"Fit ohne Philipp": Was den Publikumsliebling zu Fall bringen dürfte
Nach dem Training kommt die Ruhephase – und Philipp Jelinek steht allem Anschein nach vor einer ausgedehnten: In Kürze dürfte der ORF bekannt geben, dass die Sendung „Fit mit Philipp“ den Philipp endgültig verliert. Zurzeit macht er ja nur "Urlaub". Der Grund dafür würde dann nicht darin liegen, dass Jelinek mit dem damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache gechattet und um Protektion im ORF gebeten hatte. Sondern daran, wie er sich gegen das Unternehmen positioniert hat – was jüngst erneut geschah.
Mehr als nur Anbiedern
Denn mit dem am Wochenende veröffentlichten Instagram-Video - entgegen einer Empfehlung seines Arbeitgebers ORF - dürfte der ROMY-Preisträger ins zuvor selbst geschaufelte TV-Grab gesprungen sein. Er lieferte eine Entschuldigung, die jedenfalls dem Unternehmen gegenüber keine war - es ist kaum anzunehmen, dass sich so etwas ORF-Chef Roland Weißmann, ebenfalls ein passionierter Sportler, gefallen lassen wird. Arbeitsrechtlich geht es bei Jelinek um mehr als nur ein patschertes Anbiedern an einen blauen Spitzenpolitiker – wie dieser es auf Social Media nun darzustellen versucht.
„Fesches Hauberl, Herr Vizekanzler.“ Und: „Guter Auftritt gestern im Olympiastudio“. Jelinek sucht über die Chats 2018/19 wiederholt die Nähe zum damaligen FPÖ-Vizekanzler Strache, den er vom Fitnessstudio kennt, wobei ihn freut, dass er in der Folge da und dort als dessen „Personal Coach“ beschrieben werden wird. Jelineks Ziel ist eine ORF-Karriere - und das gelingt. „Du wirst bald moderieren, wie ich höre. Gut so 😊 Lg Hc“. Und Jelinek weiß, was er schuldig ist. „Freu mich auch sehr das WIR das geschafft haben. Sollten uns wenn du zurück bist kurz sehen … hab eine Info für dich die eventuell wichtig sein könnte“.
Jelinek liefert Infos über den ORF
Jelinek bringt sich, kaum dass er als Rubrik in „Guten Morgen Österreich“ Fuß gefasst hatte, laut den FPÖ-Chats offensiv als blauer Maulwurf im ORF in Stellung. Und das nicht nur einmal: „… es tut sich einiges im Haus .. wo ich denke das solltest du wissen..“. Er sitze ja seit einiger Zeit in der GD (Generaldirektion, Anm.) und ab und zu bei Meetings der Day Time, „bekomme einiges mit .. was so gesprochen wird.“ Jelinek mahnt den Vizekanzler vom Küniglberg aus: „Ihr lasst Euch wie damals über den Tisch ziehen … ihr schaut nur darauf eure Leute in die oberen Positionen zu bringen .. und überseht dabei ganz … das währendessen … schwarz bereits in den unteren Bereichen ordentlich umräumt und ihre Indianer in Stellung bringt.“
Jelinek wettert u. a. gegen den seiner Meinung nach „Wahnsinn“ in Schwarz im ORF und nennt wiederholt Namen. Darunter sind auch solche, die – das ist die tragikomische Komponente – in anderen FPÖ-Chats als „unsere“ bezeichnet werden. Ob diese Personen dessen Einschätzung geteilt hätten, muss dabei offenbleiben. Strache wiegelt teils ab: „Danke dir für die Info. Sind natürlich dahinter und schauen drauf. Gehen es sehr strukturiert an …“, schreibt Strache zurück.
Da scheint es aber noch Luft nach oben gegeben zu haben. „Es ist nötig in der FP – am besten im Büro von HC – eine Stelle zu schaffen bei der sich alle anmelden und überprüft werden die etwas werden wollen/sollen!“, urgiert der ORF-Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger. „Bei mir melden sich täglich Leute und berufen sich auf HC, Vilimsky, Gudenus und sogar Haider!“ Das sei nicht seine Aufgabe, deponiert Steger.
Im April 2018 sieht sich Jelinek vor dem Ziel, mehr als nur Vorturner zu sein. „Lieber Heinz, zur Info: Ich wurde für ,Guten Morgen Österreich‘ als Moderator pilotiert … kommt überall gut an […] Bitte um Deine tatkräftige Unterstützung!“ Und Strache verspricht: „… Werden das sicherstellen!“ Immerhin zu einem unbefristeten ORF-Vertrag mit zufriedenstellender Honorierung wird es reichen.
Ein Strippenzieher zwischen Rot und Blau
Jelinek versucht sich auch als Strippenzieher. Als „Vermittler, der mit allen kann“ probiert er einen Kontakt von Strache mit einigen der roten Reichshälfte zuzurechnenden ORF-Mitarbeitern zustande zu bringen. Wider „der NÖ ÖVP Machtkonzentration im ORF“. Von einem Empfang des roten Wiener Bürgermeisters wiederum übermittelt er die prominentesten ORF-Teilnehmer. Und immer wieder versucht er bei Strache für sich Stimmung zu machen, „denn es werden zur Zeit die Weichen für die Moderationen in ORF2 gestellt“. Wiederholt bittet Jelinek um Gesprächstermine - und bekommt sie.
„Die Zeit der Loyalität und der klaren Positionen kommt ab Jänner 2019!“, schreibt Strache. Im Mai ist es damit vorbei, kommt der Fall. Ibiza ist seitdem in Österreich keine Insel mehr, sondern eine blaue Affäre. Doch für Jelinek ändert das nichts: „Du bist und bleibst mein Mentor.“ Seine Karriere geht sogar weiter nach oben und er erhält sogar eine ROMY. Nun könnte er Strache ins Abseits folgen.
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