Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz 64-jährig gestorben

INTERVIEW: KÜNSTLERIN BRIGITTE KOWANZ
Staatspreisträgerin war bekannt für ihre Lichtinstallationen und gestaltete zuletzt die "Libelle" auf dem Leopold Museum.

Von ihrer Erkrankung  habe sie  sich nie unterkriegen lassen, bis zuletzt habe sie mit voller Energie an der Kunst gearbeitet, sagte ihr Sohn gegenüber dem KURIER. Und doch musste er die traurige Kunde bestätigen: Brigitte Kowanz, in den vergangenen Jahrzehnten eine der prägendsten Künstlerinnen Österreichs, ist am 28. Jänner verstorben. Sie war 64 Jahre alt.
 

Kowanz’ künstlerische Sprache begegnet   auch jenen Menschen, die nicht unbedingt Kunsträume aufsuchen: 2010 flimmerte der Spruch „Now I See“   über die Fassade des Uniqa-Towers am Wiener Donaukanal. Auf der „Libelle“ am Dach des Leopolds Museums sind ihre „Lichtkreise“ weithin sichtbar. Und wer in Salzburg die Staatsbrücke Richtung Innenstadt überquert, sieht die Leuchtschrift in halbverspiegelten Kuben, die an die Zwangsarbeiter erinnert,  die die Brücke bauten.   

Oft leichtfüßig, mitunter gar spektakulär wirken die Objekte, und doch ziehen sie ihre Betrachter in philosophische Tiefen – nicht nur wegen der Endlos-Effekte, die sich durch halb-transparente Spiegel ergeben.

Sichtbares Licht

Das Paradox, dass Licht alles sichtbar macht, im Normalfall aber selbst unsichtbar bleibt, faszinierte Kowanz nachhaltig. Ursprünglich als Malerin tätig, erforschte sie früh die Fähigkeiten des Lichts, im Paarlauf mit unterschiedlichsten Materialien Raum zu erzeugen.   

Papier- und Leinwandbilder mit verschiedenen, lichtabhängigen Pigmenten, die sie in den frühen 1980er Jahren mit ihrem damaligen Partner Franz Graf schuf, bildeten einen Ausgangspunkt. Ab 1984 entstanden erste Lichtobjekte und Werke mit fluoreszierenden Farben.

 „Es war schön, zu sehen, mit welch einfachen Mitteln ich früher gearbeitet habe. Das gibt mir schon zu denken“, sagte Kowanz gegenüber der APA, als ihr das mumok 2010 eine große Retrospektive mit frühen Werken ausrichtete. Zu diesem Zeitpunkt waren die Objekte und Installationen der Künstlerin deutlich aufwändiger geworden: Ein ganzes Stockwerk des Museums war für die Retrospektive durchgehend verspiegelt worden, die unverkennbaren Leuchtkästen wurden mit  Assistenten  professionell ausgeführt.

Das Prinzip, dem Licht einen Raum zu geben, in dem es sich zur Anschauung zeigen konnte, blieb.  Und seine Fähigkeit, Botschaften  zu übermitteln, wurde  im Werk selbst thematisiert – etwa, indem Kowanz die Lichtpunkte des Morsealphabets nutzte oder  Entwicklungsdaten des  (Glasfaser-)Internets in ein Werk  einbaute.

Impulsgeberin

Letztgenannte Arbeit zeigte Kowanz 2017 bei der Venedig-Biennale, wo sie gemeinsam mit Erwin Wurm Österreich repräsentierte.
Bereits 2009 war ihr der Große Österreichische Staatspreis, die höchste Auszeichnung der Republik für Kunstschaffende, verliehen worden.

Nicht zu unterschätzen ist auch die nachhaltige Wirkung, die Kowanz als Professorin für „Transmediale Kunst“ an der Universität für  Angewandte Kunst entfaltete:  Das fortschrittliche, stets über die eigenen Möglichkeiten reflektierende Kunstverständnis, das die Künstlerin hier bei ihren Studierenden verankerte, wird noch lange nachhallen.  So wie das Licht eben auch oft erst sichtbar wird,  wenn es auf andere Objekte trifft.

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