Volksoper: Lachen gegen den Klimawandel mit "Die Reise zum Mond"

Ist der Mond eine bessere Welt? Vielleicht nicht ganz. Aber Jacques Offenbachs „Die Reise zum Mond“ kann man getrost antreten.
Diese Aussage hat Geschichte geschrieben: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit“, sagte der amerikanische Astronaut Neil Armstrong im Jahr 1969 anlässlich seiner Landung auf dem Mond.
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Nun ist auch die Wiener Volksoper auf dem Mond gelandet. Wenngleich dieser Schritt vielleicht kein großer für die Menschheit, dafür ein gar nicht so kleiner, vor allem aber feiner Schritt für die Jugendarbeit des Hauses ist. Denn Jacques Offenbachs 1875 in Paris uraufgeführte „Oper“ (oder doch Operette?) nach Jules Verne soll nicht nur junges Publikum in die Wiener Volksoper locken. Nein, sie lebt auch auf der Bühne von den jungen Darstellerinnern und Darstellern.
Kinder auf dem Mond
Der Kinderchor, der Jugendchor und Solisten aus dem Opernstudio haben bedeutende Aufgaben und sind nebst „gestandenen“ Protagonisten die wahren Stars dieser Premiere. Szenisch ist man kein Risiko eingegangen. Mit Laurent Pellys bereits in Paris – auch Athen und Nantes sind noch Co-Produzenten – erprobter, gefeierter und auf den Nachwuchs zugeschnittener Inszenierung konnte nicht viel schiefgehen. Das karge, aber sehr ästhetische Bühnenbild (Barbara de Limburg) und die tollen Kostüme (auch Pelly) will wohl niemand auf den Mond schießen.
Womit wir beim Inhalt dieser mit etwas mehr als zwei Stunden (inklusive Pause) für manche Jugendliche eventuell zu langen „Science-Fiction-Story“ wären. Irgendwo auf dem schönen Planeten Erde regiert ein gewisser König Zack, der allerdings nach fast 50 Jahren des Herrschens seines Amtes überdrüssig ist. Sein Sohn, Prinz Caprice, der eben von einer Weltreise zurückgekommen ist, soll die Amtsgeschäfte übernehmen. Doch Caprice hat keine Lust dazu. Vielmehr will er nach der Erde auch den Mond erkunden.
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Gewünscht, getan. Der etwas tapsige Wissenschafter Mikroskop entwickelt eine Kanone, und flugs sind Zack, Caprice und sehr zu seinem Widerwillen auch Mikroskop auf dem Mond. Doch damit beginnen die Probleme erst so richtig.
Denn auf dem Mond gibt es keine Liebe. Sie gilt hier als Krankheit. Doch Caprice verliebt sich in die Mondprinzessin Fantasia, was wiederum ihrem königlichen, sehr runden Papa Kosmos so gar nicht passt. Aber Äpfel können ja helfen, das wissen wir seit Adam und Eva.

Müll auf der Erde
Dass es auf dem Mond auch Schneestürme und Vulkanausbrüche gibt – die Erde ist bei Pelly szenisch nur eine (optisch hübsch verpackte) Müllhalde mit grau uniformierten Menschen und Selfie-Aufträgen – zeigt, dass es hier auch und vor allem um den Klimawandel geht.
So viel Kritik muss sein, darf sein, inmitten eines äußerst spaßigen Abenteuers. Denn die Sache mit den Äpfeln und damit auch mit der Liebe sogt für allerlei Chaos.
Und dieses wird vom Kinderchor, dem Jugendchor (Einstudierung bzw. Leitung: Roger Díaz-Cajamarca, Elisabeth Kirchner und Brigitte Lehr) sowie einigen Mitgliedern des Opernstudios liebevoll und vokal meist bravourös bewältigt.
So überzeugt Aaron-Casey Gould als ursprünglich als Hosenrolle konzipierter Prinz Caprice mit schlankem Tenor, der an der Artikulation aber noch arbeiten darf. Christoph Stocker gibt einen kugelrunden Mondkönig mit viel Spielwitz, Alexandra Flood ist eine bei Bedarf auch vokal köstlich hysterische Prinzessin Fantasia, Sofia Vinnik als Mondkönigin Popotte und Jonathan Hamouda Kügler komplettieren die extraterrestrische Population sehr gut. Mit Carsten Süss als grandios-komischer König Zack sowie Paul Schweinester als Mikroskop darf auch die Erde (mit-)lachen.
Fabelhaft Dirigent Alfred Eschwé und das spielfreudige Orchester, die alle Walzer, Couplets, Arien und Chorszenen mit Geschmack gestalten. Offenbach in Wien – das geht doch fast immer. Jubel!
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