Kay Voges, designierter Direktor des Volkstheaters, hat vor Augen geführt, wie er sich überbordendes Theater im digitalen Zeitalter vorstellt: als Aneinanderreihung von Musikvideos aus dem MTV-Zeitalter, das ja auch schon einige Zeit her ist. Und Martin Kušej, der neue Chef der Burg, muss Voges eine Lizenz zum Verschwenden ausgestellt haben. Würde der Regisseur etwas Ähnliches am armen Volkstheater realisieren: Das künstlerische Budget wäre mit dieser einen Produktion aufgebraucht.
Zwei Stunden lang wabert der Nebel, zwei Stunden lang rotiert die Drehbühne – nur ein einziges Mal etwas langsamer. Darauf steht eine wirklich pittoreske Endzeit-Landschaft von Daniel Roskamp mit vielen Stiegen, Gebäuderuinen und dem Rumpf einer Boeing. Alle halbwegs wichtigen Szenen spielen im Inneren – und werden mit Video auf vier große, in die Szenerie integrierte Screens projiziert.
Das ist das klassische Frank-Castorf-Theater, aber ohne großen Unterhaltungswert, dafür zur „Endzeit-Oper“ mit Live-Musik von Paul Wallfisch hochgejazzt. Es geht ja ums Jüngste Gericht. Und um den Tod – den kleinen wie den großen. Kay Voges lässt also als theatralischen Höhepunkt Martin Schwab sterben – und nebenan eine Unbekannte orgasmieren. Die Videobilder überlagern sich, werden eins. Schön. Und harmlos. Man sieht grad einmal Brustwarzen aufblitzen, der Rest der Penetration findet in den Köpfen statt. In Erscheinung treten konnten aus der großen Schar bloß Dörte Lyssewski, Andrea Wenzl, Felix Rech und Florian Teichtmeister. Der Rest ging im Untergang unter.
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