Elisabeth Leopold: Eine der wichtigsten Kunstsammlerinnen des Landes ist tot
Die prominente Kunstsammlerin und Mäzenin Elisabeth Leopold ist tot. Sie starb im Alter von 98 Jahren.
Mit ihrem Ehemann begründete Elisabeth Leopold eine der bedeutendsten Sammlungen der Wiener Moderne
Die Grande Dame des heimischen Kunstbetriebs starb am Dienstagabend, teilten die Familie und das Leopold Museum am Mittwoch mit. An der Seite ihres 2010 verstorbenen Ehemanns Rudolf hatte sie eine der bedeutendsten Sammlungen der Wiener Moderne aufgebaut, die seit 2001 im Leopold Museum bestaunt werden kann - zumindest in Teilen.
"Sie sammeln den Schiele? Da haben S' aber schon einen Pecker"
Elisabeth Leopold begleitete ihren Ehemann auf seinen Kunstreisen und unterstützte ihn in seiner Sammeltätigkeit. Die ab den 1950er-Jahren mehr als 5.000 zusammengetragenen Kunstwerke, die neben dem weltgrößten Bestand an Schiele-Werken etwa auch Bilder von Klimt, Kokoschka oder Egger-Lienz umfassen, wurden 1994 in eine Stiftung eingebracht.
Dabei mussten sich die Leopolds am Anfang ihrer Sammlerleidenschaft wegen ihrer Vorlieben so manches anhören. "Ein Professor hat einmal gesagt: 'Sie sammeln den Schiele? Da haben S' aber schon einen Pecker'", erinnerte sich die Kunstliebhaberin vor einigen Jahren. Schiele habe damals eben nichts gegolten.
Restitutionen beschäftigten das Ehepaar schon früh
Um Werke dieses nunmehrigen Malergiganten drehten sich - Stichwort "Bildnis Wally" oder "Häuser am Meer" - auch einige Restitutionscausen, die das Sammlerehepaar über Jahre hinweg beschäftigten. Um den Vergleichszahlungen nachkommen zu können, musste das Museum andere Werke Schieles verkaufen.
Seit dem Tod ihres Mannes ist Elisabeth Leopold auf Lebenszeit Vorstandsmitglied der Leopold Museum-Privatstiftung. Im Ausstellungshaus selbst fungierte sie immer wieder als Co-Kuratorin - etwa für die Ausstellung "Nackte Männer" (2012), die für Furore und Aufregung inklusive überklebter Penisse am Plakatsujet sorgte. Leopold selbst demonstrierte damals ein gehöriges Maß an Abgeklärtheit. "Als Ärztin und alte Ehefrau kann ich an einem männlichen Geschlecht nichts Absonderliches finden. Ich finde eigentlich, dass der Penis nicht so ein wahnsinnig schöner Körperteil ist", sagte sie der APA.
Die Republik baute der Sammlung der Leopolds ein Museum
Elisabeth Leopold wurde 1926 in Wien-Hernals geboren. Bei ihrem Medizinstudium an der Universität Wien lernte die spätere Augenärztin Rudolf Leopold kennen, den sie 1953 heiratete. Die unermüdlich zusammengetragene einzigartige Sammlung wurde 1994 in die Leopold Museum-Privatstiftung eingebracht - gegen die Zusicherung, dass die Republik der Sammlung ein Museum bauen. Elisabeth Leopold wurde 2017 sowohl mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse als auch mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien bedacht.
Elisabeth Leopold hielt die Sammlerfamilie zusammen
"Zugleich war sie zeitlebens der Mittelpunkt der Familie, sie garantierte über alle Schwierigkeiten eines Sammlerhauses den Zusammenhalt der prägnanten Persönlichkeiten in der Familie Leopold", schrieb die Familie in der Mitteilung an die APA. "Vor allem aber hatte sie immer ihren Mann und sein Museumsprojekt mitgetragen und wurde auch im Alter niemals müde, seine Leistung und seine Kunsterkenntnis hervorzuheben, von der sie selbst, wie sie sagte, so vieles lernte und weitertrug. Man wird sie als unverwechselbare, authentische Persönlichkeit im Kulturleben Österreichs vermissen."
Erst 2020 freute sie sich über den Abschluss eines jahrzehntelangen Mammutprojekts: Das 1972 von Rudolf Leopold herausgegebene und bald vergriffene Standardwerk "Egon Schiele. Gemälde - Aquarelle - Zeichnungen" konnte kürzlich als aktualisierte und erweiterte Neuauflage neu aufgelegt werden.
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