„Die historisch gewachsene Position Österreichs wird sich durch das neue Steueranreiz-Modell für die Film- und Serien-Produktion verstärken“, ist Auspitz überzeugt. „Im deutschsprachigen Europa und auch über dessen Grenzen hinaus rittern alle um dieselben Talente. Ihnen muss man Kontinuität in ihrer Arbeit bieten können.“ Das sei in einem Verbund wie der Beta Film besser umsetzbar. „Gamma in Wien soll ein Ankerplatz für Menschen werden, die über längere Zeit an Top-Produktionen arbeiten wollen.“
Platin-ROMY-Preisträger Mojto betont: „Was wir hier tun, ist eine Reaktion auf die österreichische Entscheidung zugunsten einer Filmförderung über Steueranreize. Österreich ist nun interessant, weil es ermöglicht, mehr und besser zu produzieren und dabei kompetitiver zu sein. Wir schaffen hier die Möglichkeit, dass sich in Österreich, aus Österreich heraus oder unter österreichischer Beteiligung etwas entwickeln kann, das zu Inhalten, Serien und Produktionen führt, die sich auch international durchsetzen.“
Denn das ist das klar definierte Ziel der Beta-Gruppe: „Wir wollen im fiktionalen Bereich einer der großen nicht-amerikanischen Anbieter auf dem Weltmarkt sein“, erklärt der 74-Jährige. Beta hat sich dafür zwischenzeitlich an zahlreichen Produktionsunternehmen quer über Festland-Europa beteiligt. „Das ist geografisch nicht die Grenze, es war das Mindestziel“, unterstreicht der gebürtige Slowake. „Sollte es uns gelingen, auch die Welt zu erobern, soll mir das auch recht sein“, ergänzt er mit einem Schmunzeln.
Die Beta-Gruppe ist ein Verbund an Beteiligungen, der in Cluster gegliedert ist. So sind beispielsweise die skandinavischen Partner unter dem Dach von Beta Nordic Studios gebündelt. „Es geht uns nicht darum, in den Unternehmen zu führen oder zu entscheiden. Wir unterstützen und sind interessiert an Kreativität und Qualität und der detaillierten Kenntnis des jeweiligen lokalen Marktes“, sagt Mojto. Und Auspitz erläutert: „Wenn Beta in eine Firma einsteigt, wie es vor einiger Zeit bei der MR Film-Gruppe war, dann liegt davor häufig eine jahrelange Zusammenarbeit. Sie werden Partner, was sie vorher auch schon waren. Und auch in ihrer Arbeit bleiben diese Unternehmen, was sie waren; nur mit den neuen Möglichkeiten, die eine große Gruppe bietet.“
Auf dem internationalen Markt geben vor allem US-amerikanische Unternehmen den Ton an. Ist europäischer Content, wofür Beta-Koproduktionen wie „Babylon Berlin“, „Gomorrha“, demnächst „Das Netz“ (bald bei ServusTV, in der ARD, bei RAI und auf weiteren Plattformen) sowie im kommenden Jahr die Highend-Serie „Der Schwarm“ stehen, tatsächlich konkurrenzfähig? „Auf alle Fälle“, ist Mojto überzeugt. Die globale angelsächsische Unterhaltungsindustrie produziere zwar in ganz anderen Maßstäben. „Was die kreative Qualität betrifft, sind unsere Programme international auf Augenhöhe.“ Die Hürde, die immer wieder aufs Neue zu nehmen sei, sei die Refinanzierung. Bei „Der Schwarm“ sei es diesbezüglich gelungen, in neue Höhen vorzustoßen.
„Kontinentaleuropa ist als Basis groß genug, stark genug und interessant genug“, meint Mojto. Man habe es hier aber mit vielen relativ kleinen Ländern zu tun. „Wenn man es durch etwas höhere Investitionen – Zeit, Geld, Sorgfalt – schafft, dass eine Produktion globale Auswertungschancen bekommt, ist das letztlich auch wirtschaftlich für den eigenen nationalen Standort sinnvoll. Deshalb ist es für die Medienpolitik eines jeden Landes eigentlich ein Muss, die Produzenten zu stärken.“
Auspitz ist optimistisch, dass in Österreich die gesetzlichen Grundlagen für die neu aufgestellten Förderungen für die Film- und Serienproduktion jetzt sehr schnell beschlossen werden können. „Weil das auch für die Planbarkeit aller anstehenden Projekte relevant ist.“ Sehr wichtig werden in der Folge die Vergabe-Richtlinien, die einerseits europäisch-internationale Player nicht einschränken, andererseits gewährleisten, dass entsprechend Wertschöpfung im Land generiert wird und heimische Produzenten gestärkt werden. „Aber diese Hürden sind zu nehmen“, ist Auspitz überzeugt.
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