Aber warum eigentlich – ist das Wetter nicht eh, wie es ist? „Es gibt diesen schönen Spruch: Wer wissen will, wie das Wetter ist, soll aus dem Fenster schauen. Wer wissen will, wie es morgen ist, soll morgen aus dem Fenster schauen“, sagt der ROMY-nominierte Meteorologe mit einem Lachen. „Aber das ist der Unterschied: Jeder weiß, wie das Wetter ist. Aber wenige wissen, wie das Wetter wird. Es ist ein Thema, das unseren Alltag bestimmt. Wir sind immer mehr in dieser flexiblen Freizeitgesellschaft: Wenn es übermorgen sonnig ist und der Schnee passt, nehm ich mir frei und gehe Skifahren. Da muss ich wissen, wie das Wetter wird.“
Auch gar nicht so alte Menschen erinnern sich an Zeiten, als die Wettervorhersage, mit Verlaub, so zuverlässig war wie ein Horoskop. „Den Vergleich mag ich nicht“, sagt Wadsak mit einem Lachen. „Auch früher ist der Wettervorhersage eine Wissenschaft zugrunde gelegen. Die war aber eingeschränkt vor allem auch durch die Information, die man über den aktuellen Wetterzustand hat.“
Als Wadsak in der ORF-Wetterredaktion begann, bekam man stündlich eine Meldung per Fernschreiber („das kennen junge Menschen gar nicht mehr“) über die Wetterlage in den Bundeshauptstädten. Und ja, dafür hat dort jemand aus dem Fenster geschaut, wie das Wetter ist.
„Mittlerweile haben wir 250 automatische Messstationen in Österreich, die alle 10 Minuten alles messen und übermitteln, Sonnenschein, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit. Wenn ein Blitz in Österreich einschlägt, haben wir den in derselben Sekunde auf dem Bildschirm.“ Mit diesen Daten kann man heute „für drei Tage auf die Stunde genau für kleine Regionen voraussagen, wann es regnet, wie viel, welche Temperatur es haben wird. Für eine Woche kann man eine Prognose machen, die sagt: Im Osten Österreichs wird es wärmer oder kälter, im Westen so und so. Für 15 Tage sieht man einen Trend.“
Der langfristige Trend beim Wetter, das ist das Klima. Dass dieses sich verändert, thematisiert Wadsak in Büchern, beim Wetterbericht und neuerdings auch im „ZIB Magazin Klima“. Der Klimawandel „ist nicht mehr zu übersehen, in Österreich schon gar nicht“, sagt er.
Es ist ein Thema mit viel Emotion – aber „die Klimatologie ist wie die Meteorologie eine Wissenschaft. Man kann ganz einfach belegen: Wir haben unser Wetter ver-rückt. Ein Klimawandelleugner ist nicht mehr zeitgemäß.“
Was nun? „Die Veränderungen, die wir für das Klima vornehmen werden, werden unser Leben positiv verändern“, sagt Wadsak. Tempo 100, eine positive Veränderung? „Finde ich schon. Tempo 100 spart dir über 20 Prozent der Kosten, die du an der Tankstelle ablegst. Und die Luft wird besser. Es gibt keine Maßnahme, die schneller, einfacher und positiver umzusetzen wäre als ein Tempolimit. Die Zeitersparnis ist lächerlich im Vergleich zum Benefit.“
Nur greift es in Freiheiten ein, oder? „Es ist ja jetzt auch vorgeschrieben, dass man nicht schneller als 130 fahren darf“, entgegnet Wadsak. „Und dass wir nicht zu viel Alkohol trinken dürfen, wenn wir Auto fahren.“
Und er betont: „Ich glaube, es ist ein Problem, dass man hier nicht richtig kommuniziert. Dass man nicht einmal klar sagt: Wir haben in Österreich ein massives Problem mit dem Klimawandel. Und wir werden Dinge verändern müssen. Es steht ganz viel der Identität Österreichs auf dem Spiel.“
Zum Beispiel? „In den Weihnachtsferien ist Skifahren in den tiefer gelegenen Skigebieten schon jedes Jahr ein Problem“, erklärt er. „Die Landwirtschaft hat massive Probleme. Allein beim Weinbau: Die seit Jahrhunderten eingesessenen Weinsorten wandern nach Norden. Der Grüne Veltliner wird in absehbarer Zeit ein guter deutscher Wein. Aber nicht mehr einer, der in Österreich heimisch ist.“ Schaffen wir es, das Ärgste zu verhindern? „Ich glaube ja. Wir kennen das Problem, daher kennen wir auch die Lösungen. Und diese Lösungen sind machbar. Es braucht rasches und energisches Handeln.“
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