Legal abgehört: CD-Kritiken im Überblick

Legal abgehört: CD-Kritiken im Überblick
Neu in der Plattenkiste: Sara Jackson-Holman, Kosheen, Ging Ga und Pick A Piper + weitere CD-Kritiken im Überblick.

An dieser Stelle finden Sie CD-Kritiken aus den Bereichen Pop und Rock, HipHop und Elektro, Soul und R&B. Abgehört und besprochen von KURIER-Musikexperten.

Gin Ga - "Yes/No"

Zuletzt ist es um die heimische Band Gin Ga ein wenig still geworden. Die Truppe rund um den Sänger und Gitarristen Alex Konrad plagte nach ihrem fulminanten Erstling "The Should Have Told Us" (2008) wohl die Frage: "Wie schaffen wir es, dass die Menschen unseren Bandnamen richtig aussprechen?" Sie heißen nämlich nicht Ginga oder Gin Ga. Dschin Dscha oder gar Dsching Dscha? Alles falsch. Dschin Ga, so spricht man die Band richtig aus. Damit wäre das ein für allemal geklärt. Punkt.

Nun legt die Band mit "Yes/No" ein neues Werk vor. Die darauf zu findenden Songs sind gelungene Indie-Pop-Dreiminüter, die melodisch allesamt Hoffnung transportieren und einen stets umarmen wollen. Vorgetragen wird das Ganze mit einer Leidenschaft und Dringlichkeit, so, als ginge es darum, die verlorene Liebe, das verlorene Glück zurück zu gewinnen – inklusive Selbstmitleid ("Ahh", "Ohh"), Panik-Schüben und mittelschweren Eifersuchts-Dramen. Schön. ( Marco Weise)

KURIER-Wertung:

Das aus Bristol stammende Trio traf in den 00er Jahren vor allem durch ihren massentauglichen Drum & Bass-Zugang den Nerv der Zeit. Man erinnere sich nur an ihr fulminates Konzert beim Frequency Festival (2002) am Salzburg Ring - lang ist es her... Die Band war am Höhepunkt, das Album „Resist“ ein voller Erfolg. Danach ging es langsam, aber stetig bergab. Mit dem nun veröffentlichten "Solitude" beenden sie die Talfahrt. Das liegt vor allem an der Einsicht, dass Lalelu-Melodien auf einer pochenden Bassdrum noch lange keinen guten Track ausmachen. Jetzt geht man mehr in die Tiefe, ist facettenreicher und strukturierter im Aufbau. Mit dem Ergebnis kann zwar zufrieden sein, aber auf fünf Sterne fehlt noch allerhand. (Marco Weise)

KURIER-Wertung:

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Der US-amerikanische Musiker Worth hat mit seiner souligen Stimme, den funky angerissenen Gitarren, dem groovenden Bass und seinem Debüt „Six Foot Soul“ gute Kritiken eingefahren. Der von Portland (Oregon) aus agierende Künstler hat nun sein zweites Album „Two“ am Start – eingespielt mit einer fünfköpfigen Band. Darauf tummeln sich Samples aus rund 50 Jahren Musikgeschichte, R’n‘B-Beats im Midtempo und die aufgeweckte Stimme von Mastermind Christopher Worth.

KURIER-Wertung:

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Das erste englischsprachige Album der Diva seit sechs Jahren wartet mit einer leichten Kurskorrektur auf. In ihren Stil, mächtige Balladen in den Äther zu schmettern, mischen sich Elemente aus der elektronischen Tanz-Musik und sogar dem Dubstep – sanft und unaufdringlich, und das ist gut so. Dion - oder ihre Berater – versuchen nicht, sie in die Konkurrenz mit Miley Cyrus oder Katy Perry zu drängen, sie mit Disco-Beats ins Radio zu bringen. Zwar klingt Dion auf „Somebody Loves Somebody“ ein wenig nach Rihanna, sonst aber passen sich Elektronik und Beats ihrem Stil an, nicht sie der gängigen Charts-Ware. Wie immer bei Dion ist auch „Loved Me Back To Life“ durchwegs hervorragend produziert, mit vielen kleinen und feinen Ideen in den Arrangements, die wichtig sind, sich aber nicht wichtig machen. Und wie immer ist Dions Gesang perfekt , dadurch trotz aller Power aber gelegentlich auch kalt. Höhepunkte sind: „Water And The Flame“, das Janis-Ian-Cover „At Seventeen“ und das Stevie-Wonder-Duett „Overjoyed“, das geschickt elektronische Beats mit Frank-Sinatra-Flair verbindet. (Brigitte Schokarth)

KURIER-Wertung:

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Inner Storm nennt sich eine Band rund um Karl Möstl. Möstl, Teil des einst sehr erfolgreichen Duos Walkner & Möstl, hat mit seinen Produktionen - im Fahrwasser von Kruder & Dorfmeister - den als „Vienna Sound“ deklarierten Downbeat Anfang der 00er Jahre in die weite Welt getragen. Das nun mit seiner neuen Truppe Inner Storm veröffentlichte Debüt „Amazing Loneliness“ zielt dann aber weniger auf den Club ab. Stattdessen wird ein Ambient-Pop forciert, der mit heiteren Melodien und dichten wie sphärischen Keyboardklängen wuchtig, aber filigran zugleich um die Ecke biegt. Gemeinsam mit Andrew Edge, Christian Lettner und Wolfgang Bründlinger ist Möstl ein tolles Album gelungen.

KURIER-Wertung:

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Es ist das Monat der kanadischen Pop-Stars: Zum einen präsentiert die singende Nervensäge Celine Dion ihr neues Album (siehe oben). Zum anderen hat das einstige Skandergirlie Avril Lavigne eine neue Platte am Start. Es ist der Nachfolger zu "Goodbye Lullaby" und ihr mittlerweile fünftes Studioalbum. An den insgesamt dreizehn Songs hat auch Ehemann und Nickelback-Frontmann Chad Kroeger als Produzenten und Songwriter mitgeschrieben. In "Let Me Go" darf er seine Liebste dann auch gesanglich unterstützen, was die Sache nicht besser macht. Damals, als 17-jähriges Teenagergirl, sang sie noch über Beziehungsnöte heranwachsender Mädchen ("Complicated"). Nun macht sie an der Seite von Marylin Manson einen auf "Bad Girl". Dabei klingen die Gitarren plastisch, die Rhythmen blutleer und Avrils piepsende Stimme nach Micky Maus. Ohje. Das nervigste Album seit langem. (Marco Weise)

KURIER-Wertung:

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Als Mischung aus Disco-Sounds und Voodoo-Beats beschreibt Win Butler, Sänger der Indie-Rock-Band Arcade Fire das vierte Album des Musikerkollektivs aus Montreal. Genau das ist „Reflektor“: Schon der Titelsong – mit einem Vokal-Part von David Bowie – zeigt, wo es lang geht: Bevor die Voodoo-Percussion (beeinflusst von einem Aufenthalt in Haiti) einsetzt, schweben Keyboard-Sounds durch den Äther. Auch wenn der erste Song-Teil nur auf einem funkigen Bass und Butlers Stimme beruht, kommen die Keyboards und Violinen später wieder – mit all der dämonischen Wucht und den komplexen Klang-Überlagerungen, die das Markenzeichen dieser Band sind. Der Rest von „Reflektor“ funktioniert nach dem selben Prinzip: Reduzierte, tanzbare Beats – beeinflusst von Produzent James Murphy (LCD Soundsystem) – werden später mit bombastischen Klang-Strukturen angereichert. Dazu singt Butler über Orpheus und Eurydike, Mystisches, Mythisches und Höllisches, und legt seine typischen Melodien drüber. Ein Wermutstropfen: Oft glaubt man, eine melodische Wendung von einem anderen Arcade-Fire-Song her zu kennen. Der zweite: Neben Highlights wie „Here Comes The Night Time“ und „Flashbulb Eyes“ gibt es auch Songs, die es sowohl mit dem Bombast als auch der Song-Länge übertreiben.

(Brigitte Schokarth)

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Die Spannung vor diesem Album war groß. Schließlich häuften sich zuletzt Spekulationen darüber, dass Lemmy Kilmister, der zu Weihnachten 67 wird, infolge seiner jahrzehntelangen, aus Cola-Whiskey, Zigaretten und Speed zusammengesetzten Diät gesundheitlich schwer angeschlagen ist. Mehrere Konzerte im Sommer wurden abgesagt, zuletzt gab es sogar Gerüchte, dass Lemmy keinen Alkohol mehr trinkt und sich jetzt nur noch von Blaubeersaft ernährt. Horribile dictu! Auf dem neuen Album ist kein Blaubeersaft zu hören. Vom ersten Stück "Heartbreaker" weg rast das Album durch die Gehörgänge, der Sound ist fett, die bewährte Mischung aus Rock 'n' Roll, Punk und Metal funktioniert nach wie vor. Dass Motörhead das Niveau der beeindruckenden jüngsten Vier-Album-Strecke ("Inferno"/"Kiss Of Death"/"Motörizer"/"The Wörld Is Yours") nicht ganz halten können, liegt an den Songs. Sie wirken ein bisschen ... unfertig. Hätte man sich mit der Produktion mehr Zeit gelassen, wäre da mehr gegangen. Aber bekanntlich haben es Motörhead seit Jahren eilig, sie wissen wohl genau, dass ihnen nicht mehr allzu viel Zeit bleibt. Interessantestes Stück ist das wie eine Folk-Ballade aufgebaute "Dust And Glass" - Motörhead sind oft dann am besten, wenn sie aus ihrer comfort zone rauskommen. Fazit: Eines der schwächeren Alben einer Band, die nie ein schlechtes Album aufgenommen hat. Insofern immer noch: dicke Empfehlung.

(Guido Tartarotti)

Das zweite Album von Anna Calvi, die 2011 mit dem selbstbetitelten Debüt Furore machte: Damals machte die singenden Gitarrist deutlich, dass sowohl Jimi Hendrix als auch Django Reinhardt zu ihren Idole zählen. „One Breath“, sagt sie, sei inspiriert „von dem Moment, bevor du dich ganz hingeben musst“. So drastisch wie das klingt ist auch die Musik. Denn jetzt wird deutlich, dass die ehemalige Violin-Studentin auch Debussy und Ravel liebt. Und Experimente. Geräusche von Geigen, die gestimmt werden, mischen sich mit verstörenden Eruptionen von verzerrten Gitarren, perkussiv blubbernde Rhythmen unterlegen ihre Stimme. Und die kann nach wie vor alles zwischen engelsgleich, wütend, teuflisch, lüstern und zerbrechlich sein. Aber am besten an „One Breath“: All das schmiegt sich bei Calvi mühelos unter die Melodien, verschmilzt zu genauso aufreibenden wie anregenden Songs, die niemanden kalt lassen.

(Brigitte Schokarth)

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Als Birdy vor zwei Jahren im zarten Alter von 15 Jahren ihre Version von Bon Ivers "Skinny Love" ins Netz stellte, lag ihr die Musikwelt zu Füßen. Herzerwärmend und traurig zugleich ist die Stimme des Ausnahmetalents im Balladenfach. Diese Vormachtstellung unterstreicht sie nun auch auf ihrem Album "Fire Within". Darauf wird im großen Stil gelitten, geliebt, gehasst und um Verzeihung gefleht. Besonders warm ums Herzerl wird einem, wenn das Piano und die Akustische trauern und Birdy ihre weinerliche Stimme auspackt. Tja, das Leben ist kein Honigschlecken.

(Marco Weise)

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"The 20/20 Experience – 2 of 2" ist der zweite Teil des im März erschienen Comeback-Albums von Justin Timberlake. Wieder ist dabei erstaunlich, wie er – und vor allem Produzent Timbaland – Queen-Chöre, orientalische Flöten, elektronisches Blubbern, funkigen Bass und alles was es sonst zwischen Sinatra-Swing und HipHop je gegeben hat, in einen Topf wirft und Songs daraus macht. Was bei der Vielfalt auf der Strecke bleibt, sind die Melodien und das Feeling. Nie hat man das Gefühl, dass Timberlake uns etwas mitzuteilen hat – außer, wie clever er mit Samples hantieren kann. Was für angehende Produzenten ein tolles Lehrstück ist, funktioniert im Wohnzimmer nur selten. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Songs in der Atmosphäre kalt, seicht und belanglos.

(Brigitte Schokarth)

Justin Timberlakes neues Video zu seiner aktuellen Single "TKO", in dem er gemeinsam mit Elvis Presley-Enkelin Riley Keough auftritt.

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Wenn Nicolas Jaar ("Space I Only Noise") auf Dave Harrington trifft, dann treffen feingliedrige Sounds aus dem Laptop auf gen Stillstand gepitchte Vocals, funky Bassläufe und psychedelische Elemente. Unter dem Pseudonym Darkside veröffentlichen die beiden Highschool-Freunde nun ihre erste gemeinsame Platte. Das klingt dann zwar phasenweise wie eine Doktorarbeit an der Musikuni, aber in Summe dermaßen erfrischend und gut, dass man da einfach nur den Hut ziehen kann. Chapeau!

(Marco Weise)

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Die Band aus Kalifornien mit der Wahlheimat New York entwirft auf ihrem neuen Werk "Nature Noir" schwere Klangcollagen, die sich stark an die Arbeiten von Lou Reed (selig!) und The Velvet Underground orientieren. Kombiniert wird das Ganze mit schwungvollen Rock & Roll-Einschüben ("Future Folklore") und verträumt-balladesken Stücken ("Sticks And Stones"). Eine tolle und zeitlose Platte.

(Marco Weise)

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Die schottische Band Chvrches (sprich Churches) also Kirchen veröffentlicht mit "The Bones Of What You Believe" ein Feuerwerk an wunderbaren Synthiepop-Hymnen. Da werden die Keyboards auf 80er-Jahre-Sound eingestellt, wummern discoide Bässe lässig um die Ecke und Lauren Mayberry darf ihre zuckersüße Stimme erheben. Aus ihren ebenso zuckersüßen Mund kommen dann gehauchte Dringlichkeiten: Eine überbordende Pop-Romanze für die Smartphone-Generation.

(Marco Weise)

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Der neue Star der britischen Pop-Szene, hatte mit "Love Me Again" bereits einen Nummer-eins-Hit in seiner Heimat. Bei uns lief es bisher nicht so gut. Vermutlich weil das einzig Außergewöhnlich an dem jungen Mann die tiefe Stimme mit exaltierten Timbre ist. Sonst bietet der 23-Jährige netten Pop, zumeist in Retro-Sound, mit Klavier, Streichern und Chören, gelegentlichen Breaks im Arrangement, die aufhorchen lassen. Aber im Prinzip bleibt Newman durchgehend bei Charts-tauglichen Klängen, die schön brav in die gängigen Radioformate passen. Verblüffend ist nur, wie er die Texte über den schlimmsten Herzschmerz seines Lebens in derart fröhliche Songs packen konnte.

(Brigitte Schokarth)

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Kenneth Glöckler ist Prince Kay One und ein umtriebiger Rapper aus Deutschland, der mit seinem neuen Album "Rich Kidz" nun den Welterfolg anstrebt. Damit dieses engagierte Vorhaben auch klappen kann, haben er und seine Produktionsfirma keine Kosten gescheut. Internationale Acts wie The Product G&B, bekannt von Santanas Hit "Maria Maria", Sängerin Melody Thornton von den Pussycat Dolls ("Mittelfinger", "24/7") sollen das Werk aufwerten. Durch die Mehrheit der Songs rappt sich Prince Kay One aber mit Busenkumpel Emory – mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Das klingt dann nach tiefer gelegtem VW-Golf, Kübelsaufen auf Mallorca, Pool-Partys von Kindern reicher Eltern, vollbusigen Frauen mit Wasserstoff-Frisur, wenig dezenter Solarium-Bräune und viel zu hohen High Heels. Willkommen in der Klischeefalle.

(Marco Weise)

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Die aus dem kreativen Umfeld der burgenländischen Cselley Mühle gewachsene Band rund um den Mastermind Thomas Pronai veröffentlicht mit "Flowers Must Fade" ihre zweite Platte. Bluesig und kratzig geht es darauf phasenweise zur Sache. Da fauchen die Gitarren und überschlagen sich die Beats. Der Sound ist dabei von einer ergreifenden analogen Rohheit und klingt, als würde sich eine Schallplatte aus den 60er Jahren auf dem Plattenspieler drehen. Besonders schön und bewegend sind die ruhigeren Stücke auf dem Album: "Two Hearts" und "Until The End".

(Marco Weise)

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Ob es je noch ein weiteres Bloc Party-Album geben wird, weiß man nicht. Dem Frontmann Kele Okereke scheint das ziemlich egal zu sein. Er forciert seit Jahren als Kele seine Solo-Karriere und macht in seiner Freizeit das, was ihm Spaß macht. Und dann ist er auch noch DJ. Nun hat er für die !K7-Reihe ein Bloc Party-Tape zusammengestellt. Darauf finden sich Remixarbeiten von Kele, das funkig-lässige "Leroy" von Tweak/Tony Allen oder Carl Craigs Remix von "Like A Child“ der Junior Boys. Eine gelungene, aber nicht restlos überzeugende Auswahl.

(Marco Weise)

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Man muss es sagen: Vor rund sechs Jahren wurde man hierzulande einfach zu oft mit Shantel und seiner Musik versorgt. Seine Tracks liefen im Radio, im Club und bei diversen Wohnungspartys. Das nervte gewaltig - man will ja auch nicht jeden Tag einen Schweinsbraten essen. Oder?! Eben. Fakt ist aber, dass Shantel und sein Bukovina Club Orkestar zum Aushängeschild des Balkan-Pop-Hypes gemacht wurden. Sein Album "Disko Partizani" (2007) kam in der Türkei genauso gut an wie hierzulande. Nach einer kleinen Pause veröffentlicht Stefan Hantel alias Shantel sein neues Album, auf dem er die Beats in den Hintergrund rückt. Stattdessen wird die akustische Gitarre flott angeschlagen, dürfen Bläser den Ton angeben und galoppiert die Schweineorgel durch die Songs. Orient trifft Okzident, Gipsy-Balladen treffen 60ies Rock und Humptatata-Gedudel auf kommerzielle Discoware. Durchwachsen, das. Und in einem Stück kaum zu verdauen.

(Marco Weise)

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Der spanische DJ und Produzent Oriol Riverola aka John Talabot hat sich mit seinem Debüt-Album "Fin" in die Herzen der Subkultur gespielt. Dazu gab es Killertracks für die Primetime am Dancefloor und eine Tour mit den britischen Elektro-Minimalisten von The xx. Nun reiht er sich in den erlesenen Kreis der DJ-Kicks-Compilations. Sein Mixtape beinhaltet Nummern, mit denen er sich in den letzten Jahren umgeben hat. Da reihen sich Clubtracks an sphärische Disco-Sounds und melancholische Deep-House-Downer. Ein feiner Mix für die nächste Wohnungsparty.

(Marco Weise)

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Reggae-Pop aus der Alpenrepublik? Warum nicht. Die Band Iriepathie veröffentlicht mit "Aufwiederhören" bereits ihr viertes Studioalbum. Gerappt wird auf Deutsch, die Bässe wummern, schlagen Haken und sind soundtechnisch gut produziert. Durch die Songs weht phasenweise ein Hauch von Jamaika: Man riecht den Duft von lustigen Zigaretten und sieht die Sonne am Horizont verschwinden. Aber Iriepathie lassen die klassischen Reggae-Rhythmen auch phasenweise hinter sich: „Zehntausend Headz“ ist zum Beispiel ein gelungener HipHop-Track, der für die nötige Abwechslung sorgt.

(Marco Weise)

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Georg Altziebler ist wohl einer der besten Singer/Songwriter des Landes. Seine unter dem Pseudonym Son Of The Velvet Rat agierende Band überzeugen nicht nur die heimische Kritik, sondern berühren, sind fordernd und verlangen dem Hörer oftmals viel ab. Altzeibler erzählt mit seiner düsteren Stimme von einsamen Nächten, alles einnehmender Verzweiflung, melancholischen Tagen und traurig und von immenser Schönheit.

(Marco Weise)

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Das deutsche Produzenten-Duo Super Flu veröffentlicht zehn neue TechHouse-Tracks, die gut produziert und mit Charme angereichert wurden. Der Bass klopft sich im bewährten 4/4-Takt durch das Album, die Snare folgt ihm und es schaukeln sich schöne, verspielte Melodien hoch - hier ein paar süße Vocals, dort ein paar Handclaps. Besonders gelungen klingt das in „Fibi Maybe“, „Jo Gurt“ und „Cheesy Mobisi“. Man merkt bei der Namensgebung der Songs bereits, dass man es mit zwei Scherzkeksen zu tun hat. Und so gleicht dann auch der Pressetext einem Kabarett-Programm. Tja, auch Spaß muss sein.

(Marco Weise)

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Da die am Stand tretende Pop-Welt stets eine Frischblutzufuhr benötigt, werden die Nachwuchshoffnungen immer jünger – ähnlich wie im Spitzensport. Nach Birdy erobert nun eine weitere 16-jährige Sängerin die internationalen Charts: Ella Yelich-O'Connor alias Lorde. Das hübsche wie stets schüchtern dreinblickende Mädchen wird seit der ersten Singleauskoppelung "Royals" als Wunderkind gehandelt. Tatsächlich ist es beeindruckend, mit welcher musikalischen Bildung und Raffinesse sie an die Arbeit geht. Ihre Songs inhalieren den Retro-Charme von Lana Del Rey, die Traurigkeit von Birdy und den feingeistigen Minimalismus-Pop von The xx. Ihre Songs sind dann zum Glück nicht auf Hochglanz poliert worden, sondern klingen überraschenderweise kratzig und herrlich unaufgeregt. So, also wäre Lorde diese überzeugende Platte ganz zufällig passiert. Ein (mögliches) Album des Jahres.

(Marco Weise)

Nach einer Studio- und einer Live-EP veröffentlicht die Zweitband von Caribou-Drummer Brad Weber das selbstbetitelte Debüt-Album. Dabei weicht Weber aber schon von der bei Bandgründung geäußerten Intention ab, „Tanzmusik mit akustischen Instrumenten“. Auf „Pick A Piper“ dürfen auch Computer mitspielen - allerdings zumeist nur dann, wenn sie Klänge von exotischen Instrumenten wie türkischen Flöten und kongolesischen Kalimbas verfremden. Trotzdem sind es hier nicht die eigenartigen Sounds, die sofort einnehmen. Es ist die Art, wie Weber mit eigentlich kalten, maschinellen Sounds dichte Atmosphäre erzeugen kann. Wie er aus den komplexen rhythmischen Strukturen Melodien entwickelt, die er dann mit Vokals-Parts weiterspinnt. Für letztere hat er sich Gäste wie Ryan Mcphun von Ruby Suns und John Schmersal von Enon ins Studio geholt. Auch wenn manche Gesangsparts dem spannenden Unterbau mit allzu gewöhnlichem Pop-Flair die Schärfe nehmen, ist „Pick A Piper“ ein rundum ansprechendes Album zwischen EDM, Psychedelic und Alternative geworden. (Brigitte Schokarth)

KURIER-Wertung:

Sara Jackson-Holman stammt aus Portland, dem Musikzentrum im Bundestaat Oregon, das immer wieder gute Bands wie etwa Modest Mouse, Tu Fawning oder die Decemberists hervorbringt. Mit „Cardiology“ hat die junge und hübsche Singer/Songwriterin ihr zweites Album veröffentlicht. Dieses stellte sie unlängst auch im Rahmen des Blue Bird Festivals im Porgy & Bess vor. Dieses besticht vor allem durch die Kombination aus wunderschönen Klaviermelodien und ihrer beachtlichen Stimme, die im Stück „Freight Train“ an Lana Del Ray erinnert. Die Grundstimmung in den dreizehn Songs ist dann verhalten, melancholisch getrübt und passt gut zu nebelverhangenen Tagen. (Marco Weise)

KURIER-Wertung:

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