nächsten Jahr eine große ARD-Eurovision zustande zu bringen.

Das ist ein Coup.

Ja, eine Eurovision aus Österreich hatten wir zuletzt mit dem „Musikantenstadl“, als der ORF federführender Produzent war. Unser Ehrgeiz ist es, nun mit Barbara Schöneberger und Hans Sigl aus der "Starnacht“ etwas Größeres für den gesamten deutschsprachigen Raum aus Österreich heraus zu entwickeln.

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Erstmals in der Geschichte der ORF-"Sommergespräche" stellen heuer mit Tobias Pötzelsberger und Julia Schmuck ein TV-Journalist und eine Radio-Journalistin die Fragen

Ein Fixpunkt sind alljährlich auch immer die "Sommergespräche“. Wo, wie, was?

Erstmals in der Geschichte der Sendung stellen mit Tobias Pötzelsberger und Julia Schmuck ein ORF-TV-Journalist und eine ORF-Radio-Journalistin die Fragen. Damit wollen wir die immer stärker gelebte Multimedialität im ORF-Zentrum auch nach außen zum Ausdruck bringen. Dieser Tage hat ja die Info-Mannschaft von TV, Radio, Online und Social Media den neuen Newsroom hier bezogen. Das spiegelt sich folgerichtig auch in den "Sommergesprächen“ wider. Stattfinden werden sie hier im ORF-Zentrum auf dem Küniglberg. Wir starten damit am 8. August und erwarten uns von der journalistischen Zusammenarbeit von ORF-Radio und Fernsehen einiges.

Gibt es darüber hinaus Besonderheiten im Sommer-Programm?

"Gut Morgen, Österreich“ geht wieder raus in die Bundesländer. Neun Wochen ist unsere Morgensendung auf Sommertour mit dem mobilen Studio, bringt Ferien-Feeling ins Haus. Vorwarnen möchte ich nur Fitness-Muffel: Auch "Fit mit Philipp“ wird mit dabei sein und an schönen Orten in Österreich zum Mitturnen motivieren. Start ist am 4. Juli. 

Die Quoten
Stand Ende Mai lag ORF2  im Jahr 2022 auf dem Gesamtmarkt bei 21,9 Prozent Marktanteil (Jänner – Mai 2021: 22,1), bei den 12- bis 49-Jährigen legte man auf 11,9 Prozent (2021: 11,3) zu

Die Highlights
Neben Regel-Sendungen („Zeit im Bild“, „Bundesland heute“) waren Quotenbringer (Auswahl): „Zeit im Bild Spezial“ zu Russlands Angriff auf die Ukraine mit 1,014 Mio. Seher (33 Prozent); das „Neujahrskonzert (Teil 2)“ mit 1,215 Mio. Zuschauern (59 Prozent); bei Serie/Reihe  „Tatort: Alles was recht ist“   mit 1,088 Mio. (34 Prozent) bzw. bei Film „Klammer – Chasing the Line“ mit 966.000 (32 Prozent); bei TV-Magazinen „Am Schauplatz Gericht“ 770.00 (25 Prozent)

Zum Herbst: Starke Quoten lieferten in ORF2 zuletzt Film und Serie, was an Hochkarätern wie "Klammer“ und "Euer Ehren“ lag. Gibt es Premieren-Nachschub?

Den gibt es, aber immer mit der Entscheidung verbunden, auf welchem Sender was am besten aufgehoben ist. Für ORF2 stets sehr wichtig sind die Österreich-"Tatorte“ oder auch erfolgreiche Reihen wie "Die Toten von Salzburg“ und die "Die Toten vom Bodensee“. Freuen darf sich das Publikum auch heuer wieder auf drei Ausgaben der internationalen Co-Produktion "Vienna Blood“ mit Juergen Maurer, die gegen Ende des Jahres eingesetzt werden. Diese Serie ist binnen kürzester Zeit eine großartige Marke geworden. Auch wenn also die Fiction vornehmlich in ORF1 ihren Platz hat, kann auch ORF2 ein feines Angebot bieten.

ORF2-Bilanz: Starke Info und ein "Bergdoktor", der zum Showman wird

"bewusst gesund“-Präsentatorin und Ärztin Christine Reiler moderiert 2023 ein neues "Gesundheitsmagazin" im zweiten Hauptabend

Mit welchem Schwerpunkte starten Sie in den Herbst?

Wir setzen im Herbst auf Service und Information. Nach dem hoffentlich entspannten Sommer wollen wir im September die Menschen abholen mit den Themen, die auf uns zukommen. So wollen wir im September im Rahmen einer Schwerpunkt-Woche und mit einer neuen Hauptabend-Sendung uns mit der Teuerung befassen, aber auch Rat und Tipps liefern, um die Situation besser meistern zu können. Wir wollen da nahe bei unserem Publikum sein. Das wird von den TV-Magazinen gemeinsam erarbeitet und soll in der Folge öfter als Hauptabend-Format zum Einsatz kommen. Der Oktober steht dann im Zeichen der Bundesländer, weil die Bundesländer-Studios, die den Spitznamen Peichl-Torte tragen, ein Jubiläum feiern. Sie sind für unser Programm eine ganz wichtige Säule. Es wird auch wieder eine Neuauflage von "9 Plätze 9 Schätze“ das Angebot in dem insgesamt rot-weiß-roten Oktober abrunden.

Da passen die Tiroler Neuwahlen dann auch gut dazu.

So wie es aussieht, wird Tirol am letzten September-Sonntag wählen. Dem folgt wohl Anfang/Mitte Oktober die große Bundespräsidenten-Wahl. Wir werden über die Wahlen selbstverständlich groß berichten und da auch schon unsere neue multimediale Aufstellung im Info-Bereich in die Waagschale legen können.

Ventiliert wurde für die nächste Zukunft ein neues zusätzliches "Gesundheitsmagazin“. Hat das Chancen auf Verwirklichung?

Das wird kommen. Damit gehen wir 2023 regelmäßig, vorerst viermal im Jahr, on air. Es wird als Sendung für den zweiten Hauptabend konzipiert und dann pilotiert. Präsentieren wird sie "bewusst gesund“-Präsentatorin und Ärztin Christine Reiler.  Es wird einen Mix aus Reportagen und Beiträgen zu aktuellen Gesundheitsthemen bieten. Damit kommen wir auch einem immer wieder geäußerten Wunsch des Publikums nach, Gesundheit ist uns allen wichtig.

Danke für das Gespräch.

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