"Wenn ich ein Mann wäre und wie du aussehen würde, würde ich den verdammten Planeten regieren“, sagt Julianne Moore als Mary Villiers zu ihrem Sohn George im England des frühen 17. Jahrhunderts. Um ihre eigenen Machtgelüste zu befriedigen, den Fortbestand bzw. das Überleben ihrer Familie zu sichern, setzt sie ihren attraktiven Zweitgeborenen auf König James I. (Tony Curran) an, dessen Ruf ihm vorauseilt: Der englische Monarch ist ein Lebemann, der schwanzgesteuert funktioniert und sich gerne mit jungen schönen Männern vergnügt. Als Bezahlung gibt es Kost und Logis im Königspalast.
Jakobinische Ära
Auch wenn die Handlung der Serie nicht so klingen mag: „Mary & George“ bezieht sich auf ein wahres und historisch belegtes Zeitdokument. Als Vorlage diente Drehbuchautor D. C. Moore das Sachbuch „The King’s Affair“ von Benjamin Woolley. Darin bestätigen nicht nur etliche Historiker die sexuellen Vorlieben des Königs, sondern auch die Tatsache, dass Georges Aufstieg zum 1st Duke of Buckingham eng damit verknüpft ist.
„Ich erfuhr zum ersten Mal von dieser Geschichte, als ich das Drehbuch las“, sagt Julianne Moore dem KURIER. „Als Amerikanerin ging ich davon aus, dass dieser Teil der britischen Geschichte den Menschen in Großbritannien vertraut ist. Aber das ist nicht der Fall. Das liegt wohl daran, dass die jakobinische Ära bislang in Filmen kaum beleuchtet wurde und auch in den Schulen kein großes Kapitel im Geschichtsunterricht ist. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es an der sexuellen Orientierung von König James I. Oder daran, dass seine Amtszeit nur rund 20 Jahre gedauert hat – nämlich von 1603 bis 1625“, sagt die 63-Jährige.
Kostüme
Da die jakobinische Periode bisher noch kaum Thema in Filmproduktionen war, mussten die meisten Kostüme extra angefertigt werden. Dafür wurde in einem ehemaligen Bürogebäude außerhalb Londons eine Art Kostümfabrik eingerichtet. Dort haben dann, wie der KURIER bei einem Lokalaugenschein gesehen hat, unzählige Designerinnen, Schneider und im Kunsthandwerk tätige Menschen unter der Aufsicht von Kostümbildnerin Annie Symons die Outfits angefertigt. Dieser enorme Aufwand hat sich ausgezahlt – zumindest für die Zuseher.
„Mary & George“ lebt aber nicht nur von der queeren und überraschend zeitgemäßen Geschichte, den tollen Schauspielern (allen voran Julianne Moore), den prächtigen Kostümen, sondern auch von den großartigen Bildern und den Dialogen, in denen es oft nicht jugendfrei zur Sache geht: Es wird geflucht, herumgefummelt, herumgeschmust. Lang lebe der König!
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