Osterfestspiele Salzburg abgesagt, Kinostart von "F9" verschoben

Stopp für die Salzburger Osterfestspiele
Vereinigte Bühnen Wien rechnen mit Einnahmenverlusten durch Coronavirus von mehr als zwei Millionen Euro. Kinostart von "Fast & Furious 9" um fast ein Jahr verschoben. In der Hamburger Elbphilharmonie spielte James Blunt ein gestreamtes Konzert ohne Publikum.

Auch die Osterfestspiele Salzburg fallen dem Coronavirus zum Opfer: Der Aufsichtsrat hat am Donnerstagnachmittag die Absage des diesjährigen Festivals beschlossen. Die Festspiele hätten am 4. April mit ihrer Hauptproduktion, der Oper "Don Carlo" von Giuseppe Verdi, begonnen, also nur einen Tag nach dem vorläufigen Ende des von der Bundesregierung verhängten Verbotes größerer Veranstaltungen.

Die Absage trifft nicht nur die Osterfestspiele hart, sondern auch zahlreiche nachgelagerte Einrichtungen: Das Festival - es gilt als eines der teuersten weltweit - zieht jedes Jahr besonders zahlungskräftiges Publikum in die Mozartstadt. Hotellerie und Gastronomie, der Einzelhandel und vor allem auch der Kunsthandel profitieren davon.

Zu viele Mitwirkende bei Proben

Alleine bei den Proben für die Hauptproduktion, der Oper "Don Carlo" von Giuseppe Verdi am 4. April, wären mehr als die per Erlass des Gesundheitsministeriums erlaubten 100 Personen auf der Bühne gestanden. Bei Arnold Schönbergs "Gurre-Lieder" sind gar mehr als 300 Personen involviert.

"Das ist eine Anzahl von Mitwirkenden, die aus Sicht der Fürsorgepflicht der Festival-Geschäftsführer mehr als problematisch ist. Daher haben die Osterfestspiele ersucht, die Aufführungen zu untersagen", sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) nach der Sitzung. Auch der amtsärztliche Dienst habe eine Absage empfohlen.

"Auf der anderen Seite weiß man nicht, ob die Maßnahmen, die derzeit bis 3. April befristest sind, verlängert werden", betonte Haslauer. Viele Künstler würden zudem aus anderen Ländern kommen - auch aus Italien oder Südkorea, die besonders stark vom Coronavirus betroffen sind. Ein Teil der Besucher seien auch ältere Personen, die in den engen Auditorien einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind.

Schadensbegrenzung

Nun gehe es darum, den Schaden zu minimieren. "Je später die Osterfestspiele abgesagt werden, desto höher werden die Ausfallskosten." 

Die Zukunft des Festivals als Ganzes sieht der Landeshauptmann aber nicht gefährdet. "Wir haben auf eine rasche behördliche Entscheidung gedrängt, damit der Schaden nicht so groß wird, dass die Osterfestspiele insgesamt in ihrer Substanz bedroht sind."

Wie die Aufsichtsratsvorsitzende der Osterfestspiele Salzburg GmbH, Sarah Wedl-Wilson, am Donnerstag erklärte, sei nun ein Kassensturz notwendig. "Wir schauen uns alle Verträge mit dem Orchester und den Künstlern im Detail an." Dort wo schon Proben geleistet wurden, seien aber auf jeden Fall Entschädigungen zu bezahlen.

Die Absage sei schwierig, aber ohne Alternative gewesen. "Sie können sich vorstellen, wie sich die Mitarbeiter fühlen, die das ganze Jahr einzig und alleine auf dieses Event hinarbeiten. Die Vorbereitungen für 2020 laufen seit zweieinhalb Jahren. Aber wir beugen uns den medizinischen und gesundheitlichen Notwendigkeiten." Wie Haslauer ging Wedl-Wilson heute davon aus, dass es das Festival auch in Zukunft geben wird.

VBW rechnen mit Einnahmenverlust in Millionenhöhe

Hart getroffen von den Veranstaltungseinschränkungen im Kulturleben werden die Vereinigten Bühnen Wien (VBW). "Wir werden uns der Realität stellen müssen", meinte VBW-Geschäftsführer Franz Patay im APA-Gespräch. Konkret rechnet er durch ausfallende Musical- und Opernvorstellungen mit einem Einnahmenverlust von 2,1 bis 2,2 Mio. Euro. "Ich wünsche mir jedenfalls, dass es am 3. April weitergeht."

Die eigentlich für kommende Woche geplante "Fidelio"-Premiere in der Regie von Hollywoodstar Christoph Waltz am Theater an der Wien soll weiterhin am 20. März via ORF 2 ausgestrahlt werden. Allerdings nicht live-zeitversetzt. "Der Stand aktuell ist ja, dass wir den Probenbetrieb aufrecht halten. Und im Rahmen dieses Probenbetriebs werden wir schauen, dass wir das mit den Kameras einfangen." Es würde sich also nicht um eine komplette Vorstellung, sondern eine aus mehreren Durchläufen zusammengeschnittene Version handeln. "Wir sind guter Dinge, dass wir das so zusammenbringen."

Für die VBW als Unternehmen mit rund 800 Mitarbeitern sei die derzeitige Situation jedenfalls herausfordernd. Bis 3. April fallen 25 Musical- und 19 Opernvorstellungen aus. Verlängert sich die spielfreie Zeit, sei natürlich auch mit höheren Verlusten zu rechnen, betonte Patay

"F9" fast um ein Jahr verschoben

Die neunte Folge der 'Fast & Furious'-Reihe sollte im Mai in die Kinos kommen. Nun verschiebt Universal den Kinostart von "F9" aufgrund der Coronavirus-Pandemie um fast ein Jahr, wie der Hollywood Reporter berichtet. Der Film soll erst am 2. April 2021 in den USA und wohl auch weltweit anlaufen. Ursprünglich war dieser Termin für die zehnte und laut Plan letzte Folge der Fast & Furious"-Reihe reserviert.

Blunt vor leeren Rängen

In Hamburg gab es keinen Jubel für James Blunt, als er am Mittwoch die Bühne des Großen Saals der Elbphilharmonie betrat. Vor dem britischen Popsänger sind die 2.100 Sitze frei geblieben - er spielte ein Geisterkonzert. Wegen der Ausbreitung von Sars-CoV-2 war am Mittwochnachmittag mitgeteilt worden, seinen Auftritt vor leeren Rängen stattfinden zu lassen.

"Solche Konzerte dürften das Modell der Zukunft sein - definitiv aber für die nächsten Monate, wenn das Virus das öffentliche Leben beeinträchtigt", sagte Blunt im Gespräch mit der dpa.

Andere folgen nach: Die italienische Rocksängerin Gianna Nannini hat für den heutigen Donnerstag (16 Uhr) ein "virtuelles Konzert gegen Corona-Einsamkeit" angekündigt, das sie live aus ihrem Haus in Mailand über ihren Instagram-Account übertragen wird. Italien ist wegen der Ausbreitung des Coronavirus schon Sperrzone, doch auch in Deutschland und Österreich begrenzen Theater oder Konzerthallen bereits die Besucherzahlen oder sagen Großveranstaltungen ab.

So auch in Berlin. Der RBB will die Aufführung von Georges Bizets "Carmen" aus der Staatsoper Unter den Linden ebenfalls als Livestream zu den Menschen bringen. "Das ist das Fantastische an moderner Technologie", findet Blunt. "Wir bleiben in Verbindung über unsere Mobiltelefone. Wir sind in der Lage, solche Konzerte in Echtzeit zu übertragen. Es ist die Art, wie wir die Isolation überwinden können."

Hauskonzert auf Twitter

Starpianist Igor Levit (33) verlegt den Konzertsaal auf Twitter. Am Donnerstagabend (19 Uhr) wollte er von Zuhause aus für sein Publikum spielen - per Livestream auf Twitter.

"Die Konzertsäle sind leer, gemeinsames Hören und Erleben von Musik ist nicht möglich. Das ist traurig, jedoch notwendig. Und gut so", schrieb Levit am Donnerstag auf Twitter. Seine Musik wolle er aber weiter teilen. "Also probiere ich mal etwas aus: Mein Hauskonzert." Was er spielen wolle, verriet er noch nicht: "Mal gucken." Solche Livestream-Konzerte wolle er wiederholen, "wann immer ich kann". Levits Einspielung sämtlicher 32 Klaviersonaten von Beethoven gehört derzeit zu den meistverkauften Klassikaufnahmen in Deutschland.

Auch Museen in OÖ schließen nun

Schwieriger wird des für Museen, ihre Inhalte in die Wohnzimmer zu tragen. Auch sie mussten weitestgehend ihre Pforten schließen. AmFreitag zieht auch Öberösterreich nach. In Linz stellen "im Gleichklang mit dem Land Oberösterreich" alle städtischen Museen ihren Betrieb ein, ab Montag folgt die Musikschule, informierte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Die Linzer Volkshochschule setzt bis Ostern zudem die von ihr organisierten Kurse aus.

Das OÖ Landesmuseum mit Schlossmuseum, Landesgalerie, Biologiezentrum sowie allen Nebenstandorten, das OÖ Kulturquartier, das StifterHaus sowie Landesbibliothek und Landesarchiv bleiben bis auf weiteres für die Besucher geschlossen, entschied auch das Land.

Stift Melk schließt touristischen Betrieb

Das Stift Melk schließt ab sofort seinen touristischen Betrieb. Die Maßnahme ist eine Folge des Erlasses der Bundesregierung zur Eindämmung des Coronavirus. Somit werden Stiftsbesichtigungen eingestellt und die Nordbastei ebenso geschlossen wie der Stiftspark und der Stiftsshop. Auch das Restaurant werde man bis 3. April schließen, wurde am Donnerstag mitgeteilt.

Weitere Schließungen

Keine Alternative bietet sich Kultur-Fans in den kommenden Wochen im kleinen Wiener Theater Bronski & Grünberg: Obgleich mit nur 69 Sitzplätzen ausgestattet, werde das Haus seinen Spielbetrieb einstellen, wurde am Donnerstag mitgeteilt. Man habe sich diesen Schritt lange und reiflich überlegt. "Die Lage ist ernst, und wir möchten kein Risiko für unser Publikum, unsere MitarbeiterInnen und unsere DarstellerInnen eingehen. Wir wollen dazu beitragen, dass sich die Situation so schnell wie möglich wieder normalisieren kann, und dazu möchten wir den Empfehlungen der Regierung folgen, auch wenn wir unter der aktuellen 100 Personen Grenze liegen." In der Zwischenzeit wolle man sich auf "eine schillernde Wiedereröffnung" vorbereiten.

Den selben Weg beschreitet das Wiener WUK: Wurden zuvor schon die Konzerte im Haus abgesagt, gilt das nun auch für die Performance-Schiene und etwa die für heute, Donnerstag, angesetzte Uraufführung "Oceans of Notions (Swimming)" von Anna Nowak. Hier betonten die Verantwortlichen ebenfalls: "Es ist uns nicht leichtgefallen." Die Vorstellungen der aktuellen und kommenden Woche sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Klar sei jedenfalls: "Wir, die Gesellschaft Wiens und Österreichs, haben die Verantwortung, die Ausbreitung des Coronavirus so gering wie möglich zu halten." Daher rufe man das Publikum dazu auf, "zu Hause zu bleiben, eure sozialen Kontakte auf anderen Wegen zu pflegen und so die Infektionskurve so flach wie möglich zu halten".

Auch das Tanzquartier Wien gab heute bekannt, dass so wie bei den meisten anderen Bühnen alle Veranstaltungen vorerst abgesagt sind, bis 3. April.

"Ja, wir spielen weiter"

Vorerst geöffnet bleibt die Antrittsschau des neuen Leitungsteams der Kunsthalle Wien. "... von Brot, Wein, Autos, Sicherheit und Frieden" in den beiden Standorten am Museumsquartier und Karlsplatz ist für Besucher also zugänglich, allerdings werden alle Veranstaltungen und Führungen "bis voraussichtlich Ende März" abgesagt, heißt es in einer Aussendung. "Die Kunsthalle Wien setzt weiterhin alle staatlichen Vorgaben zur Eindämmung des Covid-19 um, wobei die oberste Priorität natürlich die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Besucher*innen und unserer Mitarbeiter*innen ist." Während der Ausstellung werde man dafür Sorge tragen, dass die Personenzahl von maximal 100 nicht überschritten wird.

Das Wiener Kabinetttheaters gab heute bekannt, dass der Spielbetrieb aufrecht bleibt. "Ja, wir spielen weiter!" Die kleine Bühne habe nur 50 bis maximal 60 Sitzplätze, "das ist in diesem Fall ein großer Vorteil."

"Wir wünschen unseren Gästen gute Gesundheit und große Lust, ab und zu auch mal das Haus zu verlassen", schreibt Chefin 
Julia Reichert.

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