Kulturabsagen wegen CoV: "Vorhang zu" nun auch in den Kinos

Das Wiener Gartenbaukino
Gartenbau und Cineplexx-Kinos schließen vorerst. Sie und auch viele kleinere Theaterbühnen ziehen damit nach. Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek lud zu Rundem Tisch.

Die Welle an Absagen und Schließungen zur Eindämmerung des Coronavirus in Österreich rollte am Freitag weiter. Nun ziehen auch kleinere Bühnen, weitere Museen und auch Kinos nach, die bisher erwogen haben, unter der von der Regierung erlassenen 100 Personengrenze für Indoor-Veranstaltungen zu bleiben und offen zu halten.

"Vorhang zu" heißt es etwa im Wiener Gartenbaukino, ab sofort und jedenfalls bis 2. April und mit einem Wunsch ans Publikum: "Bleiben Sie gesund!" Auch alle 29 Kinos der Cineplexx-Kette werden ab morgen Samstag schließen. Dadurch wolle man "soziale Verantwortung wahrnehmen". Filme sollen "selbstverständlich zu einem späteren Zeitpunkt für unser Publikum zur Verfügung stehen", heißt es von Cineplexx, "damit wird das Kino nach Überwinden dieser schwierigen Phase wieder als wichtiger Ort des kulturellen Lebens und der Freizeitgestaltung etabliert." Auch das österreichische Filmmuseum in Wien stellt den Spielbetrieb bis auf weiteres ein.

Lunacek: "Es kann durchaus länger dauern"

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) hat für heute Mittag Vertreter der Kulturszene zum Runden Tisch eingeladen, um die Folgen der starken Einschränkungen durch das Coronavirus zu diskutieren. "Es ist klar, dass diese Gesundheitskrise auch den Kunst- und Kulturbereich massiv betrifft", sagte sie am Freitagvormittag.

Es sei "eine schwierige Zeit, eine herausfordernde", es werde aber auch "eine Zeit nach Corona" geben. "Wir werden dieses Virus auch besiegen!" Einzelne Künstler, die in existenzielle Notlagen kämen, könnten sich an den Unterstützungsfonds der Künstler-Sozialversicherung wenden, die derzeitigen Maßnahmen seien mit Sicherheit ein "unvorhergesehenes Ereignis" im Sinne der dortigen Regelungen. Was die zu erwartenden großen Einnahmeausfälle der Institutionen angehe, verwies sie auf bereits getroffene Unterstützungsmaßnahmen für Klein- und Mittelbetriebe sowie laufende Gespräche in der Regierung. "Der Ernst der Lage ist uns bewusst. Es wird Schritt für Schritt weitere Maßnahmen geben."

Darauf angesprochen, dass im Ausland Kulturinstitutionen verstärkt bis nach Ostern schließen würden, in Österreich sich die Kulturbranche aber im Augenblick auf eine Wiedereröffnung am 3. April abends einstelle, sagte die Staatssekretärin: "Es kann durchaus sein, dass es länger dauert."

Nachzügler unter den Museen

Das Museum der Moderne Salzburg ist ab morgen, Samstag, wegen des Coronavirus geschlossen. "Diese Maßnahme wird nach derzeitigem Kenntnisstand bis 3. April 2020 andauern", informierte das Museum am Freitag. Betroffen von der Schließung sind die beiden Standorte, das Museum auf dem Mönchsberg und das Rupertinum. Abgesagt sind auch alle Veranstaltungen und Ausstellungseröffnungen in diesem Zeitraum.

Aufgrund der aktuellen Situation im Zusammenhang mit dem Coronavirus wird die Kunsthalle Wien bis voraussichtlich Anfang April geschlossen bleiben. Auch die Wiener Secession schließt sich dem nun an, weiters das Dommuseum Wien, das Traklhaus Salzburg, der Kunstverein EisenstadtLentos Museum & Nordico Linz.

Nun fast alle Bühnen geschlossen

Um einer Verbreitung von CoVid-19 entgegenzuwirken, schließt das Wiener Volkstheater ab morgen auch seine Nebenspielstätten: Die Aufführungen im Volx/Margareten und auch der Schiene Volkstheater in den Bezirken finden nicht statt. Zunächst hatte das Theater lediglich die Spielstätte in der Halle E geschlossen.

Auch das Wiener Kosmos Theater hat sich mittlerweile entschlossen, den Spielbetrieb "bis auf weiteres" einzustellen. Adaptierungen gibt es auch bei KÖR - Kunst im öffentlichen Raum: Das geplante Programm des Projektes "Ich brauche Platz!" wird laut Aussendung in seiner bisher angedachten Form vorerst eingestellt. Das Geschehen wird stattdessen in den digitalen Raum verlagert und thematisch auf das sich verändernde Alltagsleben bezogen. Detaillierte Informationen hierzu wurden für nächste Woche angekündigt.

Nach dem Wiener Stadtsaal gab nun auch das dazugehörige, aber kleinere Kabarett Niedermair bekannt, dass bis auf weiteres geschlossen wird, auch wenn der Zuschauerraum gerade einmal hundert Plätze aufweist. Vom gesundheitlichen Standpunkt sei ein Betrieb vorläufig nicht vernünftig, sagt Andreas Fuderer zum KURIER. Im Gegensatz zur größeren Kabarettbühne des Stadtsaals, der zum Teil auch in die Sommermonate ausweicht, werde es für Vorstellungen im Niedermair keine Ersatztermine geben. Für die für 13. März geplante Premiere von Ludwig Müller werde natürlich ein Ersatztermin gesucht, wobei man die weitere Vorgangsweise der Bundesregierung abwarte.

Ebenfalls von den Absagen betroffen ist der Musical Frühling in Gmunden: "Vincent van Gogh" wird nicht wie geplant ab 2. April im Stadttheater Gmunden zur Aufführung gebracht werden können. Sobald die neuen Termine gefunden sind, wird der Verkauf dafür gestartet. Geplant sind Sonder-Rabatte für all jene, die ihr diesjähriges Ticket stornieren und gleichzeitig eines für 2021 buchen möchten. Das ursprünglich für 2021 geplante Stück wird um ein Jahr nach hinten verschoben. Das Kunsthaus Bregenz ist ab dem morgigen Samstag ebenfalls vorläufig geschlossen.

Ersatztermin für Amadeus gefunden

Indes steht der neue Termin für die verschobenen Amadeus Austrian Music Awards fest: Die Jubiläums-Show soll am 10. September dieses Jahres in der Wiener Stadthalle stattfinden. ORF 1 werde die Verleihung der Musikpreise übertragen.

Die Wiener Stadthalle gab indes viele weitere Ersatztermine bekannt: Pizzera & Jaus, Masters of Dirt, Cirque du Soleil, Ricky Gervais und andere sollen noch dieses Jahr nachgeholt werden. "Gemeinsam mit den Veranstaltern arbeiten wir intensiv daran, rasch neue Termine zu fixieren und TicketkäuferInnen umgehend über alle Änderungen zu informieren,“ sagt Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang FischerBisher habe man nur drei Shows definitiv ohne Ersatz absagen müssen. Dies betreffe "The Music of Star Wars". "Forever Amy" und "Heidi - Das Musical".

Ein neuer Termin konnte auch für das kürzlich abgesagte Konzert der Hamburger Kultband Die Sterne gefunden werden. Das Konzert soll am 12. Juni 2020 in der Grelle Forelle nachgeholt werden.

Harry Potter muss warten

Auch die für Sonntag geplante Deutschlandpremiere des Theaterstücks "Harry Potter und das verwunschene Kind" in Hamburg wird wegen des Coronavirus auf Oktober 2020 verschoben. "Es ist eine der schwersten beruflichen Entscheidungen gewesen, die ich je treffen musste", sagte Maik Klokow, Geschäftsführer und Produzent der Mehr-BB Entertainment, laut Mitteilung vom Freitag. "Aber die aktuellen Umstände lassen einen Premierenstart von 'Harry Potter und das verwunschene Kind' nicht zu." Alle Tickets behalten den Angaben zufolge ihre Gültigkeit und können für Vorstellungen ab Oktober 2020 eingetauscht werden. Produktion und Umbau des Theaters mit seinen 1.673 Plätzen hatten rund 42 Millionen Euro gekostet.

Die wegen des Coronavirus ausgefallene Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung wird auf 2021 verschoben. Der ungarische Autor László Földényi solle seine Auszeichnung zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse im nächsten Jahr überreicht bekommen, teilte die Stadt Leipzig am Freitag mit. Der Preis wird normalerweise beim Festakt zur Buchmesse-Eröffnung vergeben. In diesem Jahr wurde die Messe jedoch wegen des Coronavirus komplett abgesagt. Die Preisrede des ungarischen Essayisten und Kritikers solle bereits jetzt in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" publiziert werden. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ist mit 20.000 Euro dotiert.

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