Dass gleich zwei Staffeln auf einmal verfügbar sind, liegt daran, dass die Serie eigentlich nicht neu ist. Bereits vor zwei Jahren startete „Cobra Kai“ im Premium-Angebot von YouTube, das hierzulande jedoch wenig Beachtung fand. Der Videodienst hatte versucht, mit Eigenproduktionen ins Seriengeschäft einzusteigen – zog sich mangels Erfolgs aber wieder zurück.
Konkurrent Netflix hat sich nicht nur die ersten beiden Staffeln von „Cobra Kai“ geschnappt, sondern auch eine neue dritte Runde angekündigt, die 2021 erscheinen soll. Genug Zeit also, sich bis dahin die bereits verfügbaren Folgen anzusehen – ein Unterfangen, das sich mit 10 Episoden zu je circa 30 Minuten in einem überschaubaren Rahmen bewegt.
Daniel kann zu Beginn von „Cobra Kai“ nicht klagen: Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, ein schickes Haus und ist angesehener Autohändler im Silicon Valley. Anders sieht es für seinen Erzfeind Johnny aus: Der lebt in einer heruntergekommenen Bude, hält sich mit einem Handwerkerjob über Wasser und kuschelt abends höchstens mit einer Packung Chips. Er ist verständlicherweise wenig begeistert, als ihn die Reparatur seines demolierten Autos ausgerechnet zum Strahlemann Daniel führt.
Nach einer Reihe von Tiefschlägen bringt diese Begegnung das Fass für ihn zum Überlaufen und Johnny beschließt, seinen eigenen Dojo aufzumachen – mit dem Namen Cobra Kai. Das wiederum lässt Daniel nicht lange kalt.
Während sich die Charaktere in „Karate Kid“ in Schwarz-Weiß-Kategorien bewegten – Daniel war der Gute, Johnny der Fiesling – versuchen die Macher von „Cobra Kai“ mehr Balance in die Sache zu bringen. Daniel hat offensichtlich Schwierigkeiten damit, dass seine Tochter langsam erwachsen wird. Johnny hingegen schlüpft ein wenig in die Rolle von Mister Miyagi und nimmt nun selbst einen Schüler auf, zu dem er eine väterliche Beziehung aufbaut – und der ihn fortan nur noch mit „Sensei“ ansprechen soll, während er diverse Aufräumarbeiten erledigen muss.
Mit Rückblenden zum und Anlehnungen an den Originalfilm sowie jeder Menge 80er-Jahre-Hits im Hintergrund werden Fans von „Karate Kid“ ihre Freude haben. Zu den beiden Herren gesellt sich nun aber eine junge Generation, die die Älteren daran erinnert, dass sich gewisse Dinge ändern: Johnnys ordinäre Schimpfwörter sind heute zum Beispiel nicht mehr ganz so cool.
„Cobra Kai“ ist kein Philosophieseminar, aber ein kurzweiliges, nostalgisch-trashiges Serienvergnügen.
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