Die ORF-Information bekommt ein neues Gesicht
Die ORF-Gesetze samt ORF-Beitrag sollen diese Woche im Nationalrat beschlossen werden. Damit ist auch einigermaßen klar, unter welchen Rahmenbedingungen der Öffentlich-Rechtliche künftig arbeiten wird. Zeit für den neuen ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, die strukturelle und personelle Neuausrichtung voranzutreiben.
Ganz zu vorderst gilt das für die ORF-Information. Die wird nach dem Rücktritt von Matthias Schrom (TV) und dem Wechsel von Hannes Aigelsreiter (Radio) an die Spitze des ORF-Sports seit Monaten vornehmlich interimistisch geführt wird. Schon in den Tagen nach dem Parlamentsbeschluss wird Weißmann, der wie sein Vorgänger Alexander Wrabetz auch letztverantwortlich für die Info ist, die verpflichtenden Gespräche mit der ORF-Redaktionsvertretung über die neue Info-Struktur führen, heißt es.
Neue Zuständigkeiten
Nachdem im neuen gemeinsamen Newsroom auf dem Küniglberg die Info-Teams von TV, Radio, Online/Social Media bereits konzentriert wurden, soll die multimediale Zusammenarbeit nun auch tatsächlich aufgesetzt werden und sich das auch in der Führungsebene wiederfinden. Im ORF-Zentrum geht man, auch aus Gründen des Binnen-Pluralismus, derzeit von drei Chefredakteurinnen bzw. Chefredakteuren samt Stellvertretung aus, die aber nicht mehr nach Mediengattungen ausgerichtet sein werden. Die Zuständigkeiten verteilen sich künftig auf a) die Sendungsteams wie Ö1-„Journale“ oder „Zeit im Bild“, b) auf die Fachressorts, die ebenfalls medienübergreifende Ressortleitungen bekommen und c) auf den Newsdesk, der für die schnelle Info, als Breaking News, Social Media und Kurznachrichten, zuständig ist.
Die Chefredaktions- und Stellvertretungsfunktionen, die geschlechterparitätisch besetzt werden, sollen ehest ausgeschrieben werden. Zu erwarten ist, dass die Interimsführungen von TV, Eva Karabeg, und Radio, Gabi Waldner-Pammesberger, wieder Teil eines Leitungsteams sein werden. Auch der bisherige Chefredakteur von ORF.at, Christian Staudinger, wird wohl erneut eine führende Rolle spielen.
Offenbar will aber ORF-Chef Weißmann in der Information auch Impulse setzen, die von außen kommen. Was in den Gängen des ORF-Zentrums kolportiert wird, kommt dabei einem Coup gleich: Demnach führt Weißmann mit dem Chefredakteur der Austria Presse Agentur, Johannes Bruckenberger, Gespräche über einen Wechsel zum ORF.
Der Oberösterreicher bringt alles mit, was man nun dringend braucht: Die APA, strikt auf Neutralität in der Berichterstattung gepolt, arbeitet längst multimedial und ist technologisch in Österreich Vorreiter. Bruckenberger ist zudem durch seinen journalistischen Werdegang – Medienredakteur, Innenpolitik-Chef und zuletzt eben Chefredakteur – allen wesentlichen Playern in Österreich aus Politik, Medien und ORF bekannt. Der 55-Jährige erhielt erst jüngst den Branchenpreis als Chefredakteur des Jahres. Weder Bruckenberger noch Weißmann waren für eine Stellungnahme erreichbar.
Gute Unterhaltung
Frischen Wind will die ORF-Führung auch im Bereich der Unterhaltung. Was der KURIER bereits angedeutet hatte, gilt mittlerweile als fix. Der Leiter der Unterhaltung von ServusTV, Martin Gastinger, soll auf den Küniglberg wechseln.
Gastinger hat eine sehr bunte Karriere hinter sich: Sie reicht von Ö3 und dem legendären „X-Large“ über Premiere und Beate-Uhse-TV sowie ATV bis hin zu einem Kürzest-Gastspiel beim Branchenmagazin Extradienst. Mit dem ist er auch in Inseraten-Chats als Randnotiz verewigt.
Als TV-Profi hat Gastinger eine Vielzahl von Formaten, wie etwa „Teenager werden Mütter“, entwickelt, die auch am internationalen Markt verkauft werden. Bei ServusTV punktete Gastinger u. a. mit Quizsendungen im Vorabend. Ob er so einen Job kann, wurde er vom KURIER bereits beim Wechsel zu ServusTV gefragt. Gastingers Antwort: „Ein Tischler kann, hoffentlich, auch mehr als nur eine Art Sessel bauen. Ich liebe es, mir Programme auszudenken und zielgerichtet zu entwickeln. Heute braucht ein Sender Profil und Marken.“ Da hätte er auch beim ORF gut zu tun.
Bis 20. Juni ausgeschrieben ist die Leitung von Ö3, weil, wie der KURIER berichtete, Georg Spatt nach zwei Jahrzehnten den Sender verlässt. Als Nachfolger gilt Michael Pauser als wahrscheinlich, der zehn Jahre lang (bis 2021) Ressortleiter Programmgestaltung und Moderation bei Ö3 war. Aktuell leitet er das Büro von Technik-Direktor Harald Kräuter.
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