Claire Danes: "Als Trump gewählt wurde, hat sich alles verändert"
Claire Danes war noch nicht einmal ein Teenager, als ihre Karriere mit der TV-Dramaserie „Willkommen im Leben“ einen fulminanten Start hatte. Ein Jahr nach dem Ende der Serie schaffte sie den Durchbruch als Julia in Baz Luhrmans „Romeo + Juliet“. Vor neun Jahren kehrte Danes zurück ins Fernsehen mit der Spionageserie „Homeland“, mit der sie Emmys und Golden Globes gewann. Die achte und letzte Staffel war in den USA bereits zu sehen, u. a. bei Amazon Prime Video kann man sie in Originalsprache mit Untertiteln kaufen. Danes ist zum letzten Mal Carrie Mathison.
KURIER: Homeland Security ist den meisten erst seit den Jahren nach dem 11. September ein Begriff. Wie hat der politische Wandel von 2016 die Serie beeinflusst?
Claire Danes: Es hat sich alles dramatisch verändert, als Trump gewählt wurde, denn er hat solches Misstrauen gegenüber den Geheimdiensten. Das gab es vorher noch nie. Präsidenten haben immer mit den Geheimdiensten gearbeitet, nicht gegen sie. Was hier passiert, ist schockierend. Wir beobachten das natürlich sehr genau, weil es die Serie beeinflusst. Und natürlich gibt es historisch betrachtet immer wieder Probleme mit dem CIA, aber es ist auch offensichtlich, dass die Kritik immer laut ist, wenn Fehler gemacht werden, und gelobt wird nie, weil die Erfolge geheim bleiben müssen.
Haben Sie Berater vom CIA bei den Dreharbeiten?
Ja, es gibt da eine Frau, die ich immer als meine große Schwester-Spionin bezeichne. Sie ist immer wieder am Set, und wenn sie keine Zeit hat, dann emailen wir. Diese Agenten sind sehr beeindruckend, und ich war überrascht, wie groß ihr Patriotismus ist. Sie sind wirklich bereit für ihr Land alles zu opfern.
Was, glauben Sie, ist das Geheimnis des Erfolges von „Homeland“?
Das Spannende an jeder Spionagegeschichte ist ja, dass wir etwas sehen, was normalerweise hinter geschlossenen Türen stattfindet. Im Schatten, wie es so schön heißt.
Bilde ich mir ein, dass Carrie in den neuen Folgen mehr in Balance ist oder kommt da noch eine Überraschung?
Sie ist mental und psychisch stabiler, aber sie wird viel zu früh aus dem Sanatorium geholt, um einen Job zu machen. Ihre erste Begegnung mit einem früheren Gegner destabilisiert sie, und gleichzeitig gibt es ihr den Adrenalinstoß, den sie braucht, um sich beim CIA wieder eine gewisse Kontrolle zu holen. Sie kämpft ums Überleben, sie ist im Kriegsmodus.
Sie sagten immer, dass Sie mit Ihrer Rolle nicht viel gemeinsam haben. Welche Eigenschaft bewundern Sie am meisten an ihr?
Ihr Selbstbewusstsein. Sie kann jeden Raum betreten und hat die Kontrolle, um nicht zu sagen das Kommando. Das finde ich bewundernswert. Sie strahlt Autorität aus, und das ist nicht selbstverständlich für eine Frau. Das zu spielen hat mir die größte Freude bereitet.
Staffeln 1 bis 7 gibt es auf DVD, BlueRay und im Abo bei Amazon Prime Video. Dort kann man auch Staffel 8 kaufen und in Originalsprache mit Untertiteln sehen. 2021 sollen die neuen Folgen bei Sat.1 Emotions zu sehen sein.
Carries Intellekt ist ihr bester Verbündeter und gleichzeitig ihr größter Feind. In der neuen Staffel kann sie sich nicht mehr darauf verlassen, weil sie Gedächtnislücken hat. Was haben Sie darüber in diesen acht Jahren gelernt?
Es ist interessant, dass Fernsehen und Film in den letzten Jahren sich oft dieses Themas angenommen haben, dass geistige und psychische Krankheiten inzwischen sehr regelmäßig behandelt werden. Ich habe sehr viele Bücher über bipolare Symptome gelesen und viele Leute, die daran leiden interviewt. Ich bin kein Experte, aber es war extrem wichtig, darüber so viel wie möglich zu lernen, um diese Rolle zu verstehen.
Es gibt für weibliche Schauspieler bessere Rollen im Fernsehen als beim Film. Sind Sie geneigt, eine weitere Serie zu machen?
Ich habe das Gefühl, dass ich vermutlich wieder im TV landen werde. Denn Sie haben recht: die Filmdrehbücher, die ich lese, haben im Vergleich die uninteressanteren Rollen. Und wo soll ich nach Carrie denn hin? Sie war komplex, sie war stark und schwach und selbstbewusst und manchmal unsicher wie in dem Handlungsstrang, wo sie ihre Tochter aufgibt, weil sie kapiert, dass sie bei ihrer Schwester besser aufgehoben ist. Wo finde ich wieder eine so vielseitige Rolle? Ich wette im Fernsehen.
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