Der dritte Schuss sitzt – und endet tödlich: Luka, der Bruder und skrupellose Wachhund des georgischen Mafiachefs Beka Datviani (Lasha Bakradze) sinkt neben seinem Auto auf dem Parkplatz vor einem Nachtclub zusammen. „Das war kein Raubmord, das war eine Hinrichtung“, wird sein ziemlich angefressener und natürlich auch ein bisschen trauriger Bruder etwas später zu Moritz (Harald Krassnitzer) und Bibi (Adele Neuhauser) sagen. Er will Rache, eh klar, sei aber auch „zu einer Kooperation bereit“. Aber wenn die Polizei nicht schnell den Täter fasst, müsse er die Sache eben selbst in die Hand nehmen, warnt der einflussreiche wie gefürchtete Geschäftsmann, auf den Majorin Brunner (Zeynep Buyrac) von der Wirtschaftskriminalität schon lange ein Auge geworfen hat. Und dafür auch eine V-Frau in den Clan eingeschleust hat: „Azra“ (schlagkräftig: Mariam Hage) lautet ihr Name. Und „Azra“ ist zugleich der Titel des neuen „Tatort“ aus Wien.
Lesen Sie weiter unten, was dem Regisseur Dominik Hartl bei seinem Debüt wichtig war.
Nachgeschärft
Inszeniert hat die Geschichte der österreichische Regisseur Dominik Hartl, der damit auch sein Debüt für die etablierte Krimi-Reihe abliefert. Für den frischgebackenen Absolventen der Filmakademie Wien sei das alles eine aufregende Zeit gewesen. „Einen Tatort zu machen, ist als Filmemacher immer noch eine große Ehre. Denn die Krimireihe hat große Tradition und wird von vielen Menschen gesehen. Da sitzen oft eine Million Österreicherinnen und Österreicher am Sonntag vor dem Fernseher. Es gibt kaum einen besseren Rahmen, um dem Publikum seine Ideen, seine Handschrift zu präsentieren“, sagt der gebürtige Schladminger im KURIER-Interview.
Mit dem Drehbuch der Autorin Sarah Wassermair hatte er gute Voraussetzungen, dass ihm sein Vorhaben gelingt. Er habe dann gemeinsam mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer das Drehbuch noch ein bisschen umgebaut, Kleinigkeiten verändert, „nachgeschärft“, wie er sagt. „Mir war es zum Beispiel sehr wichtig, diesen georgischen Familienclan mit Schauspielerinnen und Schauspielern zu besetzen, die georgische Wurzeln haben“, sagt der 39-Jährige.
Operation „Java“
Um Einblick in die mafiösen Machenschaften zu bekommen, habe er sich auch intensiv beraten lassen, sich mit Experten getroffen, „die mir dann etwa auch erklärten, wie ein polizeilicher Zugriff tatsächlich über die Bühne geht.“
Das Thema georgische Mafia wurde hierzulande in Filmen noch kaum aufgegriffen. Die Geschichte bezieht sich u. a. auf die Operation „Java“, bei der im Jahr 2010 heimische Ermittler 25 mutmaßliche georgische Mafiamitglieder, darunter zwei Bosse, verhaftet haben. Die Bande soll für 30 Prozent der Einbrüche in Wien verantwortlich sein, sagte damals die Polizei.
„Es ist uns nicht nur ein großer Schlag gegen die georgische Organisierte Kriminalität gelungen, sondern wir haben auch eine mafiöse Struktur zerschlagen, bis hin zur Spitze“, sagte die damalige Innenministerin Maria Fekter (ÖVP).
Ob dieser damalige Erfolg der Ermittler auch im neuen „Tatort“ gelingt, wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel sei gesagt: Die Arbeit an diesem Fall ist für alle Beteiligten extrem mühsam, denn die Clan-Mitglieder halten dicht, niemand will etwas wissen oder gesehen haben.
Bibi und Eisner tappen also lange im Dunklen, werden vom Mafia-Boss an der Nase herumgeführt. Bleibt nur noch ein letzter Trumpf übrig: Die verdeckt ermittelnde Azra. Sie soll die fehlenden Informationen liefern, das Familienoberhaupt Beka Datviani überführen. Dafür muss Azra aber erst sein Vertrauen gewinnen, näher an ihn ran. Das bringt Eisner des Öfteren in einen Zwiespalt. Er will den Mordfall lösen und die Machenschaften des Clans zu einem Ende führen. Doch dafür muss sich Azra immer weiter exponieren, was enorm gefährlich ist: Wenn sie auffliegt, bedeutet das ihren sicheren Tod.
„Was, wenn es schief geht?“, fragt Eisner Azra mit etlichen Sorgenfalten auf der Stirn. „Dann vertraue ich auf dich“, antwortet sie. Ob das eine gute Idee ist, erfahren Sie am Pfingstmontag in ORF2 (20.15)
Der Fall: Mitten in ein Netz aus organisierter Kriminalität tauchen Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser gemeinsam mit
der titelgebenden Informantin Azra (Mariam Hage) ein, um die Drahtzieher hinter einem Mordfall zu überführen. Im Zentrum der polizeilichen Ermittlungen: der georgische Mafia-Boss Beka Datviani (Lasha Bakradze)
Der Regisseur: Beim neuen österreichischen „Tatort“ führte erstmals Dominik Hartl („Die letzte Party deines Lebens“, „Angriff der Lederhosenzombies“) Regie.
Der gebürtige Schladminger (39) liefert ein beachtliches Debüt ab, das auf klassische Krimi-Spannung setzt und sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält.
Kommentare