Neue Chefs für ORF-Flaggschiff Ö3 und Unterhaltung
ORF-Geschäftsführer Roland Weißmann hat Schlüsselpositionen neu besetzt. Das wurde am Montag in einer Aussendung bekannt gegeben. Zuvor waren die Mitarbeiter informiert worden.
Ö3, immer noch Österreichs größtes Radio und für viele ORF-Werbemillionen verantwortlich, wird künftig von Michael Pauser geleitet, nachdem der langjährige Chef Georg Spatt im Mai überraschend seinen Abschied bekannt gegeben hatte. Michael Pauser war viele Jahre Leiter der Ö3-Programmgestaltung und zuletzt in der ORF-Technikdirektion.
Mit Martin Gastinger führt ab 1. August ein TV-Profi die ORF-TV-Unterhaltung. Gastinger kommt von ServusTV und hat dort zielgruppengerecht mit den Vorabend-Sendungen „Quizmaster" und „Quizjagd" dem ORF das Leben schwer gemacht. Der ROMY-Preisträger hat zudem zahlreiche Formate für den internationalen TV-Markt (z. B. „Teenager werden Mütter") entwickelt und war zuvor u. a. auch Geschäftsführer von ATV.
Verlängert hat Weißmann zudem Silvia Lahner als interimistische Hauptabteilungsleiterin Ö1. Die Leiterin der Ö1-Kultur führt den Radiosender, nach einem Krankheitsfall, interimistisch seit Februar 2023.
Die bisherige interimistische Leiterin der Abteilung „Humanitarian Broadcasting“, Lisa Zuckerstätter, hat diese Funktion nun unbefristet inne und verantwortet damit die Koordination der Humanitarian-Broadcasting-Leistungen des ORF, insbesondere die Spenden- und Hilfsaktionen. Und Anita Malli übernimmt die Leitung der Funktionsgruppe „Umwelt und Nachhaltigkeit“, die u. a. die Konzeption, Weiterentwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeits- und -Klimastrategie bündelt.
Multimedialer Newsroom
Die nächsten (personellen) Schritte Weißmanns betreffen die Neuaufstellung der ORF-Information. Bislang läuft dieser Prozesse ungewöhnlich ruhig. Weißmann hat jüngst seinen Entwurf für die Organisation des neuen multimedialen Newsrooms den zuständigen Betriebsratsteilen sowie dem Redaktionsrat übermittelt. Die verpflichtenden Gespräche darüber dürften Ende August starten. Die Besetzungen könnten somit noch im Herbst stattfinden. Im neuen Newsroom sind alle bisher auf Radio, TV und Online Info-Redaktionen zusammengezogen worden.
Die neue Führung soll demnach drei Chefredakteure (sowie Stellvertretungen) umfassen. Deren Aufgaben sind anders als bisher nicht mehr über Mediengattungen hinweg definiert. Aktuell werden die TV-Information (durch Eva Karabeg) und jene des Radios (durch Gabi Waldner-Pammesberger) interimistisch geleitet. Christian Braun-Staudinger ist zuständig für Online. Als aussichtsreicher Kandidat von außen gilt APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger.
Dem neuen multimedialen Prinzip in der Info folgend werden die bisher in TV und Radio unterteilten Ressorts auch jeweils unter eine Führung zusammengelegt. In den Kernressorts wie Innenpolitik oder auch Wirtschaft könnte dieser Prozess noch für Emotionen – vor allem intern – sorgen.
Allzu lange kann man sich mit dem Einfinden in die neuen Strukturen nicht aufhalten: 2024 ist ein Superwahljahr. Es reicht von EU- und Nationalratswahlen bis zu den US-Präsidentenwahlen. Damit steht auch das Funktionieren der ORF-Information im Fokus.
Publikumszufriedenheit
Mit der Einführung des neuen ORF-Beitrags für alle Hauptwohnsitze bekommt der Öffentlich-Rechtliche zwar die höchstgerichtlich geforderte ausreichende Finanzierung - aber auch viel Gegenwind, der parteipolitisch sicher ausgenutzt werden wird. Weißmann sieht mit den personellen Besetzungen nun einen Schritt gesetzt, das „Versprechen, ein ‚ORF für alle‘ zu sein, erfolgreich meistern" meistern zu können. „Dies gilt ebenso für die wichtigen Programmbereiche Ö3 und Unterhaltung, für den Info- und Kultur-Giganten Ö1 und auch die essenziellen Bereiche Humanitarian Broadcasting und Nachhaltigkeit, die die gesellschaftliche Relevanz und Bandbreite des ORF prototypisch versinnbildlichen. Sie alle haben in den zukünftigen Angeboten nur ein Ziel – die Zufriedenheit unseres Publikums“, heißt es in der Aussendung am Montag.
Michael Pauser wird dort wie folgt zitiert: „Jede Woche fast die Hälfte der Menschen in Österreich mit Ö3 durch ihr Leben begleiten zu dürfen, ist einer der spannendsten Jobs, die es gibt. Mit meinem engagierten und kreativen Team werde ich dafür sorgen, dass Ö3 und das Medium Radio für die Hörerinnen und Hörer weiterhin so beliebt und relevant bleiben. Wir werden mit Kratky, Hiller und allen Ö3lerinnen und Ö3lern viel im Land unterwegs sein, auf die Menschen zugehen und sie miteinander ins Gespräch bringen.“
Der neue Unterhaltungschef Martin Gastinger, der vor Jahrzehnten seine Karriere vor Jahrzehnten bei Ö3 begonnen hatte, erklärt: „Ich freue mich sehr auf meine Aufgabe beim ORF und dass ich meine Erfahrung der letzten Jahre hier einbringen kann. Für Fernsehmacher sind die Zeiten und Herausforderungen spannend wie nie zuvor. Die Zuschauer erwarten von uns gute Unterhaltung auf hohem Niveau.“
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