Auf der Bühne des Burgtheaters wird bei „Dies Irae“ also ein Paar zur Sache gehen, wie man so unschön sagt: In echt. Das mag gut oder schlecht sein fürs Theater, wichtig oder nicht für die Inszenierung – es ist auf jeden Fall gut für die Aufmerksamkeit.
Billig zu habende Ablehnungsreflexe (huch!) gehen sogleich Hand in Hand mit einer ebenso preisgünstigen „Seht her was wir uns trauen“-Attitüde.
Beides schrammt, von unterschiedlichen Positionen aus, scharf an der Unnötigkeit entlang. Denn Theater ist zwar auf Grenzsituationen hin ausgelegt – emotionale, auch körperliche. Dass diese Grenze gemeinhin diesseits der Penetration (oder was auch immer) gezogen wird, ist kein Schaden. Denn wie man am jetzigen Beispiel wieder merkt: Es wird zwar Aufmerksamkeit aufaddiert (auch im mittlerweile völlig kulturfernen Boulevard). In die auch nur viertelernsthafte Auseinandersetzung mit Kunst oder Kultur zahlt diese aber nicht ein.
Plötzlich hat wieder jeder eine Meinung – vorgeblich zum Theater, eigentlich aber zum Aufregen.
Andererseits droht auch der Erregungsreflex unangenehm überholt daherzukommen.
Sex ist arg!
Echt jetzt? Da muss man in der durchpornoisierten Welt, in der schon Teenager nur einen Klick von den härtesten Filmen entfernt sind, echt unter einem Stein leben. Längst muss niemand (mehr) ins Theater gehen, um Menschen beim Sex zu sehen. Man könnte das also genausogut als allenfalls redundant, höchstens aber gratismutig durchwinken.
Nur so funktioniert’s nicht. Sex klickt gut. Am Burgtheater ist es schon ein Skandal, wenn man nicht Wienerisch redet. Empörung ist die Währung, in der man sich online austauscht.
Da ist der Appell Kay Voges’, sich erstmal das Ergebnis anzuschauen, natürlich müßig, weltfremd: Der Köder ist ausgeworfen und willig aufgeschnappt. Und schon wird eingebucht: Wer dagegen ist, ist neuprüde, wer dafür ist, ein Schweinderl.
Eine Frage bleibt: Soll man beim, äh, Erfolg Szenenapplaus spenden?
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