Der Neo-Fernsehmacher ließ sich in seinem Stream feiern: Knossalla mit Plastikkrone („König des Internets“) zappelt aufgeregt im Gamingstuhl vor einer Greenscreen, auf der vor allem die Reizüberflutung herrscht. Userstimmen werden eingeblendet, ständig blinkt und funkelt etwas. Die Assoziation mit einem Onlinecasino kommt nicht von ungefähr: Knossalla war professioneller Pokerspieler und zockte regelmäßig in seinem Stream im Onlinecasino. Rechtzeitig zum Einstieg bei RTL hörte er damit auf. „Ich seh’ mich da nicht mehr“, so Knossi. Man müsse auch Verantwortung für das Publikum übernehmen. Jeder wird irgendwann erwachsen, scheint es.
Euphorie!
„Ich hab’ viel Zeit mit Stefan Raab verbracht“, erzählt er in seinem Stream, wie stets völlig aufgekratzt von der eigenen Begeisterung über die eigene Begeisterung. Knossi ist eine Art emotionales Perpetuum mobile: Er freut sich und freut sich dann über die eigene Freude. Die User kommentieren, dass sie sich mitfreuen und darüber ist Knossi dann euphorisch. Genauso wie über Raab: „Ich sitz’ dann da und saug’ das alles auf“, erzählt Knossi über seine Treffen mit dem TV-Pionier, der ihm aber einen strengen Maulkorb umgehängt haben dürfte, denn eigentlich, so der euphorische Knossi, dürfe er gar nichts erzählen. Die Fans erfahren deswegen vor allem, wie toll sich das alles für Knossi anfühlt. Euphorie!
Stefan Raab ist immer noch der Urmeter im deutschen Brachial-TV. Und Knossi, der ebenfalls nicht zurückschreckt, wenn etwas auch nur irgendwie Aufmerksamkeit verspricht, könnte ein möglicher Erbe des nur mehr im Hintergrund agierenden Raab sein.
Als im Vorjahr bekannt wurde, dass der ein Format für RTL produzieren soll, sorgte das durchaus für Aufsehen. Schließlich handelt es sich dabei um den Konkurrenzsender von Raabs TV-Heimat ProSieben, wo der Entertainer bis 2015 neben seiner eigenen Late-Night-Show „TV total“ zahlreiche Unterhaltungsformate prägte.
„Täglich frisch geröstet“, ist nun zwei Mal die Woche bei RTL und über den hauseigenen Streamingdienst TVNOW zu sehen – hat dort aber schon einen Anlauf unternommen. Im Herbst wurden online bereits neun Folgen des Formats gezeigt, mit wechselnden Moderatoren und jeweils einem anderen „Roaster“ – einem Sidekick, der dem Moderator den Job mit abschätzigen Bemerkungen schwer machen sollte. Ralf Möller, Jorge González, Evelyn Burdecki und Nazan Eckes versuchten da etwa ihr Glück als Hosts. Und auch Knossi ging unter die Late-Night-Moderatoren.
Die Show erntete mäßigen Erfolg: „Täglich frisch geröstet“ fiel in der ersten Staffel bei Kritikern durch. Die Gags waren nicht aktuell, die Kandidaten großteils nicht geeignet.
Knossi soll es jetzt als fixer Moderator richten. Dass ihm das gelingen könnte, ist durchaus vorstellbar. Unter all den Aspiranten, die bei „Täglich frisch geröstet“ angetreten waren, hatte er ganz offensichtlich den größten Spaß an der Sache. Und Freude ist schließlich der Treibstoff Knossis.
Knossi im TV
„Täglich frisch geröstet“: Die Late-Night-Show ist ab dieser Woche immer dienstags und donnerstags um 23.15 Uhr bei RTL zu sehen, die ersten beiden Folgen werden live ausgestrahlt. Neben einer Band gibt es wechselnde Gäste und Einspieler
Geröstet im Netz: Die Show ist auch beim RTL-Streamingdienst TVNOW verfügbar – zunächst nach TV-Ausstrahlung, ab Februar immer montags und mittwochs vorab. Ebenfalls abrufbar sind dort die ersten Episoden von „Täglich frisch geröstet“ vom Herbst.
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