ORF

Machtkampf beim ORF: Wrabetz weist Wolf in die Schranken

Armin Wolf (48): „Mein Groupie war wieder da, Hardcore-Fan  offenbar“,  schrieb der ZiB2-Anchorman belustigt auf Twitter. An zwei Tagen hatte jüngst jemand  „Armin, linke Ratte“ auf  einen Parkplatz vorm Küniglberg gesprayt.
Man sollte "dem Interviewer die Interviews überlassen und die Strukturentscheidungen der Geschäftsführung", sagt der Generaldirektor.

Im Machtkampf um den ORF und dessen neue Führungsstruktur in der Fernsehinformation weist ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nun seinen stellvertretenden TV-Chefredakteur und "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf in die Schranken. In Interviews mit dem Standard und der Kleinen Zeitung erinnert Wrabetz Wolf an seinen Platz in der Hierarchie des Senders. "Er hat keine Verantwortung für die Struktur und die personellen Besetzungen im Unternehmen. Da gibt es eine klare Aufgabenteilung: Ich bin Generaldirektor, und er ist ein Anchor der ZiB 2", sagte Wrabetz dem Standard. Man könne "sich wechselseitig zwar Tipps geben, aber man sollte dem Interviewer die Interviews überlassen und die Strukturentscheidungen der Geschäftsführung", ergänzte Wrabetz in der Kleinen Zeitung.

Erst vor kurzem hatte Wrabetz erklärt, sich hinter Wolf zu stellen: Der ORF-Anchor "wird in seiner Funktion nicht infrage gestellt"

Andere Position für Wolf?

Und der ORF-General lässt durchklingen, dass er - trotz Beteuerungen, Wolf nicht infrage stellen zu wollen - den "ZiB 2"-Journalisten offenbar lieber auf einer anderen Position sehen würde. Für eine "vielleicht größere Infoshow auf ORF eins" habe Wolf laut Wrabetz aber abgesagt. Er habe in der Vergangenheit jedenfalls zu viel zugelassen, jetzt sei es dann wieder genug, so Wrabetz weiter.

Machtkampf beim ORF: Wrabetz weist Wolf in die Schranken
Schlechte Stimmung mit Richard Grasl: Alexander Wrabetz 

"ORF-Folklore"

Die Debatte um die Fernseh-Information bezeichnete Wrabetz im Standard als "ORF-Folklore". Dass dabei von Boulevardmedien auch die Gehälter von ORF-Journalisten veröffentlicht wurden, sieht der ORF-Chef gelassen. "Wenn man bei uns eine solche Debatte führt, sollte man sie ohne Glaskinn führen. Wenn man austeilt, wird man pointiert etwas zurückbekommen."

"Verhörraum"

Hintergrund des Konflikts ist zum einen die geplante neue Channel-Struktur im ORF-Fernsehen, die eine Aufteilung der TV-Information mit eigenen Kanalchefs und Chefredakteuren für ORF eins und ORF 2 zur Folge hat. Teile der Information - darunter Wolf - laufen gegen diese Pläne Sturm und fürchten die Wiederkehr des SPÖ-ÖVP-Proporzes im ORF. Vor allem der als Channel Manager für ORF 2 kolportierte Roland Brunhofer stößt auf Widerstand. Darüber hinaus gibt es aus Politik und auch im dem ORF Kritik am Interviewstil Wolfs, jüngst vorgetragen von ORF-Onlinechef Thomas Prantner - Stichwort "Verhörraum". Dass ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser deshalb die Ablöse Prantners gefordert hatte, rief am Donnerstag die ÖVP auf den Plan. "Es ist unglaublich und inakzeptabel vom Betriebsrat, so zu agieren. Das erinnert an die dunkelsten Zeiten der verstaatlichten Industrie, dass er glaubt, einen leitenden Angestellten öffentlich zurechtweisen zu müssen", sagte Generalsekretär und Mediensprecher Werner Amon. Laut Amon habe Prantner sein Interview "vorher vom Generaldirektor absegnen lassen".

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ABD0051_20170228 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖVP-Generalsekretär Werner Amon am Dienstag, 28. Februar 2017, anl. einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats zur Causa Eurofighter im Bundeskanzleramt in Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Mögliche Privatisierung

Der ÖVP-General bringt wegen der Vorfälle im ORF gar eine mögliche Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Senders ins Spiel. "Man muss dieses inakzeptable Verhalten des ORF-Betriebsrates im neuen ORF-Gesetz mitbedenken. Und Anleihen bei der verstaatlichten Industrie nehmen. Dort wurden diese Unternehmen nach der Entmachtung des Betriebsrates und der Privatisierung auch erfolgreich." SPÖ-Regierungskoordinator und Medienminister Thomas Drozda hatte sich zuvor via Twitter hinter Wolf gestellt: "Ich finde die Kritik Unbefugter an Ihrer Arbeit ebenso befremdlich und inadäquat, wie die Initiative zur Volksabstimmung aus diesem Anlasse."

Burgenlands Stiftungsrat stellt sich hinter Prantner

Der Stiftungsrat des rot-blauen Burgenlands, Martin Ivancsics, hat sich unterdessen hinter Prantner gestellt. Weiters forderte Ivancsics am Donnerstag die rasche Umsetzung der Strukturreform. Zentralbetriebsratschef Gerhard Moser wiederum ärgerte sich über ÖVP-Generalsekretär Werner Amon und darüber, dass sein Schreiben an die Öffentlichkeit gelangte.

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ABD0031_20160915 - WIEN - ÖSTERREICH: Die Stiftungsräte Peter Haselsteiner und Martin Ivancsics am Donnerstag, 15. September 2016, im Rahmen einer Sitzung des ORF-Stiftungrats mit Wahl des Direktoriums und Landesdirektoriums. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Ivancsics, der zum "Freundeskreis" der SPÖ-Stiftungsräte zählt, reagierte in einer Aussendung des Landesmedienservices Burgenland auf die zahlreichen Wortmeldungen aus den ORF-Redaktionen - ohne dabei Namen zu nennen. "Allerdings sollten jene, die sich im Stil manchmal durchaus auch grenzwertig bewegen, diese Kritik annehmen und sich damit ernsthaft auseinandersetzen, ohne dabei sofort einen Anschlag auf die Unabhängigkeit der Redaktion zu vermuten."

"Die vom Stv. Technikdirektor Thomas Prantner im profil geäußerte Meinung, womit er klare Worte in dieser Diskussion gefunden hat, seien ein gutes und positives Beispiel dafür", betonte der Stiftungsrat. Manche Reaktionen darauf könnten die Vermutung zulassen, dass einige zu sehr die eigene Rolle, aber nicht den Auftrag und die Aufgabe des Mediums selbst als Priorität sehen. Es gebe Regeln und Anstand, ohne die kein Mitarbeiter des ORF ans Werk gehen dürfe, so Ivancsics. Das gelte insbesondere auch für jene, die selbst kritisieren, aber Kritik an der eigenen Arbeit als ungeheuerlich abqualifizieren und das Recht dazu sogar Führungskräften des eigenen Unternehmens absprechen wollen.

Ivancsics forderte, die neue Struktur für die ORF-Information mit den geplanten Channel Managern umzusetzen. "Ich erwarte mir, dass bis zur nächsten Sitzung des Stiftungsrates die Strukturfragen des ORF nicht nur feststehen, sondern auch durch personelle Besetzungen vorbereitet und letztendlich auch ins Laufen gebracht werden." Die von Generaldirektor Alexander Wrabetz vorgelegte Strukturreform habe die Zustimmung des Aufsichtsgremiums und sollte daher konsequent umgesetzt werden. Dass es bei solchen Entscheidungen - wie das im Fußball auch beim Teamchef der Fall ist - nun österreichweit eine ganze Menge an Personalchefs gibt, wäre ja an sich nichts Neues. Die Verantwortung jedoch liege bei den zuständigen Managern und Gremien.

Moser kritisiert ÖVP-Mediensprecher Amon

ORF-Zentralbetriebsratschef Moser betonte unterdessen gegenüber der APA, sich in der Causa nicht öffentlich geäußert zu haben. "Wie mein Schreiben den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat, ist für mich nicht nachvollziehbar. Mir ging es, wenn man das Schreiben genauer liest, just darum, die Debatte, wenn sie schon stattfinden muss, intern und nicht in aller Öffentlichkeit zu führen".

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"Neoliberalismus pur"

Scharfe Kritik übte Moser an ÖVP-Mediensprecher Amon. Er sei erschauert, "weil hier jemand in einer verantwortungsvollen Position zu einem Generalangriff gegen Arbeitnehmerrechte bläst, nur um daraus parteipolitischen Nutzen zu ziehen." Das sei Neoliberalismus pur. Moser sagte darüber hinaus, er sei froh in einem Land zu leben, in dem es einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und ein Arbeitsverfassungsrecht gebe. "Auch wenn das gewissen Zeitgenossen offenbar lästig ist."

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