Machtkampf beim ORF: Kanzler Kern stellt sich hinter Wolf
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) weist Kritik an der Interviewführung von "Zeit im Bild 2"-Frontmann Armin Wolf zurück. Dieser mache "natürlich harte Interviews", sagt er in der Premiere-Sendung des neuen Ö1-Medienmagazins #doublecheck am Freitag. Er sei aber auch immer "sehr gut vorbereitet, auf der Höhe seiner Gesprächspartner, und vor dem Hintergrund ist das zu akzeptieren und zu schätzen".
Die "ZiB 2" sei "eine der wirklich wichtigen politischen Sendungen, die wir in Österreich haben", so Kern. Gefragt nach politischem Druck auf den ORF betonte er: "Ich nehme für mich in Anspruch - und für den Rest der SPÖ - dass es da keine Interventionen gibt."
ORF-Reform noch in dieser Legislaturperiode möglich
Bei der Presseförderung seien zentrale Fragen noch in Verhandlung, betonte Kern. Das betreffe auch die "Grundvoraussetzungen". Ihm seien neben Qualitätskriterien Kollektivverträge "im Sinne ordentlicher journalistischer Arbeitsplätze" wichtig. In der Diskussion über das Inseratevolumen der öffentlichen Hand für Boulevardzeitungen gelte es, "davon wegzukommen, das als Instrument, um sich gewogenen Journalismus zu kaufen, einzusetzen".
Er verwies auf den früheren Vorstoß der SPÖ zu einer einheitlichen Vorgangsweise der Regierung mit einem gemeinsamen Schaltplan. "Das ist natürlich insofern schwierig, denn wenn du den Vorschlag machst zum Beispiel zu reduzieren bei Österreich und dann erlebst, dass andere das wieder auffüllen, ist am Ende wenig gewonnen."
"Ich stelle ja keine Fragen, weil mir langweilig ist"
"Ich versuche, so lange zu fragen, bis entweder eine Antwort kommt oder bis die Zuseher mitbekommen, dass der Interviewte nicht antworten möchte", so Wolf weiter. Allerdings müsse man österreichische Politiker häufiger unterbrechen als deutsche. Denn in Österreich hätten Politiker "die Tendenz, zu antworten im Stil von 'Das ist eine sehr interessante Frage, aber lassen Sie mich vorher sagen'. Und dann kommt ein Referat von zwei Minuten."
Vorgeschichte: Prantner vs. Wolf
Über die Gesprächsführung Wolfs war diskutiert worden, nachdem der niederösterreichische Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) in einem Interview mit Wolf sagte: "Das kommt ohnehin noch zu ihrem Chef." ORF-Online-Chef Thomas Prantner (Bild) kritisierte daraufhin: "Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt."
"Strukturentscheidungen der Geschäftsführung überlassen"
Man könne "sich wechselseitig zwar Tipps geben, aber man sollte dem Interviewer die Interviews überlassen und die Strukturentscheidungen der Geschäftsführung", so Wrabetz. Der ORF-General ließ durchklingen, dass er - trotz Beteuerungen, Wolf nicht infrage stellen zu wollen - den "ZiB 2"-Journalisten offenbar lieber auf einer anderen Position sehen würde. Mehr dazu lesen Sie hier.
Erst vor kurzem hatte Wrabetz erklärt, sich hinter Wolf zu stellen.
Von anderer Seite, unter anderem von AMS-Chef Johannes Kopf und ORF-intern, erhielt Wolf indes Zuspruch.
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