Streit mit Regierung Johnson: BBC-Chef Tony Hall tritt zurück

BBC-Generaldirektor Tony Hall
Er wird im Sommer sein Amt verlassen - Johson stellte die Gebührenfrage und auch sonst hängt der Haussegen schief.

Einer der weltweit führenden Medienmanager legt sein Amt zurück: Tony Hall, Generaldirektor der BBC hat am Montag verkündet, zurückzutreten. Dies geschieht in einer für die BBC entscheidenden Phase: Die Regierung von Boris Johnson hat die Rundfunkgebühren in Frage gestellt. Hall will den Weg für ein neues Management frei machen.

Die "Charter" wird erneuert

Die BBC gilt als Vorbild von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten weltweit. Sie wird - ähnlich wie der ORF - über Gebühren finanziert. Die Rahmenbedingungen für den Bestand, die Ausgestaltung und die Finanzierung der BBC werden alle 11 Jahre in der sogenannten "Charter" neu festgelegt. In zwei Jahren wird ein Zwischenschritt zu diesem Prozess erfolgen, 2027 wird die Charta erneuert. Hall will, dass dieser jahrelange Prozess von einem neuen Management begleitet wird.

Streit seit Monaten

Im Hintergrund rumort es aber schon seit Langem zwischen Regierung und BBC. Seit Monaten weigern sich hochrangige Regierungsmitglieder, in gewissen Nachrichtenformaten aufzutreten, macht aber der BBC den Vorwurf, einseitig zu berichten. Die extrem populistisch agierende Johnson-Regierung hat sich außerdem auf die Gebührenfrage eingeschossen. Im Wahlkampf hatte er die Finanzierung in Frage gestellt, aber noch keine konkreten Anstalten gemacht, sie aufzuheben. Es gibt jedoch Berichte darüber, dass er nach Wegen sucht, Gebührenverweigerern eine Strafe zu ersparen - was auf dasselbe hinausliefe.

420 Millionen Nutzer

Die BBC finanziert sich zu 75 Prozent aus den Gebühreneinnahmen, fast 3,6 Milliarden Pfund im Jahr. Den Rest steuert der Verkauf von Fernsehproduktionen bei. Werbung, wie sie bei anderen Sendern geschaltet wird, ist bei der BBC streng reguliert, damit die Anstalt nicht ihre staatlich­zugewiesene Neutralität und ihre Reputation riskiert. Die BBC erreicht jede Woche mehr als 420 Millionen Menschen weltweit.

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