Die HBO-Politsatire spielt in einem zerbröckelnden Hofstaat irgendwo in Mitteleuropa. Gedreht wurde dafür zu großen Teilen in Wien.
Kanzlerin Vernham, von Winslet mit steifer Oberlippe gespielt, ist eine reichlich paranoide Figur. Zu Beginn der Serie wittert sie überall im Palast Schimmel. Ihr neuer Assistent, ein grimmiger Ex-Soldat und Kriegsverbrecher namens Herbert Zubak (Matthias Schoenaerts), wird eigens dafür abgestellt, unentwegt die aktuelle Luftfeuchtigkeit zu messen.
„Ich wollte ihrem Charakter eine reale Ebene verleihen“, sagt Winslet. „Ich wollte nicht, dass sie ständig schreit, nur weil sie eine Diktatorin ist, das wäre viel zu offensichtlich. Ich wollte sie zu einer Figur machen, die uns unheimlich verunsichert. Sie ist unberechenbar, aber auch zerbrechlich – und dadurch irgendwie beängstigend. “
Wechseljahre
In einer Folge ist der Kanzlerin, die ihren Palast nie verlässt, derart heiß , dass sie die Temperatur auf Minusgrade runterfahren lässt. Elena befindet sich in den Wechseljahren. Winslet fand diese Idee im Drehbuch von „Succession“-Autor Will Tracy toll, „weil es mir als Frau erlaubte, etwas völlig Reales zu erforschen. Elena, so unergründlich sie auch ist, wird plötzlich für so viele Frauen, die es durchmachen oder durchgemacht haben, völlig nachvollziehbar.“
Die Miniserie bezieht ihren Witz aus der absurden Übertreibung. Denn obwohl alle anderen im Palast bitterlich frieren, nimmt die Tyrannin auch noch ein Bad inmitten von Eiswürfeln.
„Ach ja, das Eisbad“, sagt Winslet. „Ich fürchte, das war meine Idee. Ich dachte, oh Gott, das werden sie sicher nicht machen. Ich selbst habe ja Erfahrung damit, ich bin schon einmal in völliger Verzweiflung in ein Eisbad geraten.“ – Eine Anspielung auf die Dreharbeiten zu „Titanic“, wo sie bei den Szenen im eiskalten Wasser auf einen Neoprenanzug verzichtet hatte.
Als sie vom KURIER auf Wien angesprochen wird, gerät die Britin ins Schwärmen. Zunächst aus folgendem Grund: „Es war eiskalt, was ich liebe!“ Gedreht wurde nämlich vergangenen Februar, damals noch unter dem Arbeitstitel „The Palace“. Einige Szenen wurden in und außerhalb von Schloss Schönbrunn gedreht. Für die Serie hat man der ohnehin schon majestätischem Habsburgerresidenz mit digitalen Effekten noch ein paar zusätzliche Stockwerke aufgesetzt.
Winslet über die Dreharbeiten: „Es war unglaublich. Meine Güte, Wien ist so schön. Die Paläste waren phänomenal. Die Decken scheinen eine Meile hoch zu sein und man kann fast nicht glauben, welche Details auf den Fresken zu finden sind. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen, ich werde es nie vergessen.“
Man habe zum Teil Zugang zu Räumlichkeiten gehabt, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Gedreht wurde auch im Gartenpalais Liechtenstein und im Palais Pallavicini.
Umgehauen
Auch Regisseurin Jessica Hobbs, die pompöse Räumlichkeiten von ihrer Arbeit für die Netflix-Serie „The Crown“ gewöhnt sein müsste, findet große Worte: „Dass wir Zugang zu so außergewöhnlichen Orten bekommen haben, hat uns alle umgehauen. Es war sehr großzügig, in einem nationalen Palast drehen zu dürfen. So haben wir den entscheidenden Ort für unsere Serie gefunden.“
Regie-Altmeister Stephen Frears meint, dass ihn zunächst Halbwissen nach Wien geführt habe: „Ich habe nur gesagt, ach, lasst uns nach Wien gehen, da gibt es viele Paläste. Als ich dort ankam, wurde mir klar, wie wunderschön diese Gebäude sind.“
Und er kommt auf einen seiner bekanntesten Filme zu sprechen, „Gefährliche Liebschaften“ (1988). „Den habe ich in Paris gedreht“, erzählt Frears. „Wir haben dort nie etwas so Schönes wie in Wien gesehen. Ich denke, wir sollten ein Remake machen, weil wir jetzt die Gebäude haben, die wir hätten haben sollen.“
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