40. "Tatort" aus Münster: Zwei komische Vögel als Lotto-Sechser

"Des Teufels langer Atem": Boerne (Liefers) und Thiel (Prahl, re.) verwirren diesmal eine Kollegin aus Hamburg (Banafshe Hourmazdi)
Seit zwanzig Jahren bilden Axel Prahl und Jan Josef Liefers das Münsteraner „Tatort“-Duo Thiel und Boerne. Am Sonntag läuft ihr 40. Fall in der ARD und im ORF

"Tatort"-Puristen mussten am 20. Oktober 2002 ganz stark sein: Da blödelte sich ein neues Ermittlerduo aus einem Studentenstädtchen durch die sonst so seriöse Fernsehinstitution. Wer davor allsonntäglich jede kleinste Unstimmigkeit bei der Darstellung der Polizeiarbeit beanstandet hatte, wurde beim „Tatort“ aus Münster gar nicht mehr fertig mit dem Aufzählen unrealistischer Sequenzen.

Thiel und Boerne waren für die in die Jahre gekommene Krimireihe nach 510 Folgen das, was Roger Moore für die Bond-Filme bedeutete: Satire und schräge Dialoge schlugen Härte und Spannung.

Zur Begrüßung schlug der frisch zugezogene Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) seinem Vermieter Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) gleich aus Versehen einen Zahn aus. Dieser erwies sich als Rechtsmediziner und somit als Kollege. Schnell war klar, wohin die Reise ging. Boerne: „Sie sind ein komischer Vogel, Thiel!“ – Thiel: „Danke, gleichfalls.“

Respektlos

Nicht nur dieses Gestichel war von Beginn an da, auch der trockene Humor der kettenrauchenden Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann), oder der respektlose Umgang Boernes mit der kleinwüchsigen Assistentin Haller (Christine Urspruch), die der Wagner-Fan als „Alberich“ hänselt, ein Zwerg aus dem„Ring des Nibelungen“.Das Handy des Hamburgers Thiel meldete sich da schon mit Hans Albers’ „Auf der Reeperbahn“, sein kiffender „Vadda“ (Claus D. Clausnitzer) war dabei, ebenso bereits Thiels Assistentin Nadeshda (Friederike Kempter). Sie verließ die Reihe nach Folge 36 („Väterchen Frost“).

40. "Tatort" aus Münster: Zwei komische Vögel als Lotto-Sechser

Erster Münsteraner Fall: „Der dunkle Fleck“ aus 2002

Erfunden wurden Thiel & Boerne von Stefan Cantz und Jan Hinter. In Fall 1 ließen die Drehbuchautoren Boerne angesichts des Funds einer Moorleiche jubilieren: „Das ist wie ein Sechser im Lotto!“

Für den WDR erwies sich das Duo gleichfalls als Lottotreffer. Mit durchschnittlich 12,96 Mio. Zusehern sind Thiel und Boerne die beliebtesten „Tatort“-Charaktere.

Die gesamte Reihe profitierte davon. So wären die überhöhten Murot-„Tatorte“ mit Ulrich Tukur oder die Einführung der Bibi Fellner (Adele Neuhauser) im Wiener „Tatort“ ohne Münsteraner Anschub kaum denkbar.

Für ihren 80. Einsatz – das wäre 2042 – haben die Hauptdarsteller schon Ideen. Prahl: „Vermutlich werde ich dann die Verbrecher mit meinem Krückstock jagen. Wenn ich nicht gerade Prof. Boerne mit seinem Rollstuhl durch die Gegend fahren muss.“

Liefers sieht’s freilich anders: „Boerne, mit weißer, fliegender Mähne, gewinnt den Internationalen Münster-Marathon knapp vor dem amtierenden Weltrekordhalter.“

Zuzutrauen wäre es den beiden. Einstweilen laufen ihre Verträge bis 2024.

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