Extrem
„Die Serie ist sehr speziell. Das war auch der Hauptgrund, warum ich mich entschieden habe, mitzumachen“, sagt die 46-Jährige. „Meine Figur ist total schräg, gegen Ende der Serie schlägert sie sich nur noch. Sie ist absolut exzentrisch und hat ein sehr niederschwelliges Aggressionspotenzial. Sie legt sich mit jedem an. Ich hatte große Lust darauf, diese körperliche Rolle zu spielen, in der Serie mitzuwirken. Bei den Dreharbeiten habe ich mich in jeder zweiten Szene geprügelt, was ziemlich viel Spaß gemacht hat“, so Minichmayr.
Gedreht wurde „Nachts im Paradies“ 2022 in Berlin und Brüssel. Es ist eine abgeschlossene Geschichte, die in sechs Folgen erzählt wird. „Es herrscht Endzeitstimmung. Bis auf ein paar Ausnahmen scheinen alle durchzudrehen“, sagt die gebürtige Linzerin.
Im Zentrum dieses Wahnsinns versucht der Taxifahrer Vincent (Jürgen Vogel) nicht die Kontrolle zu verlieren, was schwierig ist. Denn seine von einem Nachtclub zum anderen ziehende Tochter Joni (Lea Drinda) macht ihm das Leben zusätzlich zur Hölle. Vincent muss akzeptieren, dass er nicht mehr gebraucht, wird: Sein Beruf stirbt aus und seine Tochter will nichts mit ihm zu tun haben. Kein Wunder, warum er chronisch schlecht gelaunt ist.
Vergiftet
Die Stimmungslage in dieser Serie ist generell alles andere als paradiesisch. Das passt gut zum aktuellen Weltgeschehen: Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt, Erderwärmung, Inflation, Rechtsruck, Gewalt gegen Frauen usw. Die Sonne geht in „Nachts in Paradies“ also nie wirklich auf. Es wirkt so, als würde das Leben und Treiben der Protagonisten in einem toxischen Milieu stattfinden. In einer Umgebung, in der niemand mehr auf den anderen Rücksicht nimmt: Alle sind überfordert, angespannt und auf irgendwelchen Substanzen.
In diesem depressiven wie aufgekratzten Setting versucht der Taxifahrer Vincent seinen Job zu machen, die Ruhe zu bewahren, was bei den bis zur Bewusstlosigkeit betrunkenen Fahrgästen eine große Herausforderung ist. Es wirkt so, als wären die Stadtbewohner zu Zombies mutiert, zu aufgesexten Psychos, die die Gesellschaft, das Miteinander vergiften.
Die düstere Serie bezieht sich zwar nicht auf aktuelle Situation, da sich die Geschichte auf den Graphic Novel von Frank Schmolke aus dem Jahr 2019 aufbaut, aber sie passt gut zur derzeitigen Weltuntergangstimmung. „Wenn man sich die vielen Brandherde auf der Welt ansieht, kann man durchaus verstehen, dass viele nicht in der besten Stimmung sind“, sagt Minichmayr.
Schuld daran seien auch die Social-Media-Plattformen, mit denen sich die Menschen Echokammern geschaffen haben, in die sie ungeniert hineinbrüllen können. „Dadurch werden Missverständnisse nicht beseitigt, sondern vertieft. Man findet dort immer jemanden, der einen versteht und recht gibt, auch wenn es sich dabei um Fake News und krude Verschwörungstheorien handelt. Die Gesellschaft besteht nur noch aus Splittergruppen. Wir können uns nicht mehr auf einen Nenner einigen. Vielleicht ist das ein Mitgrund, dass viele demokratische Staaten in eine Autokratie abrutschen“, sagt Minichmayr.
"Nachts im Paradies": Die sechsteilige Serie erzählt die Geschichte von Vincent, gespielt von Jürgen Vogel, einem Taxi-Fahrer und Vater, der zusammen mit seiner Tochter Joni, dargestellt von Lea Drinda, im Laufe einer von Alkohol und Drogen durchdrängten Nacht in den rasanten Strudel unvorhersehbarer Ereignisse gerät. Die bereits brüchige Vater-Tochter-Beziehung wird dabei mehrfach auf Probe gestellt. In weiteren Rollen sind Birgit Minichmayr, Leonard Scheicher, Aleksander Jovanovic und Lea Zoë Voss.
Ab Mittwoch (6. März) auf Canal+ abrufbar.
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