Leichtfrieds Kassa für Boulevard-Inserate
Man müsse "davon wegkommen, Inserate als Instrument einzusetzen, um sich gewogenen Journalismus zu kaufen", sagte kürzlich Bundeskanzler Christian Kern. Bei seinem SP-Parteikollegen Jörg Leichtfried scheint dies noch nicht angekommen zu sein. Denn der Verkehrsminister besitzt eine eigene Kasse, aus der er de facto nach eigenem Ermessen den Boulevard mit Inseraten versorgen kann. Und auch versorgt.
Eine halbe Million Euro kann so pro Jahr verteilt werden. Das Geld stammt aus den Einnahmen der Kfz-Wunschkennzeichen; mit diesen finanzierte Leichtfried im Vorjahr eine 3,5 Millionen Euro teure Kampagne gegen Raserei. Dabei wurden die Inserate mehr oder weniger nach der Auflagenstärke der Zeitungen und Fernsehsender vergeben, auch der KURIER bekam im Zuge der Kampagne 54.000 Euro. Doch nebenbei genehmigt sich der Minister noch eine weitere Kassa, wo sein Ressort bis zu einer halben Million Euro pro Jahr selbst vergeben kann.
Grüne: "Hinterfragenswert"
"Der Rechnungshofbericht über die skandalösen Vergaben des Verkehrsministeriums bei Verkehrssicherheits-Kampagnen ist noch ziemlich frisch. Umso unverständlicher ist, wie Minister Leichtfried weiter in ähnlichem Stil Hunderttausende Euros statt für konkrete Verkehrssicherheitsarbeit für Inserate ausgeben kann, deren Wirkung sehr hinterfragenswert ist", kritisiert der Grüne Verkehrssprecher Georg Willi.
In einer parlamentarischen Anfragebeantwortung klang das noch etwas anders. Da hieß es, dass Inserate des Fonds von der Kommunikationsabteilung bestimmt werden, aber: "bei höheren Beträgen kann eine Befassung (...) der Ressortleitung in Frage kommen."
Inseratenkaiser
In Summe gab Leichtfried im vierten Quartal 2016 rund 1,8 Millionen Euro für Werbung aus – der höchste Wert eines Ministeriums seit Einführung der Transparenzdatenbank 2012. Aus seinem Büro heißt es, dass die halbe Million auch heuer wieder zur Verfügung steht.
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