Nur ein "Kandi" kann gewinnen: Finale für "Starmania 21"

Rittern um den Sieg: Tobias Hirsch, Vanessa Dulhofer, Anna Buchegger, Fred Owusu (v. li. n. re.)
"Starmania 21" geht heute Abend ins Finale. Die Entscheidung liegt allein beim Publikum. Der ORF freut sich schon davor über respektable Quoten bei der jungen Zielgruppe.

„Greifen Sie nach den Sternen“ – diese Verabschiedung wird Moderatorin Arabella Kiesbauer heute zum vorerst letzten Mal aussprechen, wenn das letzte Ergebnisröhrchen geleert und die finale Entscheidung bei „Starmania 21“ gefallen ist (20.15 Uhr, ORF 1).

Ursprünglich gab es rund 1.700 Bewerbungen, 64 davon schafften es in die Show. Zwei junge Frauen und zwei junge Männer haben sich schließlich fürs Finale qualifiziert (siehe „Spiegel Vision“). Sie haben heute noch drei Hürden zu bewältigen: Zum Auftakt präsentieren alle jeweils ihren „Best Song“, also jenes Lied, das sie im Lauf der Staffel besonders ins Herz geschlossen haben. Anna Buchegger singt „Kiss“ von Prince, Vanessa Dulhofer „Bring Me Some Water“ (Melissa Etheridge), Tobias Hirsch „Anyone“ (Demi Lovato) und Fred Owusu „Sunny“ (Marvin Gaye). Bei manchen „Kandis“, wie die Kandidatinnen und Kandidaten neuerdings heißen, überrascht die Auswahl.

Es gilt. vom Wettsingen am Küniglberg Abschied zu nehmen, „Starmania 21“ geht ins Finale. Die meistgestellte Frage: Wer wird es gewinnen? Aus fachlicher Sicht kann es nur eine Gewinnerin geben, nämlich Anna Buchegger.

Die 22jährige Studentin aus Abtenau (Salzburg) hat eine erstaunliche Bandbreite. Songs von Lady Gaga, Prince, Ariana Grande, Alicia Keys und zuletzt „Back To Black“ von Amy Winehouse meistert sie souverän und mit bemerkenswerter Selbstsicherheit.

Doch Vorsicht! Die Entscheidung liegt letztlich beim Publikum. Die Anzahl der Sympathie-Votings darf man nicht unterschätzen. Ob die Salzburgerin der heimische „Pop-Star“ des Jahres“ wird, ist nicht so sicher, wie man glauben mag - aber das ist auch nicht wirklich von Bedeutung.

Das Wort Star unterliegt einer Inflation sondergleichen. Die Nachhaltigkeit der Leuchtkraft dieser Sterne war nie kürzer als in vergangenen Jahrzehnten. Kaum jemand kann sich an Gewinner von TV-Casting-Shows erinnern, viel eher an schrullige, selbstüberschätzende Leider-Nein-Kandidaten. Die bleiben merklich besser im Gedächtnis.

Zu den Mitstreitern von Anna Buchegger:

Die noch sehr junge Vanessa Dulhofer (16) aus Traiskirchen (NÖ) ist gut beraten nicht Englisch zu singen. Deutsch liegt ihr viel mehr, da berührt sie ungemein und überzeugt.

Fred Owusu, der 24jährige Student aus Graz, ist ein guter Entertainer, von denen es aber viele und bessere gibt. Gute Anlagen hat er immerhin.

Ein weiterer Steirer, Tobias Hirsch (19) aus Birkfeld, hat zwar eine interessante Stimmfarbe, ist aber noch viel zu verinnerlicht um sich auf großen Bühnen zu bewähren.

Bei den Finalisten liegt die Nachhaltigkeit ihrer musikalischen Karrieren wohl in ihren eigenen Händen, da die großen Schallplattenfirmen Universal und Sony, im Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln, nur mäßiges Interesse an Künstlerverträgen haben. Popularität verblasst rasch. Interessierte Produzenten müssten unmittelbar einen Hit herbeizaubern, der genau auf einen der Finalisten passt. Bis jetzt sind die Kandidaten überdurchschnittliche Karaoke-Sänger  bzw. Interpreten auf hohem Niveau. Unverwechselbare Künstlerpersönlichkeiten müssen sie erst noch werden. Voraussetzung dafür sind Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und viel Glück.

Sollte sich der ORF entschließen, „den Rolls Royce“ (© Edgar Böhm) wieder aus der Garage zu holen, dann sicherlich mit einem anderen Konzept, einer transparenten Punktevergabe, Zuschauer-Votings von Beginn an und mit einer Jury, die Ecken und Kanten zeigt, untereinander diskutiert und sich nicht nur in Superlativen ihrer eigenen Bewertungen ergeht.

Auch die Moderation dieser Sendung könnte man neu überdenken. 

Ja, wenn es Starmania wieder geben sollte.

(Markus Spiegel)

Beim ersten von drei Televotings muss sich dann bereits ein Teilnehmer verabschieden. Drei Starmaniacs zeigen daraufhin einen „Jury Song“ – sie durften aus drei Liedern wählen, die Ina Regen, Tim Bendzko oder Nina „Fiva“ Sonnenberg für sie ausgesucht haben. Es ist der einzige direkte Einfluss, den die Jury noch besitzt. Sie kommentiert zwar die Darbietungen, aber allein das Publikum fällt die Entscheidung über den Finalverlauf.

Abermals muss also ein „Kandi“ Adieu sagen, bevor die letzten zwei zum künstlerischen Abschluss ihren „Winner Song“ präsentieren, den sie selbst komponiert haben.

Endspurt bei Starmania

Eine Art Publikum

Als Zwischeneinlage wird es ein Wiedersehen mit vielen ausgeschiedenen Teilnehmern geben, sie singen einen Gruppensong. Die rund fünfzig „Starmaniacs“ fungieren zudem als Publikumsersatz. So viele Menschen haben in dieser von der Pandemie beeinträchtigen Staffel noch nie im Studio Platz genommen.

Im Sommer sollen dann 13 Teilnehmer dabei sein, wenn es eine vom ORF angekündigte „Starmania21“-Live-Tour geben soll. Die geplanten Open-Airs in Linz, Innsbruck, Wien, Graz und St. Pölten können aber nur stattfinden, wenn es dann coronabedingt möglich ist.

Mit folgenden Songs singen die vier Final-Kandidaten um den Sieg:

 „Best Song“:

Anna Buchegger: „Kiss“ von Prince

Vanessa Dulhofer: „Bring Me Some Water“ von Melissa Etheridge

Tobias Hirsch: „Anyone“ von Demi Lovato

Fred Owusu: „Sunny“ von Marvin Gaye

 

Der „Jury Song“ – präsentiert von den Top 3 des ersten Votings:

Anna Buchegger: „Cuz I Love You“ von Lizzo

Vanessa Dulhofer: „Schön genug“ von Lina Maly

Tobias Hirsch: „Like I Can“ von Sam Smith

Fred Owusu: „I Need a Dollar“ von Aloe Blacc

 

„Winner Song“ – präsentiert von den Top 2 des zweiten Votings:

Anna Buchegger: „Ease“, Eigenkomposition von Anna Buchegger

Vanessa Dulhofer: „Deine Richtung“, Eigenkomposition von Vanessa Dulhofer

Tobias Hirsch: „Falling Apart“, Eigenkomposition von Tobias Hirsch

Fred Owusu: „Hold On“, Eigenkomposition von Fred Owusu

Im Wigl-Wogl

Ob die vier Finalteilnehmer heuer auf Konzertbühnen nach den Sternen greifen können, ist also noch fraglich.

Ein gewisses „Wigl-Wogl“, wie die Jury so oft sagte, zeigt ein Blick auf die Quoten für die Revival-Staffel. Die Show ist Ende Februar mit einem Wert von durchschnittlich 864.000 Zusehern fulminant gestartet, pendelte sich dann auf normales Maß ein (im Schnitt 581.000).

Die Entscheidung, vier „Final-Shows“ anzusetzen, hat nur bedingt gefruchtet: Vergangenen Freitag waren im Schnitt 475.000 dabei. Wobei der Marktanteil bei der jüngsten Zielgruppe (12–29), und die wird mit einem Format dieser Art besonders angepeilt, mit 30 Prozent mehr als respektabel war. Das gilt auch über die ganze Staffel gerechnet, mit durchschnittlichen Marktanteilen von 25 Prozent der 12–49-Jährigen und 28 Prozent der 12–29-Jährigen.

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