20 Jahre Leopold Museum: Wie es sich der Sammler gewünscht hat

Elisabeth Leopold hätte sich bei Stiftungsvorstand Josef Ostermayer ein - und lauschte der Rede vom "braven Wipplinger"
Ungewohnt in Zeiten der Pandemie: 260 Kulturmanager, Politiker und Prominente feierten das 20-Jahr-Jubiläum des Museums

Bei recht kühler Witterung wurde am Dienstagabend auf dem Dach des Leopold Museums der 20. Geburtstag des Hauses gefeiert. „Ein paar Grad weniger und wir hätten die erste Après-Ski-Party des Jahres“, scherzte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in ihrer Rede. Die Stimmung war keineswegs frostig und die Erleichterung, dass die geltenden Pandemie-Regeln derzeit Museumsbesuche ebenso wie Feiern erlauben, greifbar.

„Das Leopold Museum ist ein Museum für alle“, erinnerte Direktor Hans-Peter Wipplinger an die rund sieben Millionen Menschen, die in den vergangenen 20 Jahren die insgesamt 119 Ausstellungen des Hauses besucht haben. „Der brave Wipplinger“ führe heute das Museum „gut und geschickt“, meinte Elisabeth Leopold, die 95-jährige Witwe des Sammlers und Stifters Rudolf Leopold, der das rund 5.500 Kunstwerke umfassende Lebenswerk des Sammler-Ehepaares 1994 in eine Stiftung eingebracht hatte - gegen die Zusicherung, dass die Republik der Sammlung ein Museum bauen werde.

Die Architekten Laurids und Manfred Ortner, die bei der Feier anwesend waren, hätten „ein Haus gemacht, wie es sich mein Mann immer gewünscht hat“, sagte Elisabeth Leopold und dankte, wie zuvor im KURIER-Interview, jenen beiden Politikern, ohne die es die Stiftung wohl nicht geben würde: Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Ex-Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP).

Einige andere Politiker kamen zu Wort - darunter zwei ehemalige Kulturminister. Josef Ostermayer (SPÖ), der sich bei seinem Nachfolger Gernot Blümel (ÖVP) für das Vertrauen bedankte, ihn als Vorstandsvorsitzender der Leopold Museum Privatstiftung berufen zu haben, hob hervor, dass es sich u. a. deshalb um „ein ganz besonderes Museum“ handle, weil es „nicht auf einer Sammlung ehemaliger monarchistischer Machthaber“, sondern auf Kunstsinn und Weitblick von Privatpersonen aufbaue, und erinnerte an die Krisenzeiten, in denen das Leopold Museum wegen Restitutionsforderungen und ungelöster Provenienzfragen Stein des Anstoßes gewesen sei. Dass die Konflikte mit der IKG heute beigelegt sind, bewies u.a. die Anwesenheit des ehemaligen IKG-Präsidenten Ariel Muzicant bei der Feier.

Blümel, heute Finanzminister, erinnerte sich daran, dass eine seiner ersten Ausstellungseröffnungen, die er als Kulturminister vornahm, im Leopold Museum stattgefunden hatte. Angesichts der vielen als unangenehm empfundenen Veränderungen der Corona-Zeit merkte er an, dass auch die Moderne „etwas Disruptives“ hatte, das später folklorisiert worden sei, und erinnerte an Walter Benjamins Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, in dem die Zerstörung der Aura konstatiert werde. Im Leopold Museum werde den Kunstwerken ihre Aura zurückgegeben.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) verwies u.a. darauf, dass in Österreich nicht nur vieles geplant, sondern auch vieles verhindert worden sei. Deshalb gratuliere er den Architekten auch für ihren Pragmatismus und ihr Durchhalten bei Entwicklung und Bau des Museumsquartiers, in dem nur noch ein Bauwerk fehle: „Der Leseturm wartet noch auf seine Realisierung“, auch wenn er dann wohl nicht mehr Leseturm heißen und einer anderen Bestimmung zugeführt werde. Die jüngste Adaption des einst zu Fall gebrachten Leuchtturm-Projekts des Areals findet sich im soeben erschienenen Jubiläumsband des Leopold Museums in ein Museumsquartier-Foto eingearbeitet. „Sie haben Konsequenz und geben nicht auf“, spielte Ostermayer auf diesen neuen Anlauf an.

Ehe es zum Anschnitt der von der Bäckerei Ströck gefertigten großen Geburtstagstorte in der Form des Museums-Kubus kam, sprach Gerda Leopold, die Tochter des Sammler-Paares, im Namen der Familie. Sie erinnerte sich an einen Moment bei der Hängung der ersten Ausstellungen, als die Nachricht vom Attentat auf die Twin Towers kam. Damals sei die große Bedeutung der intensiven Beschäftigung mit Kunst, die durch den Fanatismus des Vaters die ganze Familie beeinflusste, besonders deutlich geworden. „Wir sind stolz auf dieses Museum“, sagte sie. „Dieses Museum ist ein Unikat. Und ein Unikat verdient es, gepflegt zu werden.“

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