Arabella Kiesbauer: "Wir sind dafür da, einen kleinen Ausweg zu bieten"

Arabella Kiesbauer eröffnete am Freitag zum sechsten Mal die ORF-Erfolgsshow "Starmania". Ist die Show im Vorjahr bereits im Zeichen der Coronakrise gestanden, so kam heuer der Krieg in der Ukraine als belastendes Ereignis dazu.
KURIER: Wie fühlt es sich an, die Show in so dunklen Zeiten zu machen?
Arabella Kiesbauer: Wir haben schon im Vorjahr bemerkt, dass wir so eine Art Lichtblick für viele waren. Dieses Jahr wird das nicht anders sein, weil man sich erschlagen fühlt von diesen schrecklichen Meldungen und mitleidet mit der ukrainischen Bevölkerung, und sich auch fürchtet vor dem, was da noch kommen mag. Wir machen Unterhaltung, und letztendlich sind wir dafür da, einen kleinen Ausweg aus dem zu bieten, was unser Leben schwer macht.
Inwieweit konnten Sie die neuen Talente im Vorfeld begutachten? Hat jemand besonderes Starpotenzial?
Ich bin natürlich sehr neugierig und vorab immer schon sehr genau informiert. Aber der Moment, wo sie dann auf der Bühne stehen, hat dann schon etwas Magisches. Das ist dann noch etwas anderes, als wenn man sich ein Demotape anhört oder die Probeaufnahmen von den Castings. Und das ist das, was einen Star ausmacht: Er oder sie geht auf die Bühne, und man kann gar nicht erklären, warum, aber man sagt einfach nur: Wow! Da ist Charisma, Ausstrahlung, diese Person trifft mich im Herzen.
Wie bewerten Sie den wöchentlichen Wechsel in der Starmania-Jury?
Ich denke, es kommt immer ein frischer Wind hinein. Das habe ich schon in anderen Shows mit Gastjuroren und -jurorinnen erlebt.
Es gibt heuer weniger Teilnehmer. Ein Vorteil?
Wir sind mit 28 gestartet und reduzieren zuerst einmal auf 14. An denen bleiben wir dann aber ganz nah dran, das verstärkt sicher die Bindung. Ich sehe das auch bei meinen Kindern, die haben immer schnell ihre sehr unterschiedlichen Lieblinge. Das geht den anderen Zuseherinnen und Zusehern wahrscheinlich genauso.
Wie verfolgen Sie die weitere Karriere der „Lieblinge“ aus dem Vorjahr?
Klar möchte ich wissen; Was machen sie, wie stellen sie sich an? Zum neuen Song „Woman“ von Anna Buchegger hab ich schon wild getanzt. Bei Fred Owusu sowieso, dem hab ich auch zu „Freedom“ gratuliert. Sehr süß finde ich, dass Fred seine Sachen noch immer in seinem Jugendzimmer aufnimmt.
Ist es derzeit schwieriger für die "Starmaniacs", durchzustarten, weil man sich jetzt coronabedingt live weniger präsentieren konnte?
Schon im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass die Künstler und Künstlerinnen unglaublich froh und dankbar waren, dass sie so eine Möglichkeit haben. Da waren sie geradezu ausgehungert. Jetzt geht zwar schon einiges wieder, aber auch noch nicht in der früheren Form. Gerade Sänger und Sängerinnen waren sehr arm dran.
Ab der dritten Show soll wieder mehr Publikum im Studio sein. Wie groß ist die Vorfreude und wie wichtig ist das?
Das macht es natürlich leichter, alles flutscht dann mehr. Wir haben gezeigt: Es geht auch ohne, aber dieser Energieaustausch fehlt.
„Starmania 22“ begann würdevoll und stimmig. Das Angebot zum Durchatmen in dunklen Zeiten wurde aber nur von der jungen Zielgruppe angenommen
ORF1 wird in den nächsten Wochen für viele die erste Adresse für ein bisschen Auszeit sein“, sagte Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz vor dem Start der sechsten „Starmania“-Staffel. Die Quoten vom Freitag wurden dieser Hoffnung nicht gerecht (siehe unten).
Aber die Ankündigung von ihr und Unterhaltungschef Alexander Hofer, dass dies „angemessen und richtig eingeordnet“ geschehe, sie wurde stimmig umgesetzt.
Moderatorin Arabella Kiesbauer trat zum Auftakt am Freitag nicht ins gleißende Scheinwerferlicht, sondern stand hinter der LED-Wand. Ein intimer Moment, in dem sie das Kommende einordnete: „Die dramatische Situation für Menschen nur wenige hundert Kilometer von uns entfernt berührt natürlich auch uns hier. Aber wir wollen Ihnen zuhause anbieten, zwischen den bedrückenden Nachrichten im Stundentakt auch mal durchzuatmen. Auf andere Gedanken zu kommen.“
Den bekannten „Starmania“-Slogan brachte sie in abgewandelter Form: „Lassen Sie uns gerade in dunklen Zeiten gemeinsam nach den Sternen greifen!“
Damit war alles gesagt, was man in so einem fröhlichen Format zu diesem Thema sagen kann. Der Krieg in der Ukraine wurde nicht mehr angesprochen. Dafür wurde gemeinsam dagegen angesungen, mit John Lennons unkaputtbarem Friedenssong „Imagine“. Bei dem Gruppenauftritt war das Studio in Blau-gelb getaucht.
Dass Musik eine verbindende Kraft hat, musste nicht extra gesagt werden, man spürte es auch so. In Stille ging es dann in die Pause vor der Entscheidung.
Ausscheiden
Das Castingshow-Gesetz will es, dass Leute ausscheiden müssen, daran kommt auch diese Staffel trotz der betonten Lennonschen „brotherhood of man“ nicht vorbei.
Das wieder vereinfachte Regelwerk sorgte hierbei für Übersichtlichkeit. Wohltuend ist auch, dass man auf das Rotlicht, das im Vorjahr den sofortigen Rauswurf bedeutete, verzichtet hat. Die Jury konnte nur positiv einwirken, indem drei „Star-Tickets“ direkt nach den Auftritten und ein „Jury-Ticket“ ganz am Ende vergeben wurden. Das Publikum kürte weitere drei Aufsteiger per Televoting.
Ö3-Moderator Philipp Hansa kommentierte wieder aus dem Off – ein bisschen weniger frech als gewohnt. Auch die Jury agierte schaumgebremst. Eine solide Performance lieferte Sänger Josh („Cordula Grün“), Artistin und Model Lili Paul-Roncalli setzte ihre Ankündigung, nur Ausstrahlung zu beurteilen, allzu brav um. Aufgezeigt hat die erste Gast-Jurorin, Sängerin Tina Naderer, sie bewertete die Auftritte herzlich und kompetent.
Und ein bisschen Coronakrise durfte man auch noch spüren: Die Plexiglasscheibe, die zwischen Kiesbauer und den „Kandis“ heruntergelassen wurde – es gibt sie noch.
Maue Quoten
Das Interesse an der Auftaktfolge von „Starmania 22“ am Freitagabend war verhalten. Nur 410.000 sahen die Show ab 20.15 Uhr im Schnitt. Im Vergleich zur Auftaktfolge der Vorjahresstaffel ist diese Quotenentwicklung eine mittlere Katastrophe: Den Auftakt sahen damals im Schnitt 800.000, also fast doppelt so viele Menschen. Zumindest die junge Zielgruppe war dran. 28 Prozent der
12- bis 29-Jährigen sahen zu.
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