Im Darm der Politik: Böse Kickl-Parodie bei "Willkommen Österreich"
*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*
"When they go low, we go high" - Michelle Obama sagte das im legendären Schmutzkübel-Wahlkampf Trump gegen Clinton. Wenn die anderen tief fliegen, soll man selbst die Latte höher legen.
Ein hehres Anliegen in der Politik. Aber kann das auch bei Satire funktionieren? Die feine Klinge gegen den politischen Bihänder quasi?
Stermann und Grissemann gingen es am Dienstagabend von der anderen Seite an.
Zunächst zogen sie in der aktuellen Ausgabe von „Willkommen Österreich“ auf ORF1 gezielt ein paar aktuelle Proben aus dem heimischen politischen Gewerbe. Der Wiener SPÖ-Gemeinderat Peter Florianschütz etwa, der bei einer Gemeinderatssitzung tönte, zwei Parteien würden in der Afghanistan-Politik gerade einen Wettbewerb führen: „Wer ist das größte A….loch?“
Hernach wurde Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei einem aktuellen Auftritt im politischen Untergrund gezeigt, wo er über „Beidlfotos“ sinnierte und anregte, die Staatsanwaltschaft möge forensische Untersuchungen dazu einleiten.
Ja, bei den Stichworten "Staatsanwalt" und "Untersuchungen" kennt er sich aus, der Ex-Vizekanzler.
Hochnotpeinlich
Aber bleiben wir beim Stichwort Untersuchung. Eine solche machte Straches Nach-Nachfolger als FPÖ-Chef, Herbert Kickl, vergangene Woche öffentlich. Und dieser hochnotpeinlichen Öffentlichmachung seines Impfstatus widmeten Stermann und Grissemann gestern eine ihrer gefürchteten Parodien.
Grissemann spielt Kickl, der erneut zu einer persönlichen Erklärung ausgerückt sei, um mit fiesen Gerüchten aufzuräumen. Und da sitzt er als Politiker bei einer Pressekonferenz vor dem FPÖ-Schriftzug "Österreich Normal", mit überdimensionalen Zähnen und unterdimensionalem Körper zwischen Riesenmikro, Riesenwasserglas und: einem Riesenstermann. Dieser verkörpert einen fiktiven AfD-Arzt Martin Spitz ("ein interner Kenner der Szene"), der nun live eine Darmspiegelung durchführen soll, um zu beweisen, dass die winzige Kicklfigur noch nie eine Darmspiegelung durchgeführt haben soll. Erwähnte Gerüchte „einer Schmeißfliege“ hätten nämlich Gegenteiliges besagt, erklärt Kickl-Parodist Grissemann.
Unter dem Tisch
Aber da ist Satire-Doktor Spitz mit seiner Ausrüstung bereits unter den Tisch gekrochen und führt das Koloskop ein beziehungsweise die angekündigte Koloskopie durch. Auf einem Monitor kann man einer Kamerafahrt durch einen Darm beiwohnen. Grissemann stößt ein kurzes, zackiges "Wuff" aus und setzt seine Ausführungen in Kickl-Manier fort. Ein sedierendes Medikament wie Propofol benötige er bei dieser Prozedur nicht, sagt er, er sei ja keine "Memme", "wie der Norbert Hofer", so Grissemann.
Kurz darauf taucht Stermann vulgo Spitz wieder mit seinem Analysegerät auf und erklärt: "Wunderschön, komplett sauber und unverletzt."
Er fügt noch leise an, dass er aber so nebenbei einen drei Meter langen Bandwurm entdeckt habe.
Antwort: "Na ja, das ist gar ned so schlecht. Den holst du raus, der kann bei der nächsten Landtagswahl für uns kandidieren."
Entblößung
Was soll man nun zu dieser Darbietung sagen?
Wer als Politiker — wenngleich durch fiese Gerüchte ausgelöst — die Selbstentblößung dermaßen auf die Spitze treibt wie Herbert Kickl, muss wohl auch mit entblößender satirischer Überzeichnung rechnen. Vor allem, wenn dadurch in Kauf genommen wird, dass eine klar der allgemeinen Gesundheit zuträgliche Maßnahme wie das Impfen Schaden nehmen könnte. Wenn die Politik tief sinkt, wie kann Satire das anders verdeutlichen, als mit Darstellung eines noch tieferen Schauspiels?
Die FPÖ forderte bereits 2008 per Aussendung: "Sendung 'Willkommen Österreich' muss sofort abgesetzt werden". Ähnliche Proteste sind auch nach der aktuellen Parodie zu erwarten.
Einstweilen liest man in der heutigen Aussendungsliste unter anderem: "FPÖ – Kickl und Hafenecker gegen Erhöhung der ORF-Gebühren" und: "FPÖ – Wurm zu Lebensmittelverschwendung: …."
Übrigens: Eine Darmspiegelung zur rechten Zeit kann fiese Krankheiten rechtzeitig erkennen. Stermann und Grissemann widmeten diesem Gesundheitsanliegen im Frühling eine eigene Sendung. Titel: "Willkommen Darmstadt".
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